Schwertgesang
Befehl, mit dem Schiff hierherzukommen«, sagte Æthelred ungehalten, und ich wusste, dass er mir mein Vorgehen übel nahm, weil es ihn etwas von dem Ruhm kosten könnte, den er sich von seiner Eroberung Lundenes erhofft hatte. »Ich hatte den Befehl, dir die Stadt zu geben«, erwiderte ich, »und hier ist sie!« Ich deutete auf den Rauch, der zusammen mit den nicht enden wollenden Schreien der Opfer über dem Hügel schwebte. »Dein Hochzeitsgeschenk«, sagte ich und verhöhnte ihn, indem ich mich vor ihm verbeugte.
»Und nicht nur die Stadt, Herr«, sagte Aldhelm zu Æthelred, »sondern auch alles, was sich in ihr befindet.« »Alles?«, fragte Æthelred, als könne er sein Glück nicht fassen.
»Alles«, sagte Aldhelm mit wölfischer Lüsternheit. »Und falls dir das gefällt«, warf ich säuerlich ein, »dann kannst du dich bei deiner Frau bedanken.« Æthelred fuhr herum und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Etwas an meinen Worten musste ihn vollkommen überrascht haben, denn er sah mich an, als hätte ich ihm einen Schlag versetzt. In seinem breiten Gesicht standen Ungläubigkeit und Wut, und einen Moment lang war er unfähig zu sprechen. »Meine Frau?«, fragte er schließlich. »Wenn Æthelflaed nicht gewesen wäre«, erklärte ich, »hätten wir die Stadt nicht einnehmen können. Gestern Abend hat sie mir Männer gegeben.« »Du hast sie gestern Abend gesehen?«, fragte er ungläubig.
Ich betrachtete ihn und fragte mich, ob er mit einem mal toll geworden war. »Natürlich habe ich sie gestern Abend gesehen!«, sagte ich. »Wir sind zur Insel zurück, um an Bord der Schiffe zu gehen! Und sie war dort! Sie hat deine Männer so beschämt, dass sie mit mir gekommen sind.« »Und sie hat sich von dem Herrn Uhtred einen Eid schwören lassen«, ergänzte Pyrlig, »den Eid, Euer Mercien zu verteidigen, Herr Æthelred.« Æthelred achtete nicht auf den Waliser. Er starrte mich immer noch an, doch nun stand in seiner Miene blanker Hass. »Du bist an Bord meines Schiffes gegangen?«, er konnte vor Zorn kaum sprechen, »und hast meine Frau gesehen?« »Sie ist ans Ufer gekommen«, sagte ich, »mit Pater Pyrlig.«
Ich hatte mir bei meinen Worten nichts gedacht. Ich hatte lediglich berichtet, was geschehen war, und hoffte, dass Æthelred seine Frau für ihren Einsatz bewundern würde, doch schon beim Reden wurde mir klar, dass ich einen Fehler begangen hatte. Einen Augenblick lang glaubte ich, Æthelred würde mich schlagen, so erbittert war der Zorn auf seinem breiten Gesicht, doch dann beherrschte er sich, wandte sich um und ging davon. Aldhelm eilte hinter ihm her, und es gelang ihm, meinen Cousin lange genug aufzuhalten, um mit ihm zu sprechen. Ich sah Æthelred eine wütende, bedenkenlose Handbewegung machen, dann wandte sich Aldhelm zu mir um. »Ihr müsst tun, was Ihr für das Beste haltet«, rief er mir zu. Dann folgte er seinem Herrn und Meister durch den Torbogen, unter dem die Nordmänner einen Durchgang in ihrem Schildwall für die beiden freigaben. »Das tue ich immer«, sagte ich zu niemand Besonderem.
»Und das ist?«, fragte Pater Pyrlig und starrte auf den Torbogen, hinter dem mein Cousin so unvermittelt verschwunden war. »Was ich für das Beste halte«, sagte ich. Dann runzelte ich die Stirn. »Was ist denn auf der Insel vorgefallen?«, fragte ich Pyrlig. »Es gefällt ihm einfach nicht, wenn andere Männer mit seiner Frau sprechen«, sagte der Waliser. »Das habe ich bemerkt, als ich mit den beiden auf dem Schiff war, während wir die Temes herabfuhren. Er ist eifersüchtig.«
»Aber ich kenne Æthelflaed schon immer!«, rief ich aus.
»Er fürchtet, dass du sie nur allzu gut kennst«, sagte Pyrlig, »und das treibt ihn in den Wahnsinn.« »Aber das ist töricht!«, gab ich wütend zurück. »Es ist Eifersucht«, sagte Pyrlig, »und alle Eifersucht ist töricht.«
Erik hatte Æthelred ebenfalls weggehen sehen und war so verwirrt, wie ich es war. »Er ist Euer Befehlshaber?«, fragte der Norweger. »Er ist mein Cousin«, sagte ich mit Bitterkeit. »Und er ist Euer Befehlshaber?«, fragte Erik erneut. »Der Herr Æthelred befiehlt«, erklärte Pyrlig, »und der Herr Uhtred verweigert den Gehorsam.« Darüber lächelte Erik. »Nun, Herr Uhtred, haben wir eine Vereinbarung?« Er stellte diese Frage auf Englisch und suchte zögernd nach den Worten. »Euer Englisch ist gut«, sagte ich und gab mich überrascht.
Er lächelte. »Eine sächsische Sklavin hat es mich gelehrt.«
»Ich hoffe, sie
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