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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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spöttisch vor mir und ging davon. Wie ich jetzt erkannte, war einer seiner beiden Begleiter Eilaf der Rote. »Weiß Haesten etwas von Euch und Æthelflaed?«, fragte ich Erik. »Natürlich nicht. Er glaubt einfach, ich sei für ihre Bewachung zuständig.« »Und weiß er, dass Ihr sie mögt?« »Mehr aber auch nicht«, versicherte mir Erik. Durchtriebener, nicht vertrauenswürdiger Haesten, der mir sein Leben schuldete. Der seinen Eid gebrochen hatte. Dessen Ehrgeiz vermutlich selbst noch Sigefrids Träume übertraf. Ich beobachtete ihn, bis er in ein Gebäude eintrat, das nach meiner Vermutung sein eigener Palas war. »Seid auf der Hut vor Haesten«, mahnte ich Erik, »ich glaube, er wird allzu leicht unterschätzt.« »Er ist nur ein boshaftes Wiesel«, tat Erik meine Befürchtungen ab. »Welche Botschaft soll ich Ragnar bringen?«
    »Richtet Ragnar aus«, sagte ich, »dass seine Schwester glücklich ist, und lasst ihm Æthelflaed von ihr erzählen.« Es hatte keinen Sinn, etwas zu schreiben, sogar wenn ich Pergament und Tinte bei mir gehabt hätte, denn Ragnar konnte nicht lesen. Aber Æthelflaed kannte Thyra, und ihre Erzählungen über Beoccas Frau würden Ragnar davon überzeugen, dass die Liebenden auf der Flucht die Wahrheit sagten. »Und in einer Woche von heute an«, sagte ich, »wenn der obere Rand der Sonne den Saum der Welt berührt, haltet Euch bereit.«
    Erik hielt inne und führte im Kopf eine Berechnung durch. »Es wird dann Ebbe sein«, sagte er, »kurz vor der Gezeitenumkehr. Und wir werden bereit sein.«
    Für diese Torheit, dachte ich, oder für die Liebe. Torheit. Liebe. Torheit.
    Wie müssen die drei Schwestern am Fuße des Weltenbaumes gelacht haben. Auf unserem Ritt nach Hause war ich wenig gesprächig. Finan redete drauflos, rühmte, wie großzügig Sigefrid mit Essen, Bier und Sklavinnen gewesen war. Ich hörte ihm mit halbem Ohr zu, bis der Ire schließlich erkannte, dass ich nicht in der Laune zum Reden war, und so schweigsam wurde wie ich. Erst als wir in Sichtweite der Banner an Lundenes Stadtmauer waren, winkte ich ihn mit mir an die Spitze unseres Zuges, außer Hörweite der anderen Männer. »In sechs Tagen von heute an«, sagte ich, »musst du den Seeadler Ablegen bereithalten. Wir brauchen Bier und Essen für drei Tage.« Ich erwartete nicht, so lange wegzubleiben, aber es war gut, auf alles vorbereitet zu sein. »Wenn Ebbe ist, lässt du den Rumpf abschaben«, fuhr ich fort, »und sorg dafür, dass alle Männer nüchtern sind, wenn wir losfahren. Nüchtern, die Klingen geschärft und kampfbereit.« Finan lächelte leicht, sagte jedoch nichts. Wir ritten zwischen Hütten hindurch, die an den Grenzen des Marschlandes bei der Temes errichtet worden waren. Viele der Leute, die hier lebten, waren Sklaven, die ihren dänischen Herren in Ostanglien hatten entkommen können, und nun lebten sie von dem, was sie aus dem Unrat der Stadt zusammenklauben konnten, wenn auch einige von ihnen winzige Felder mit Roggen, Gerste und Hafer bepflanzt hatten. Gerade wurde die magere Ernte eingebracht, und ich hörte, wie Klingen kratzend die wenigen Halme schnitten. »In Lundene soll niemand wissen, dass wir segeln«, erklärte ich Finan.
    »Das werden sie auch nicht«, sagte er grimmig. »Kampfbereit«, erklärte ich ihm erneut. »Das werden wir sein.«
    Schweigend ritt ich weiter. Die Leute sahen meine Kettenrüstung und gingen uns eilig aus dem Weg. Sie berührten ihre Stirnen oder knieten sich in den Schlamm, dann drängelten sie sich vor, wenn ich ihnen Pennys hinwarf. Langsam kam der Abend, und die Sonne stand schon hinter der großen Rauchwolke, die aus Lundenes Kochfeuern aufstieg, und der Gestank der Stadt zog säuerlich und dick durch die Luft. »Hast du dieses Schiff gesehen, das den Wasserlauf bei Beamfleot versperrt?«, fragte ich Finan schließlich. »Ich habe einen flüchtigen Blick darauf geworfen.« »Wenn wir es angreifen würden«, sagte ich, »dann würden sie uns kommen sehen. Und sie könnten sich hinter den hohen Seiten verschanzen.« »Fast eine Mannshöhe über uns«, stimmte Finan zu und gab damit zu erkennen, dass er mehr als einen flüchtigen Blick auf das Schiff geworfen hatte. »Denk doch mal darüber nach, wie wir dieses Schiff aus dem Weg bringen könnten.« »Nicht, dass wir vorhätten, so etwas zu tun, Herr, oder?«, fragte er verschmitzt.
    »Natürlich nicht«, sagte ich, »aber denk trotzdem darüber nach.«
    Dann kreischten die ungefetteten Scharniere des nächsten

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