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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hinabrauschte. Wenn wir die richtige Stelle nicht trafen, wenn eines der Schiffe auch nur eine halbe Ruderlänge zu weit südlich oder nördlich fuhr, dann würde es die scharfzackigen Pfeiler rammen, und Männer würden in den Fluss fallen und ich würde nicht hören, wie sie ertranken, weil sie augenblicklich von ihren Rüstungen und Waffen unter Wasser gezogen würden. Steapa hatte nachgedacht, was bei ihm immer seine Zeit brauchte, doch nun stellte er eine scharfsinnige Frage. »Warum landen wir nicht vor der Brücke flussaufwärts? Dort muss es in der Mauer doch auch Stadttore geben.«
    »Es gibt wenigstens ein Dutzend Stadttore«, sagte ich, »vielleicht sogar zwanzig, und Sigefrid hat sie bestimmt alle geschlossen und gesichert, aber was er nicht erwartet, ist ein Vorstoß mit Schiffen durch die Lücke in der Römerbrücke.« »Weil Schiffe dort untergehen?«, fragte Steapa. »Weil Schiffe dort untergehen«, bestätigte ich. Einmal hatte ich es mit angesehen. Ich hatte gesehen, wie ein Handelsschiff, gerade im Moment der Gezeitenumkehr, bei der das Wasser stillsteht, durch die Lücke fahren wollte, und der Steuermann hatte das Boot zu weit seitwärts gelenkt, und die gebrochenen Pfeiler hatten die Planken des Schiffsrumpfs aufgerissen. Die Lücke war etwa vierzig Schritte breit und, wenn der Fluss ruhig war, beim Wechsel zwischen Ebbe und Flut stillstand und auch kein Wind das Wasser aufwühlte, dann sah die Lücke ganz unschuldig aus, doch sie war es nie. Lundenes Brücke war eine Todesfalle, und um Lundene einzunehmen, musste ich mich dieser Brücke stellen. Und wenn wir überlebten? Wenn wir bis zu dem römischen Ankerplatz kamen und an Land gehen konnten? Dann würden wir wenige sein und der Feind wäre zahlreich, und manche von uns würden in den Straßen sterben, lange bevor es Æthelreds Truppen über die Stadtmauer geschafft hatten. Ich berührte Schlangenhauchs Heft und spürte das kleine Silberkreuz, das dort eingelassen war. Das Geschenk von Hild. Das Geschenk einer Geliebten.
    »Hast du schon einen Kuckuck rufen hören?«, fragte ich Steapa. »Noch nicht.«
    »Es ist Zeit, sich auf den Weg zu machen«, sagte ich, »es sei denn, du willst mich jetzt töten.« »Vielleicht später«, sagte Steapa, »aber jetzt kämpfe ich an deiner Seite.« Und einen Kampf würde es geben. Das wusste ich. Und ich berührte mein Hammeramulett und sandte ein Gebet hinaus in die Dunkelheit. Ich betete darum, zu überleben, um das Kind sehen zu können, das in Giselas Bauch wuchs. Osric, der mich zusammen mit Pater Pyrlig von Lundene weggebracht hatte, war einer unserer Schiffsführer, und der andere war Ralla, der Mann, der meine Streitkräfte dorthin gebracht hatte, wo wir für die Dänen einen Hinterhalt gelegt und deren Leichen am Ufer des Flusses an die Bäume gehängt hatten. Ralla hatte die Brücke von Lundene schon öfter durchfahren, als er sich erinnern konnte. »Aber noch nie bei Nacht«, erklärte er mir, als wir auf die Insel zurückkehrten. »Kann es gelingen?«
    »Das werden wir heute herausfinden, Herr, oder nicht?« Æthelred hatte hundert Männer zur Bewachung der Insel und der Schiffe zurückgelassen, und diese Männer standen unter dem Befehl Egberts, eines alten Kriegers, dessen Stellung von einer Silberkette angezeigt wurde, die um seinen Hals hing. Als wir so unerwartet zurückkehrten, stellte er mich sofort zur Rede. Er traute mir nicht und glaubte, ich hätte den Angriff im Norden deshalb nicht durchgeführt, um zu verhindern, dass Æthelred Erfolg hatte. Ich brauchte Männer von ihm, doch je mehr ich bat, desto größer wurde seine Feindseligkeit. Meine eigenen Männer gingen an Bord der beiden Schiffe. Sie wateten durch das kalte Wasser und zogen sich an den Seiten über die Reling. »Woher soll ich wissen, dass Ihr nicht einfach nach Coccham zurückgeht?«, fragte Egbert argwöhnisch. » Steapa!«, rief ich. »Erzähl Egbert, was wir vorhaben.«
    »Dänen töten«, knurrte Steapa von seinem Platz an einem Lagerfeuer herüber. Die Flammen spiegelten sich in seinem Kettenhemd und seinen gnadenlosen, düsteren Augen. »Gebt mir zwanzig Männer«, bat ich Egbert. Er starrte mich an, dann schüttelte er den Kopf. »Das kann ich nicht«, sagte er. »Warum nicht?« »Wir sind beauftragt, unsere Herrin Æthelflaed zu beschützen«, sagte er. »So lautet der Befehl des Herrn Æthelred. Wir sind hier, um sie zu beschützen.«
    »Dann lasst zwanzig Männer auf ihrem Schiff«, sagte ich, »und gebt mir

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