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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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erfassten ihre Umgebung mit solcher Intelligenz und Klarheit, dass sie nur ein Geschöpf von äußerster Unbescholtenheit … oder unaussprechlicher Verderblichkeit sein konnte.
    Kahlan wusste ohne jeden Zweifel, was zutraf.
    Die Frau gab Kahlan augenblicklich das Gefühl, hässlich wie ein Klumpen Dreck zu sein und hilflos wie ein Kind. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Stattdessen blickte sie unverwandt für die Dauer von einer, höchstens zwei Sekunden in die blauen Augen dieser Frau, und in dieser Zeitspanne schien eine ganze Ewigkeit zu verstreichen. Ein beängstigend intensiver Zug von Nachdenklichkeit durchzog diese intelligentdurchtriebenen blauen Augen.
    Kahlan musste an Captain Meifferts Beschreibung dieser Frau denken, aber nicht um alles in der Welt konnte sie sich in diesem Augenblick an ihren Namen erinnern. Er schien nebensächlich; es zählte allein, dass diese Frau eine Schwester der Finsternis war.
    Wortlos breitete die Frau ihre Hände, die Innenflächen nach oben drehend, ganz leicht auseinander, so als wollte sie ihr in aller Bescheidenheit etwas anbieten. Ihre Hände waren leer.
    Kahlan beschloss, sich mit einem Satz auf sie zu werfen, vertraute dabei ganz auf ihre Kraft. In gewisser Weise war ihr Entschluss bereits der Beginn des Handelns, trotzdem musste sie unbedingt näher heran, wenn dieses Handeln Sinn oder Wirkung haben sollte.
    Sie machte Anstalten, zu diesem verwegenen Sprung anzusetzen, als die Welt um sie herum zu einem weißen Nichts explodierte.

21. Kapitel
    Richard vernahm ein seltsames Geräusch, das ihn auf der Stelle stehen bleiben ließ. Er spürte einen dumpfen Schlag – sowohl im Erdboden wie auch tief in seiner Brust – und glaubte, ein Aufblitzen in den Baumwipfeln gesehen zu haben, war sich aber nicht sicher.
    Es war jedoch das Geräusch wie von einem gewaltigen Hammer, der den Gipfel eines Berges zertrümmert, das ihm das Blut gefrieren ließ.
    Bis zur Hütte war es unter den Bäumen hindurch nicht weit. Er ließ die Schnur mit Forellen und das Glas mit Elritzen fallen und rannte los.
    Am Rand des Waldes, dort, wo er sich zur Wiese hin öffnete, blieb er stolpernd stehen; sein klopfendes Herz schien ihm bis zum Hals zu schlagen.
    Richard sah die beiden Frauen nicht weit entfernt vor der Hütte stehen, eine ganz in Weiß, die andere schwarz gekleidet. Ein sich wellenförmig schlangelndes, knisterndes Band aus milchig-weißem Licht verband sie miteinander. Nicci hatte die Arme leicht erhoben und hielt sie, mit nach oben gedrehten Handflächen, etwas mehr als hüftweit auseinander.
    Das milchige Licht entströmte Niccis Brust, überbrückte den leeren Raum zwischen den beiden Frauen und bohrte sich durch Kahlans Herz. Der flimmernde Lichtschein zwischen ihnen leuchtete gleißend hell, so als winde sie sich unter Schmerzen, denen sie nicht entrinnen konnte.
    Als er sah, wie Kahlan unter dem Ungestüm dieser Lanze erzitterte, die sie an die Hüttenwand spießte, war Richard wie gelähmt vor Angst um sie, einer Angst, die ihm seit damals, als sie auf der Schwelle des Todes gestanden hatte, nur zu vertraut war. Der Blitzstrahl durchbohrte auch Niccis Herz und verband die beiden Frauen miteinander. Richard begriff nicht, welche Magie Nicci anwendete, er erkannte jedoch instinktiv, dass sie überaus gefährlich war, nicht nur für Kahlan, sondern auch für Nicci, da auch sie ganz offensichtlich Schmerzen litt. Als er sah, dass Nicci sich einer derartigen Gefahr aussetzte, packte ihn das Grauen.
    Richard war sich darüber im Klaren, dass er die Ruhe bewahren und seine Gedanken zusammenhalten musste, wenn Kahlan eine Chance haben sollte. Aus dem Bauch heraus hätte er Nicci am liebsten irgendwie niedergestreckt, doch so einfach war es ganz sicher nicht. Zedds oft wiederholter Spruch – »Nichts ist jemals einfach« – kam ihm in den Sinn und bekam eine greifbare Bedeutung.
    Bei seiner verzweifelten Suche nach einer Lösung schossen ihm alle seine magischen Kenntnisse wie ein reißender Sturzbach durch den Kopf. Nichts von alledem konnte ihm sagen, was zu tun war, aber es sagte ihm immerhin, was er auf keinen Fall tun durfte. Kahlans Leben hing an einem seidenen Faden.
    Just in diesem Augenblick stürzte Cara aus der Hütte. Sie war vollständig nackt, was auf gewisse Weise gar nicht mal so eigenartig wirkte. Richard war den Anblick ihrer Körperformen unter ihrem hautengen Lederanzug gewöhnt, und abgesehen von der Farbe sah sie jetzt kaum anders aus. Sie war triefnass

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