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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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und trug ihr Haar offen, was ihm barbarischer und anstößiger vorkam als ihre Nacktheit. Er war es gewohnt, sie stets mit einem Zopf zu sehen.
    Cara hielt den roten Lederstab – ihren Strafer – fest mit ihrer Hand umklammert und nahm eine kauernde Haltung ein. Die Muskeln ihrer Beine, Arme und Schulter waren auf eine Weise angespannt, die nach Entspannung geradezu schrie.
    »Cara! Nicht!«, brüllte Richard.
    Er war bereits ungestüm über die Wiese rennend unterwegs, als Cara aufsprang und Nicci ihren Strafer seitlich gegen den Hals rammte.
    Nicci stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus und sackte auf die Knie. Auch Kahlan stürzte, ebenfalls vor Schmerzen schreiend, auf die Knie, ihre Bewegung fast ein Ebenbild von Nicci.
    Cara krallte eine Faust in Niccis Haar und riss ihren Kopf nach hinten. »Deine Zeit ist abgelaufen, Hexe!«
    Nicci tat nichts, um Cara Einhalt zu gebieten, als der Strafer nur wenige Zoll vor ihrer Kehle verharrte.
    Richard stürzte sich in der verzweifelten Hoffnung auf die Mord-Sith, nicht zu spät zu kommen. Caras Strafer streifte soeben Niccis Hals, als Richard sie an der Hüfte packte und nach hinten riss. Für einen kurzen Augenblick war die Berührung überraschend – seidenweiche Haut über stahlharten Muskeln. Als sie auf dem Boden landeten, nahm der Aufprall ihr den Atem.
    Cara war so außer sich, so wild zum Kampf entschlossen, dass sie mit ihrem Strafer blindlings, ohne ihn zu erkennen, nach Richard schlug. Sie wusste nur eins: Jemand hinderte sie daran, Kahlan zu beschützen.
    Der unsanfte Stoß der Waffe seitlich gegen sein Gesicht glich einem Hieb mit einer Eisenstange, auf den unmittelbar ein Blitzschlag folgte. Der Schmerz schien ihm den Schädel zu spalten und raubte ihm vorübergehend das Augenlicht. Ihm klangen die Ohren, die Erschütterung nahm ihm außerdem den Atem, brachte ihn ins Wanken und rief in einem einzigen Augenblick eine ganze Flut grauenhafter Erinnerungen zurück.
    Caras ganzes Augenmerk zielte auf Vernichtung, und jede Einmischung ließ sie außer sich geraten. Richard kam gerade noch rechtzeitig zur Besinnung, um sie an den Handgelenken zu packen und auf den Boden zu drücken, bevor sie sich auf Nicci stürzen konnte. Zweifellos besaß eine MordSith ungeheure Kräfte, allerdings hatte man diesen Frauen eingetrichtert, gegen Magie zu kämpfen und nicht gegen Muskelkraft. Aus diesem Grund hatte sie Nicci auch dazu verleiten wollen, ihre Kraft einzusetzen; nur so konnte sie die Magie der Gegnerin einfangen und sie überwältigen.
    Caras sich windender, nackter Körper unter ihm drang kaum bis in sein Bewusstsein vor. Er schmeckte Blut. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf ihren Strafer gerichtet, und darauf, zu verhindern, dass sie ihn damit berührte. Ein schmerzhaftes Klingen pochte in seinem Kopf, und er musste nicht nur Cara, sondern auch eine drohende Bewusstlosigkeit abwehren. Mit letzter Kraft gelang es ihm, Cara niederzuhalten.
    In diesem Augenblick war die Mord-Sith eine größere Bedrohung für Kahlans Leben als Nicci. Wenn Nicci die Absicht hatte, Kahlan umzubringen, so hätte sie dies mit Sicherheit längst tun können. Vielleicht hatte Richard noch nicht genau verstanden, was Nicci im Einzelnen tat, doch was er bis jetzt gesehen hatte, gab ihm einen ungefähren Eindruck.
    Blut tropfte auf Caras nackte Brust, leuchtend rot auf der weiten Fläche ihrer weißen Haut.
    »Hört auf, Cara!« Er konnte seinen Kiefer, wenn auch unter Schmerzen, bewegen, also war er vermutlich nicht gebrochen.
    »Ich bin es. Hört auf, Ihr bringt Kahlan noch um.« Cara, unter ihm, beruhigte sich und starrte mit einem Ausdruck verwirrter Wut zu ihm hoch. »Was immer Ihr Nicci antut, widerfährt auch Kahlan.«
    »Ihr solltet auf ihn hören«, bestätigte Nicci mit der ihr eigenen samtenen Stimme hinter seinem Rücken.
    Kaum hatte Richard ihre Handgelenke losgelassen, langte Cara nach oben und betastete seinen Mundwinkel. »Das tut mir Leid«, entschuldigte sie sich leise, als sie sah, was sie angerichtet hatte. Ihr Ton verriet ihm, dass sie es ehrlich meinte. Richard nickte kurz, dann erhob er sich und zog sie auf die Beine, bevor er sich zu Nicci umwandte.
    Nicci stand erhobenen Hauptes vor ihm, aufrecht, in ihrer typischen, stolzen und korrekten Körperhaltung, Aufmerksamkeit und Magie auf Kahlan gerichtet. Die ruhige und doch zerstörerische Kraft in Richards Innerem war erwacht und harrte seiner Befehle, nur wusste Richard nicht, wie er Nicci damit stoppen sollte.

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