Schwertgesang
die übrigen.« »Das kann ich nicht«, beharrte Egbert verbissen. Ich seufzte. »Tatwine hätte mir Männer gegeben«, sagte ich. Tatwine hatte die Haustruppen unter Æthelreds Vater angeführt. »Ich kannte Tatwine«, sagte ich.
»Ich weiß, dass Ihr ihn kanntet. Ich erinnere mich an Euch«, sagte Egbert knapp, und die verborgene Mitteilung in seinem Tonfall war, dass er mich nicht mochte. Als junger Mann hatte ich ein paar Monate lang unter Tatwine gedient, und damals war ich dreist, ehrgeizig und überheblich gewesen. Offenkundig glaubte Egbert, dass ich immer noch dreist, ehrgeizig und überheblich war, und vielleicht hatte er auch recht.
Er wandte sich ab, und ich dachte, damit sei ich entlassen, doch er sah nur dorthin, wo ein bleicher, geisterhafter Schatten hinter den Lagerfeuern sichtbar wurde. Es war Æthelflaed, die augenscheinlich unsere Rückkehr bemerkt hatte und nun in einen weißen Umhang gehüllt ans Ufer watete, um festzustellen, was vor sich ging. Ihr Haar war nicht aufgesteckt und fiel ihr in einem goldenen Wirrwarr über die Schultern. Bei ihr war Pater Pyrlig.
»Ihr seid nicht bei Æthelred?«, erkundigte ich mich, überrascht, den walisischen Priester vor mir zu sehen.
»Seine Herrschaft war der Auffassung, keinen Rat mehr nötig zu haben«, sagte Pyrlig, »also bat er mich, hierzubleiben und für ihn zu beten.« »Das war keine Bitte«, stellte Æthelflaed richtig, »er hat Euch befohlen, hierzubleiben und für ihn zu beten.«
»Das hat er«, sagte Pyrlig, »und wie Ihr sehen könnt, bin ich passend zum Gebet gekleidet.« Er trug ein Kettenhemd und hatte sich mit seinen Schwertern gegürtet. »Und Ihr?«, fragte er herausfordernd, »ich dachte, Ihr zieht von der Nordseite aus gegen die Stadt.« »Wir fahren den Fluss hinunter«, erklärte ich, »und greifen Lundene vom Landeplatz aus an.« »Kann ich mitkommen?«, fragte Æthelflaed sofort. »Nein.«
Sie lächelte über diese barsche Ablehnung. »Weiß mein Ehemann, was du hier tust?« »Er wird es herausfinden, Herrin.« Sie lächelte erneut, dann kam sie zu mir und zog meinen Umhang zur Seite, damit sie sich an mich lehnen konnte. Dann zog sie meinen schwarzen Umhang über ihren weißen. »Ich friere«, erklärte sie Egbert, in dessen Miene Überraschung und Entrüstung über ihr Verhalten standen. »Wir sind alte Freunde«, sagte ich zu Egbert. »Sehr alte Freunde«, stimmte Æthelflaed zu, und sie legte mir einen Arm um die Mitte und schmiegte sich eng an mich. Egbert konnte ihren Arm unter meinem Umhang nicht sehen. Mir war ihr goldenes Haar direkt unter meinem Bart sehr bewusst, und ich fühlte ihren zarten Körper beben. »Uhtred ist für mich wie ein Onkel«, sagte sie zu Egbert. »Ein Onkel, der Eurem Ehemann zum Sieg verhelfen wird«, erklärte ich ihr, »aber ich brauche noch Männer. Und Egbert will mir keine Männer geben.«
»Will er das nicht?«, fragte sie.
»Er sagt, er braucht alle seine Männer, um Euch zu beschützen.«
»Gebt ihm Eure besten Männer«, sagte sie zu Egbert in sorglosem, freundlichem Ton. »Herrin«, sagte Egbert, »mein Befehl lautet...« »Ihr gebt ihm Eure besten Männer!« Mit einem Mal klang aus Æthelflaeds Stimme entschlossene Härte. Sie trat unter meinem Umhang hervor in das grelle Licht der Lagerfeuer. »Ich bin die Tochter eines Königs!«, sagte sie hochmütig, »und verheiratet mit dem Aldermann von Mercien! Und ich verlange von Euch, Uhtred Eure besten Männer zu geben! Jetzt gleich!«
Sie hatte sehr laut gesprochen, sodass alle Männer auf der Insel zu ihr hinstarrten. Egbert wirkte beleidigt, doch er sagte nichts. Stattdessen straffte er sich und setzte eine sture Miene auf. Pyrlig fing meinen Blick auf und lächelte verschmitzt. »Hat keiner von euch den Mut, an Uhtreds Seite zu kämpfen?«, fragte Æthelflaed in die Runde der Männer. Sie war vierzehn Jahre alt, ein schmächtiges, bleiches Mädchen, doch aus ihrer Stimme klang die Abstammung von einem alten Königshaus. »Mein Vater würde wollen, dass ihr euch heute Nacht mutig zeigt!«, fuhr sie fort, »oder muss ich nach Wintanceaster zurückkehren und meinem Vater berichten, dass ihr am Feuer gesessen habt, während Uhtred kämpfte?« Bei der letzten Frage hatte sie sich wieder zu Egbert gewandt.
»Zwanzig Männer«, bat ich ihn eindringlich. »Gebt ihm mehr!«, sagte Æthelflaed bestimmt. »In den Booten ist nur noch Platz für vierzig zusätzliche Männer«, sagte ich. »Also gebt ihm vierzig!«, sagte Æthelflaed.
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