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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Reihen verstärkten, und auch damit hatte ich mich widerspruchslos einverstanden erklärt, ebenso wie ich mich eben damit einverstanden erklärt hatte, dass er den Ruhm ernten konnte, wenn der Angriff erfolgreich verlief. »Du kannst dreißig haben«, wiederholte er schroff. Ich hätte Einwände vorbringen können, und vielleicht hätte ich das auch tun sollen, aber ich wusste, dass nichts Gutes dabei herauskommen würde. Æthelred war zu einem vernünftigen Gespräch ohnehin nicht in der Lage, er wollte nur seiner jungen Frau zeigen, über welche Macht er verfügte. »Erinnere dich daran«, sagte er, »dass Alfred mir den Befehl über diesen Feldzug gegeben hat.«
    »Das hatte ich nicht vergessen«, sagte ich. Pater Pyrlig behielt mich misstrauisch im Auge, zweifellos fragte er sich, warum ich dem Druck meines Cousins so bereitwillig nachgegeben hatte. Aldhelm lächelte leicht, vermutlich glaubte er, dass ich von Æthelred vollkommen eingeschüchtert worden war.
    »Du ziehst vor uns los«, sagte Æthelred als Nächstes.
    »Ich werde bald abrücken«, sagte ich, »das ist notwendig.«
    »Meine Haustruppen«, sagte Æthelred und sah Steapa an, »werden den eigentlichen Angriff führen. Und du wirst ihnen mit den königlichen Truppen folgen.«
    »Ich gehe mit Uhtred«, sagte Steapa.
    Æthelred blinzelte überrascht. »Du bist der Anführer«, sagte er dann langsam, als spräche er zu einem kleinen Kind, »von Alfreds Leibwache! Und du wirst sie an die Stadtmauer führen, sobald meine Männer die Leitern angelegt haben.«
    »Ich gehe mit Uhtred«, wiederholte Steapa. »Der König hat es angeordnet.«
    »Der König hat nichts dergleichen getan!«, sagte Æthelred abweisend.
    »Er hat es aufgeschrieben«, sagte Steapa. Er runzelte die Stirn, dann tastete er in einem Beutel herum und förderte ein kleines Stück Pergament zutage. Er starrte es an, unsicher, wo bei der Schrift oben und unten war, dann zuckte er einfach die Schultern und gab es meinem Cousin.
    Æthelred runzelte die Stirn, als er die Botschaft im Licht von Æthelflaeds Lampe las. »Das hättest du mir schon früher geben sollen«, sagte er gereizt. »Vergessen«, sagte Steapa, »und ich soll sechs Männer meiner Wahl mitnehmen.« Steapas Art zu sprechen ermutigte niemanden dazu, Streit mit ihm zu suchen. Er sprach langsam, schroff und dumpf, sodass er den Eindruck hervorrief, zu dumm zu sein, um den mindesten Einwand gegen seine Worte zu verstehen. Außerdem erweckte er den Eindruck, dass er einen Mann, der ihm zu widersprechen wagte, womöglich einfach abschlachten könnte. Und Æthelred gab, angesichts von Steapas Sturheit und der bloßen Anwesenheit dieses großen, massigen Mannes mit dem Totenschädelgesicht, ohne Einwände klein bei. »Wenn es der König angeordnet hat«, sagte er und gab Steapa das Stück Pergament zurück. »Das hat er«, bekräftigte Steapa. Er nahm das Pergament und schien nicht recht zu wissen, was er damit anfangen sollte. Einen Herzschlag lang glaubte ich, er würde es aufessen, doch dann warf er es einfach über Bord und sah stirnrunzelnd nach Osten zu der langgestreckten Rauchwolke, die über der Stadt hing.
    »Sorge dafür, dass ihr morgen früh genug dort seid«, sagte Æthelred zu mir. »Davon hängt unser Erfolg ab.«
    Damit waren wir offenkundig entlassen, Ein anderer Mann hätte uns Bier und zu essen angeboten, aber Æthelred drehte sich nur von uns weg, und so streiften Steapa und ich wieder unsere Hosen ab und wateten durch den klebrigen Schlamm zurück ans Ufer. »Hast du Alfred darum gebeten, mit mir kommen zu können?«, fragte ich Steapa, während wir uns durch den Schilfgürtel schoben.
    »Nein«, sagte er, »es war der König, der wollte, dass ich mit dir komme. Es war sein Einfall.« »Gut«, sagte ich, »darüber freue ich mich.« Und das meinte ich auch. Steapa und ich waren zuerst Feinde gewesen, aber dann waren wir Freunde geworden. Unsere Verbindung war beim gemeinsamen Kampf im Schildwall geschmiedet worden, als wir Schild an Schild den Feind vor Augen gehabt hatten. »Ich würde keinen anderen lieber dabeihaben«, erklärte ich mit warmer Stimme, während ich mich hinabbeugte, um meine Stiefel anzuziehen.
    »Ich komme mit dir«, sagte er auf seine langsame Art, »weil ich dich töten soll.« Ich erstarrte und spähte durch die Dunkelheit zu ihm hin. » Du sollst was?«
    »Ich soll dich töten«, sagte er, und dann erinnerte er sich, dass der Befehl Alfreds noch einen weiteren Bestandteil gehabt hatte,

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