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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bösartiges Aussehen verlieh. Dann blieb er mit gespreizten Beinen stehen und sah uns an, als erwarte er einen Angriff. »Herr Sigefrid!«, grüßte ihn Haesten mit erzwungener Leichtigkeit. »Herr Haesten! Willkommen zurück! Wahrhaftig, willkommen!« Sigefrids Stimme war merkwürdig hoch, nicht weibisch, aber sie passte dennoch nicht zu solch einem riesigen, tückisch wirkenden Mann. »Und Ihr«, er deutete mit einer schwarz behandschuhten Hand auf mich, »müsst Herr Uhtred sein!«
    »Uhtred von Bebbanburg«, stellte ich mich vor. »Und Ihr seid willkommen, fürwahr willkommen!« Er trat einen Schritt vor und nahm selbst die Zügel meines Pferdes, was eine Ehre war, und dann lächelte er zu mir empor, und sein Gesicht, das so furchterregend ausgesehen hatte, wurde mit einem Mal verschmitzt, sogar fast freundlich. »Die Leute behaupten, Ihr wäret großgewachsen, Herr Uhtred!«
    »Das habe ich auch schon gehört«, sagte ich. »Dann lasst uns feststellen, wer von uns der Größere ist«, schlug er leutselig vor. »Ihr oder ich?« Ich glitt aus dem Sattel und schüttelte meine steifen Beine aus. Sigefrid, riesenhaft in seinem Fellumhang, hielt immer noch meine Zügel, und er lächelte auch immer noch. »Also?«, fragte er die nächstbesten Männer.
    »Ihr seid größer«, beeilte sich einer von ihnen zu sagen.
    »Und wenn ich Euch gefragt hätte, wer der Schönere ist«, sagte Sigefrid, »was hättest du dann geantwortet?«
    Der Mann sah von Sigefrid zu mir und von mir zu Sigefrid und wusste nicht, was er sagen sollte. Er starrte uns nur entsetzt an.
    »Er befürchtet, die falsche Antwort zu geben«, vertraute mir Sigefrid erheitert an, »weil ich ihn dann vielleicht töte.«
    »Und würdet Ihr das?«
    »Ich würde es mir überlegen. Hier!«, rief er den Mann an, der nun ängstlich vortrat. »Nimm die Zügel«, sagte Sigefrid, »und geh mit dem Pferd herum. Und wer ist nun der Größere?« Diese Frage galt Haesten.
    »Ihr habt dieselbe Größe«, sagte Haesten. »Und sind einer so hübsch wie der andere«, sagte Sigefrid und lachte. Er legte seine Arme um mich, und ich roch den widerlichen Gestank seines Fellumhangs. Er drückte mich an seine Brust. »Seid willkommen, Herr Uhtred, willkommen!« Dann trat er einen Schritt zurück und grinste. Ich mochte ihn in diesem Moment, denn sein Lächeln wirkte tatsächlich einladend. »Ich habe schon viel von Euch gehört«, erklärte er. »Und ich von Euch, Herr.« »Und zweifellos wurden uns beiden viele Lügen aufgetischt! Aber gute Lügen. Aber ich habe auch noch einen Zwist mit Euch.« Er grinste abwartend, aber ich ging nicht auf seine Worte ein. »Jarrel!«, erklärte er, »Ihr habt ihn umgebracht.«
    »Das habe ich«, sagte ich. Jarrel hatte die Besatzung des Wikingerschiffs angeführt, die ich an der Temes hingemetzelt hatte.
    »Ich mochte Jarrel«, sagte Sigefrid.
    »Dann hättet Ihr ihm raten sollen, um Uhtred von Bebbanburg einen großen Bogen zu machen«, sagte ich.
    »Das stimmt«, sagte Sigefrid, »und stimmt es auch, dass Ihr Ubba getötet habt?« »Das habe ich.« »Er kann nicht einfach zu töten gewesen sein! Und Ivarr?«
    »Ivarr habe ich auch getötet«, bestätigte ich. »Aber er war alt, und seine Zeit war gekommen. Sein Sohn hasst Euch, wisst Ihr das?« »Das weiß ich.« Sigefrid schnaubte höhnisch. »Dieser Sohn ist ein Nichts. Ein Stück Knorpel. Er hasst Euch, aber warum sollte sich der Falke um den Hass des Spatzen scheren?« Er grinste mich an und richtete seinen Blick dann auf Smoca, meinen Hengst, der in der Arena herumgeführt wurde, sodass er sich nach dem langen Ritt langsam abkühlen konnte. »Das«, sagte Sigefrid bewundernd, »ist ein Pferd!« » So ist es!«, stimmte ich zu. »Ob ich es Euch vielleicht wegnehmen sollte?« »Das haben schon viele versucht«, sagte ich. Das gefiel ihm. Er lachte wieder und legte mir eine schwere Hand auf die Schulter, um mich zu dem Kreuz zu fuhren. »Ihr seid Sachse, wie ich gehört habe?«
    »Das bin ich.« »Aber kein Christ!«
    »Ich verehre die wahren Götter«, sagte ich. »Mögen sie Euch dafür lieben und belohnen«, sagte er und drückte meine Schulter, und sogar durch den Kettenpanzer und das Leder spürte ich, wie stark er war. Dann wandte er sich ab. »Erik! Bist du mit einem Mal schüchtern geworden?« Sein Bruder trat aus der Männergruppe. Er hatte das gleiche schwarze, buschige Haar, doch Erik hatte es mit einer Kordel fest nach hinten zusammengebunden. Sein Bart war geschnitten. Er war

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