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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Granitblöcke nach unten folgte. »Richard, wieso habe ich dich besiegt?«
    Er sah ihren Augen an, wie ernst ihr diese Frage war. »Du hast mich getötet, weil ich einen Fehler gemacht habe.«
    »Einen Fehler? Willst du damit sagen, du bist vielleicht zu selbstsicher geworden? Vielleicht warst du einfach müde, oder du warst mit den Gedanken woanders.«
    »Das ist doch eigentlich egal, oder? Was immer es war, es war ein Fehler, der mich im Spiel den Sieg gekostet hat. In einem echten Kampf wäre ich ums Leben gekommen. Du hast mir die wertvolle Lektion erteilt, meine Entschlossenheit zu verdoppeln und stets mit all meiner Kraft aufs Ganze zu gehen. Es hat mich einfach daran erinnert, dass ich jederzeit einen Fehler machen und verlieren kann.«
    Kahlan konnte sich nicht dagegen wehren, dass ihr die nahe liegende Frage in den Sinn kam: Beging er vielleicht auch einen Fehler, wenn er sich aus den Bemühungen raushielt, die Midlands vor der Tyrannei der Imperialen Ordnung zu bewahren? Kahlan konnte sich dieses Gefühls nicht erwehren, sie spürte den Drang, ihrem Volk beizustehen, auch wenn Richard immer noch der Ansicht war, dass sein Eingreifen, so lange das Volk seine Führerschaft nicht wollte, nichts Gutes bewirken konnte. Als Mutter Konfessor war Kahlan sich darüber im Klaren, dass man sein Volk nicht im Stich lassen durfte, nur weil es nicht immer verstand, dass sein Anführer in seinem besten Interesse handelte.
    Da es allmählich Winter wurde, hoffte sie, die Imperiale Ordnung würde in Anderith bleiben. Kahlan musste Richard unbedingt davon überzeugen, umzukehren und den Midlands beizustehen, doch wusste sie beim besten Willen nicht, wie. Er blieb standhaft bei seiner Argumentation, und sie vermochte keine Lücke im Panzer seiner Logik zu entdecken. Mit Gefühlen war ihm in diesem Punkt nicht beizukommen.
    Cara führte sie den felsigen Abhang hinunter und musste nur zwei Mal denselben Weg zurückgehen. Der Abstieg war schwierig. Cara war mit sich und damit, dass Richard sie die Route selbst hatte aussuchen lassen, zufrieden. Schließlich war es ihr Fell, dem sie hinterher jagten, daher hatte er ihr gestattet, sie durch das Unterholzgewirr in der Senke auf dem Talgrund und den sich daran anschließenden Ausläufer des Einschnitts zu führen, wo die Bäume sich mit ihren Wurzeln an den felsigen Steilhang klammerten.
    Der durch die Schlucht heraufwehende Wind war bitterkalt geworden, die Wolken waren immer dichter geworden, bis die letzten goldenen Strahlen der Sonne erloschen waren. Ihr Anstieg führte sie hinauf in einen düsteren, dunklen Wald aus hoch aufragenden Nadelhölzern. Hoch über ihren Köpfen schwankten die Wipfel im Wind, unten auf dem Boden jedoch regte sich kein Lüftchen. Eine dichte, weiche Schicht aus braunen Nadeln dämpfte ihre Schritte.
    Der Anstieg war steil, aber nicht schwierig. Je höher sie stiegen, desto weiter wurden die Abstände zwischen den riesigen Bäumen; ihre Zweige wurden spärlicher, so dass immer mehr des trüben Lichts durchsickern konnte. Die weiter oben gelegenen Felsen waren größtenteils frei von Moos und Blättern. An manchen Stellen mussten sie sich an den Felsen oder Wurzeln festhalten, um sich beim Hinaufklettern hochzuziehen. Kahlan zog die kalte Luft in tiefen Zügen ein, es tat gut, ihre Muskeln auf die Probe zu stellen.
    Sie verließen den Wald und traten hinaus in das stahlgraue Licht des späten Nachmittags und in den stöhnenden Wind. Sie befanden sich im Krüppelwald.
    Geröll und Felsen fehlte jener dichte Moosbewuchs, der weiter unten am Berg weit verbreitet war, stattdessen wiesen sie gelbliche, schwarz umrandete Flechtenkleckse auf. Nur wenig verkrüppeltes Gestrüpp klammerte sich da und dort in tiefer gelegene Stellen. Am seltsamsten jedoch waren die Bäume, denen dieser Ort oberhalb der Baumgrenze seinen Namen verdankte. Sie waren sämtlich verkümmert – nur wenige überragten Kahlan oder Richard. Wegen der vorherrschenden Winde wuchsen die meisten Äste nur zu einer Seite hin, was den Bäumen das Aussehen von grotesken, fliehenden, in ihrer Qual erstarrten Skeletten verlieh.
    Oberhalb des Krüppelwaldes wuchs außer Seggen und Flechten kaum etwas. Und darüber führte die ewige Schneedecke das Regiment.
    »Hier ist es«, rief Cara.
    Sie entdeckten den Wolf dahingestreckt auf dem Geröll unterhalb eines Felsbrockens, an dessen scharfer Kante man einen dunklen Fleck getrockneten Blutes sah. Weiter oben hatte das Rudel grauer Wölfe ein

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