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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seinen Blick auf dem Kettenhemd und den abgenutzten Griffen seiner Schwerter ruhen. »Aber auch Ihr habt uns betrogen«, fuhr Erik fort. »Ich glaube, Ihr wusstet, dass dieser Mann kein Priester ist, sondern ein Krieger.«
    »Er ist beides«, sagte ich.
    Erik verzog das Gesicht. Vielleicht erinnerte er sich gerade an die Geschicklichkeit, mit der Pyrlig in der Arena seinen Bruder geschlagen hatte. »Ihr habt gelogen«, sagte er traurig, »und wir haben gelogen, aber wir hätten immer noch zusammen Wessex erobern können. Und jetzt?« Er deutete in Sigefrids Richtung, »jetzt weiß ich nicht einmal, ob mein Bruder leben oder sterben wird.«
    Erneut verzog er das Gesicht. Sigefrid rührte sich nicht mehr, und einen Augenblick lang glaubte ich, er sei schon in die Totenhalle eingezogen, doch dann drehte er langsam seinen Kopf zu mir und starrte mich drohend an.
    »Ich werde für ihn beten«, sagte Pyrlig.
    »Ja«, sagte Erik einfach, »bitte.«
    »Und was soll ich tun?«, fragte ich.
    »Ihr?« Erik runzelte die Stirn. Meine Frage erstaunte ihn.
    »Lasse ich euch beide leben, Erik Thurgilson?«, fragte ich. »Oder töte ich euch?« »Es wird schwierig sein, uns zu töten«, sagte er. »Aber töten werde ich euch dennoch«, gab ich zurück, »wenn ich es muss.« In diesen beiden Sätzen lag der eigentliche Kern unserer Verhandlung. Die Wahrheit war, dass Erik und seine Männer in der Falle saßen und dem Tod geweiht waren, aber um sie zu töten, müssten wir uns den Weg durch diesen furchterregenden Schildwall kämpfen, und dann müssten wir verzweifelte Männer niederschlagen, deren einziger Gedanke es wäre, so viele wie möglich von uns mit in die nächste Welt zu nehmen. Ich würde hier bestimmt zwanzig Männer verlieren, und andere aus meiner Haustruppe wären fürs Leben verkrüppelt. Diesen Preis wollte ich nicht zahlen, und Erik wusste das, aber er wusste auch, dass dieser Preis trotzdem gezahlt würde, wenn er nicht mit sich reden ließ. »Ist Haesten hier?«, fragte ich ihn und sah über die Brücke.
    Erik schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn abziehen sehen«, sagte er und nickte flussabwärts.
    »Das ist bedauerlich«, sagte ich, »denn er hat seinen Eid auf mich gebrochen. Wenn er hier gewesen wäre, dann hätte ich euch alle im Austausch für sein Leben gehen lassen.«
    Erik starrte mich einen Moment lang an und überlegte, ob ich die Wahrheit gesagt hatte. »Dann tötet mich an Haestens Stelle«, sagte er schließlich, »und lasst all die anderen gehen.«
    »Ihr habt keinen Eid auf mich gebrochen«, sagte ich, »also schuldet Ihr mir auch kein Leben.«
    »Ich will, dass diese Männer am Leben bleiben«, sagte Erik mit einem Mal leidenschaftlich, »und mein Leben ist ein kleiner Preis für ihres. Ich werde ihn bezahlen, Herr Uhtred, und als Gegenleistung bekommen meine Männer von Euch ihr Leben und den Wellenbändiger.« deutete auf das Schiff seines Bruders, das noch an dem kleinen Anlegeplatz lag, an dem wir an Land gegangen waren.
    »Ist das ein angemessener Preis, Pater?«, fragte ich Pater Pyrlig.
    »Wer kann den Wert eines Lebens bemessen?«, fragte er zurück.
    »Ich kann es«, sagte ich schroff und wandte mich wieder an Erik. »Ihr werdet jede Waffe zurücklassen, die ihr mit auf die Brücke gebracht habt. Ihr werdet die Schilde zurücklassen. Ihr werdet Eure Kettenhemden zurücklassen und Eure Helme auch. Ihr werdet Eure Armringe, Eure Ketten, Eure Broschen, Eure Münzen und Eure Gürtelschnallen zurücklassen. Ihr werdet alles Wertvolle zurücklassen, Erik Thurgilson, und dann könnt Ihr Euch ein Schiff meiner Wahl nehmen und abziehen.«
    »Ein Schiff Eurer Wahl?«, sagte Erik. »Ja.«
    Er lächelte matt. »Ich habe den Wellenbändiger ür meinen Bruder gebaut«, sagte er. »Zuerst habe ich im Wald seinen Kiel gefunden. Es war eine Eiche mit einem Stamm, so gerade wie der Schaft eines Speeres, und ich habe sie eigenhändig gefällt. Wir haben sieben weitere Eichen gebraucht, Herr Uhtred, für die Spanten und die Querstücke, für die Steven und die Planken. Zum Kalfatern haben wir die Haare von Bären verwendet, die ich mit meinem eigenen Speer getötet habe, und die Nägel für dieses Schiff habe ich in meiner eigenen Esse geschmiedet. Meine Mutter hat das Segel gemacht, ich habe die Taue gedreht, und ich habe das Schiff Thor gewidmet, indem ich ein Pferd tötete, das ich liebte, und den Steven mit seinem Blut bespritzte. Dieses Schiff hat meinen Bruder und mich durch Stürme und Nebel und Eis

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