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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wehrtürmen vor?«, fragte ich Osferth.
    Er starrte mich mit reinem Entsetzen an. »Ich danke dir, Herr Jesus«, stammelte er.
    Ich rammte ihm meine linke Faust in den Magen.
    »Was ist dort oben los?«, brüllte ich ihn an.
    Er glotzte mich an, stammelte unverständlich, und dann brachte er endlich ein paar zusammenhängende Worte heraus. »Nichts, Herr.
    Die Heiden kommen die Treppen nicht hinauf.« Ich wandte mich wieder zum Feind um. Pyrlig hielt die Wehrtürme, Steapa hielt die Innenseite des Tores, also musste ich auch die Stellung an der Außenseite des Tores halten. Ich berührte mein Hammeramulett, fuhr mit der Linken über Schlangenhauchs Heft und dankte den Göttern dafür, dass ich noch am Leben war. »Gib mir deinen Schild«, sagte ich zu Osferth. Ich riss ihm den Schild aus den Händen, schob meinen geprellten Arm unter die Lederschlaufen und beobachtete, wie sich der Feind neu aufstellte. »Hast du Æthelreds Männer gesehen?«, fragte ich Osferth.
    »Æthelred?« Er klang, als habe er diesen Namen noch nie zuvor gehört.
    »Mein Cousin«, knurrte ich. »Hast du ihn gesehen?«
    »Oh, ja, Herr«, sagte Osferth, »er rückt gerade an.« Er teilte mir diese Nachricht mit, als sei sie vollkommen unwichtig, als würde er mir erzählen, dass er es weiter draußen vor der Stadt habe regnen sehen.
    Ich wagte es, mich ihm zuzuwenden. »Er rückt an?«
    »Ja, Herr«, sagte Osferth.
    Und das tat Æthelred wirklich. Unser Kampf endete damit mehr oder weniger, denn Æthelred hatte sein Vorhaben nicht aufgegeben, die Stadt anzugreifen, und brachte nun seine Männer über den Fleot, um von hinten gegen die Feinde zu stürmen, und diese Feinde flohen Richtung Norden zum nächsten Stadttor. Wir verfolgten sie ein Stück weit. Ich zog Schlangenhauch, weil er sich für den offenen Kampf besser eignete, und ich erwischte einen Dänen, der zu fett war, um schnell laufen zu können. Er drehte sich um, wollte einen Speer auf mich schleudern, doch ich lenkte den Speer mit meinem geborgten Schild ab und schickte den Mann mit einem Hieb in die Totenhalle. Æthelreds Männer brüllten, als sie auf dem Abhang vor dem Tor kämpften, und weil ich vermutete, dass sie meine Männer leicht mit den Feinden verwechseln könnten, rief ich meine Truppen wieder zu Ludd's Gate. Unter dem Torbogen war nun niemand mehr, auf beiden Seiten jedoch lagen blutüberströmte Leichen und zersplitterte Schilde. Die Sonne stand inzwischen höher, doch der Wolkenvorhang ließ ihr Licht immer noch schmutzig gelb erscheinen. Einige von Sigefrids Männern starben vor der Stadtmauer, und der kopflose Schrecken in Æthelreds Fyrd war so groß, dass die Männer manche ihrer Feinde mit frischgeschärften Hauen zerstückelten. Die meisten schafften es durch das nächste Tor in die alte Stadt und wurden dort von uns zur Strecke gebracht.
    Es war eine entfesselte Jagd mit lautem Gebrüll.
    Sigefrids Männer, die in der Stadt geblieben waren, begriffen nur langsam, dass sie zur unterlegenen Seite gehörten. Sie blieben auf den Wehrmauern, bis sie den Tod auf sich zukommen sahen, und dann flohen sie in die Straßen und Gassen, in denen sich schon Männer, Frauen und Kinder drängten, die vor dem sächsischen Angriff flüchteten. Sie rannten den Hügel von Lundene zu den Schiffen hinab, die unterhalb der Brücke an den Landeplätzen festgemacht waren. Einige, welche Narren, wollten ihre Habseligkeiten retten, und das war verhängnisvoll, denn so mussten sie ihre Besitztümer schleppen und wurden auf den Straßen gestellt und niedergemacht. Ein junges Mädchen schrie, als sie von einem mercischen Speerkrieger in ein Haus gezerrt wurde. Tote Männer lagen in den Abflussgräben der Straßen, und Hunde schnüffelten an ihnen. An einigen Häusern hingen Kreuze, um zu zeigen, dass hier Christen lebten, doch dieser Schutz hatte keinerlei Wirkung, wenn in dem Haus ein hübsches Mädchen wohnte. Ein Priester hielt vor einem niedrigen Eingang sein hölzernes Kreuz in die Höhe und rief, dass es Christenfrauen waren, die in seiner kleinen Kirche Zuflucht gesucht hatten, doch der Priester wurde mit einer Axt erschlagen, und das Schreien begann. Etwa zwanzig Nordmänner wurden im Palas gefangen, wo sie die Schätze bewachten, die Sigefrid und Erik angehäuft hatten, und sie alle starben dort, und ihr Blut bildete Rinnsale zwischen den kleinen Mosaikfliesen auf dem Fußboden des Römerbaus.
    Es war der Fyrd, der die größte Verheerung anrichtete. Die Haustruppen waren an Ordnung

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