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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hereinkam. Sie trat näher, um sich die Fische anzusehen.
    »Sieht aus, als seien sie verhungert«, meinte Kahlan zu ihr.
    »So kleine Fische überleben in einem Glas selten lange«, meinte Richard, als er niederkniete und Birkenzweige auf das Anmachholz im Kamin schichtete.
    »Aber sie haben doch ganz lange gelebt«, widersprach Kahlan, so als wollte sie beweisen, dass er Unrecht hatte, und ihn irgendwie eines Besseren belehren.
    »Du hast ihnen doch nicht etwa Namen gegeben, oder? Ich hab dich doch gebeten, das nicht zu tun, da sie ohnehin nach einer Weile sterben würden. Ich habe dich gewarnt, eine gefühlsmäßige Bindung einzugehen, wenn es kein gutes Ende nehmen kann.«
    »Cara hat einem von ihnen einen Namen gegeben.«
    »Hab ich nicht«, protestierte Cara. »Ich wollte Euch nur verdeutlichen, welchen ich meinte, weiter nichts.«
    Als die Flammen von seinem Feuerstein übergesprungen waren, sah Richard lächelnd auf. »Sei’s drum, ich gehe dir neue holen.«
    Kahlan gähnte. »Aber das waren die Allerbesten. Sie haben mich gebraucht.«
    Richard lachte spöttisch auf. »Du hast vielleicht eine Fantasie. Sie waren nur deshalb auf uns angewiesen, weil wir künstlich in ihr Leben eingegriffen haben. Die kleinen Streifenhörnchen würden die Körnersuche für ihren Wintervorrat ebenfalls einstellen, wenn wir ihnen ständig zu fressen gäben. Die Fische hatten natürlich keine Wahl, schließlich haben wir sie in Gläsern aufbewahrt. Sich selbst überlassen, wären die Fische nicht auf unsere Unterstützung angewiesen; ich musste sie ja erst mit einem Netz einfangen. Ich werde dir andere fangen, und irgendwann werden sie dich ebenso brauchen wie diese.«
    Zwei Tage darauf, der Himmel war leicht bedeckt, zog Richard nach einem ausgiebigen gemeinsamen Mittagsmahl aus deftigem Kanincheneintopf mit Pastinaken und Zwiebeln sowie von Cara gebackenem Brot los, um nach den Angelschnüren zu sehen und noch einige Tanzelritzen zu fangen.
    Nachdem er gegangen war, sammelte Cara ihre Löffel ein und legte sie in den Spülwassereimer auf dem Wandtisch.
    »Wisst Ihr«, sagte sie mit einem Blick über ihre Schulter, »mir gefällt es hier, es gefällt mir wirklich, aber allmählich werde ich doch nervös.«
    Kahlan kratzte die Essensreste von den Tellern in eine hölzerne Schüssel mit den Küchenabfällen für den Misthaufen. »Nervös?« Sie trug die Teller zum Wandtisch herüber. »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Es ist wirklich nett hier, Mutter Konfessor, trotzdem verliere ich ganz langsam den Verstand. Ich bin eine Mord-Sith. Bei den gütigen Seelen, jetzt gebe ich schon in Gläsern schwimmenden Fischen Namen!« Cara wandte sich zum Eimer herum und begann, die Löffel mit einem Spültuch abzuwischen. »Meint Ihr nicht auch, es ist an der Zeit, Lord Rahl zu überzeugen, dass wir zurückgehen müssen?«
    Kahlan seufzte. Ihr Zuhause in den Bergen gefiel ihr sehr, ebenso wie die Stille und Abgeschiedenheit. Das Kostbarste war für sie die Zeit, die sie und Richard miteinander verbringen konnten, ohne dass andere irgendwelche Forderungen an sie stellten. Gleichzeitig vermisste sie aber auch das bunte Treiben in Aydindril, die Gesellschaft von Menschen und den Anblick von Städten und wimmelnden Menschenmassen. Man konnte vieles an solchen Orten nicht mögen, aber sie hatten auch etwas Aufregendes.
    Kahlan hatte zeit ihres Lebens Gelegenheit gehabt, sich damit abzufinden, dass die Menschen ihre Hilfe oft weder wollten noch verstanden; trotzdem hatte sie ihre Arbeit unverdrossen fortgesetzt, weil sie wusste, dass es zu ihrem Besten war. Richard dagegen hatte niemals lernen müssen, dieser kalten Gleichgültigkeit ins Auge zu blicken und trotzdem seine Pflicht zu tun.
    »Aber natürlich tue ich das, Cara.« Kahlan stellte die Schüssel mit den Essensresten in ein Regal und nahm sich vor, sie später auszuleeren. Sie fragte sich, ob sie dazu verurteilt sei, eine Mutter Konfessor zu sein, die für immer in den Wäldern lebte, getrennt von ihrem Volk, einem Volk, das für seine Freiheit kämpfte. »Aber Ihr wisst doch selbst, wie Richard in diesem Punkt empfindet. Er glaubt, es sei falsch – nein, geradezu unverantwortlich, einem solchen Wunsch nachzugeben, wenn der Verstand ihm das strikt verbietet.«
    In Caras Augen blitzte Entschlossenheit auf. »Ihr seid die Mutter Konfessor, brecht den Bann dieses Ortes. Macht ihm klar, dass man Euch dort braucht und Ihr zurückkehren werdet. Was will er denn tun? Euch an einem Baum fesseln?

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