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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Aus Angst, die Gefahr für Kahlan noch zu erhöhen, ganz gleich, was er tat, wartete er erst einmal ab.
    Auch Kahlan war mittlerweile wieder auf den Beinen, auch wenn der milchige Lichtstrang sie erneut an die Hüttenwand spießte. Ihre grünen Augen waren vor Schmerz weit aufgerissen, und sie zitterte am ganzen Körper unter den Qualen, die Nicci ihr soeben zufügte.
    Nicci legte ihr Handflächen auf das Herz, über das Licht. Obwohl sie Richard den Rücken zukehrte, konnte er das Licht durch sie hindurch sehen, ein Feuer, das sich mitten durch ein Stück Papier fraß, ein weiß glühendes Loch, das nach außen immer größer wurde, bis es sie ganz zu verzehren schien. Das verschlungen lodernde Licht machte dasselbe mit Kahlan und schien sich durch sie hindurchzubrennen, Richard erkannte jedoch, dass es sie nicht tötete. Sie atmete noch, bewegte sich noch, lebte noch – und verhielt sich auch ansonsten nicht wie ein Mensch, in den gerade Löcher hineingebrannt wurden. Wenn Magie im Spiel war, war er klug genug, seinen Augen nicht zu trauen.
    Unterhalb ihrer Hände begann Niccis Oberkörper sich wieder zu verfestigen und sich dort, wo das Licht sich erschöpft und bis zur Peripherie ihres Körpers vorgearbeitet hatte, neu zu bilden.
    Das Licht setzte aus. Kahlan, die Hände gegen die Wand hinter sich gepresst, sackte erleichtert zusammen, als es erlosch, und schloss die Augen, so als sei der Anblick der vor ihr stehenden Frau nicht länger zu ertragen.
    Richard war ganz unterdrückter Zorn. Seine Muskeln schrien nach Befreiung. Die Magie in seinem Innern glich einer eingerollten Giftschlange, die nur darauf wartete vorzuschnellen. Beinahe mehr als alles andere wollte er diese Frau niederstrecken, und nur ein einziger Wunsch war stärker: Kahlans Sicherheit.
    Nicci bedachte Kahlan mit einem liebenswürdigen Lächeln, bevor sie sich zu Richard umdrehte. Ihre ruhigen, blauen Augen erfassten kurz die weißen Knöchel seiner Faust am Heft des Schwertes.
    »Es ist lange her, Richard. Gut siehst du aus.«
    »Was habt Ihr getan?«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    Sie lächelte. Es war dasselbe Lächeln, das eine Mutter ihrem Kind schenkte – ein Lächeln voller Milde und Nachsicht. Sie atmete tief durch, als ob sie sich von einer schwierigen Arbeit erholen müsse, und deutete auf Kahlan.
    »Ich habe deine Gemahlin mit einem Bann belegt, Richard.«
    Unmittelbar hinter seiner linken Schulter hörte Richard Caras Atem. Sie stand so, dass sie seinen Schwertarm nicht behinderte.
    »In welcher Absicht?«, fragte er.
    »Nun, um dich gefangen zu nehmen, natürlich.«
    »Was wird mit ihr geschehen? Was habt Ihr ihr angetan?«
    »Angetan? Gar nichts. Wenn ihr tatsächlich etwas zustoßen sollte, dann nur durch deine Hand.«
    Richard runzelte die Stirn, er begriff; dabei hätte er sich sehr viel lieber getäuscht. »Soll das etwa heißen, wenn ich Euch verletze, wird Kahlan dasselbe widerfahren wie Euch?«
    Nicci lächelte das gleiche scharfsichtige, entwaffnende Lächeln, das ihr schon damals eigen war, als sie gekommen war, um ihn zu unterrichten. Er konnte kaum glauben, dass er sich damals vorgestellt hatte, sie sehe aus wie eine Fleisch gewordene gütige Seele.
    Richard spürte das Knistern der Magie, die diese Frau umgab, er hatte mittlerweile gelernt, mit Hilfe seiner eigenen Gabe zu erkennen, ob jemand die Gabe besaß. Was andere nicht zu sehen vermochten, er sah es, er sah es ihnen an den Augen an, und manchmal spürte er die magische Aura, die sie umgab. Nur selten war er Frauen mit der Gabe begegnet, die sogar die sie umgebende Luft mit ihrer Kraft zum Knistern brachten. Verschlimmernd kam jedoch hinzu, dass es sich bei Schwester Nicci um eine Schwester der Finsternis handelte.
    »Ganz recht, und sogar noch mehr. Viel mehr. Wie du siehst, sind wir jetzt über einen Mutterbann verbunden. Ein seltsamer Name für einen Bann, nicht wahr? Der Name geht zum Teil auf die nährenden und erziehenden Aspekte zurück, ganz so wie in dem Begriff Lebensspenderin – die Mutter, die ihr Kind ernährt, aufzieht und am Leben erhält. Das Licht, das du gesehen hast, war eine Art Nabelschnur, eine Nabelschnur der Magie. Sie verbindet unsere beiden Leben miteinander, indem sie das Wesen dieser Welt verbiegt, ganz gleich, wie weit wir voneinander entfernt sind. Wie ich die Tochter meiner Mutter bin, und das durch nichts jemals geändert werden kann, so kann auch diese Magie nicht verändert werden.«
    Sie sprach wie eine Lehrerin,

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