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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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heimgesucht. Ohne deine Unternehmungen, mit denen du uns alle vor den Prophezeiungen ›retten‹ wolltest, wäre all dies niemals geschehen. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie viele Kinder ich allein deinetwegen am schwarzen Tod habe leiden und sterben sehen, Kinder, die mir in die Augen schauten und mich fragten, ob sie wieder gesund werden würden, was ich bejahen musste, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie die nächste Nacht nicht überleben würden.
    Niemand wird die genaue Zahl der Toten je erfahren, es ist niemand mehr übrig, der sich noch an all die kleinen Orte erinnern könnte, die von jener Pest für immer ausgelöscht wurden. Ohne deine Einmischung würden diese Kinder noch leben, ihre Mütter würden ihnen lächelnd beim Spielen zuschauen, und ihre Väter würden ihnen beibringen, wie es in der Welt zugeht – eine Welt, die du ihnen vorenthalten hast, weil du an Prophezeiungen glaubst!
    Du behauptest, dies sei ein Kampf um den Fortbestand der Magie in dieser Welt – dabei hat dein Wirken zur Erfüllung der Prophezeiungen die Welt womöglich längst zum Untergang verdammt. Ohne dein Zutun wäre es nie dazu gekommen, dass man die Chimären auf die Welt losgelassen hätte. Es stimmt, Richard ist es gelungen, sie zu vertreiben, aber welcher nicht wieder gut zu machende Schaden ist dadurch entstanden? Mag sein, dass wir unsere Kraft zurückerhalten haben, während jener Zeit jedoch, als die Chimären der Welt die Magie entzogen, sind ganz sicherlich einige Geschöpfe der Magie ausgestorben, Wesen, die für ihre nackte Existenz auf Magie angewiesen waren. Magie bedarf für ihren Fortbestand der Ausgewogenheit. Die Ausgewogenheit der Magie in dieser Welt war gestört. Vielleicht hat die unwiderrufliche Vernichtung von Magie längst eingesetzt. Und das alles, weil du den Prophezeiungen geradezu sklavisch huldigst.
    Wärst du nicht gewesen, Prälatin Ann, Jagang, die Armee der Imperialen Ordnung sowie alle deine Schwestern befänden sich noch dort, jenseits der Barriere, und wir hier könnten in Sicherheit und Frieden leben. Du hast die Schuld überall verteilt, nicht nur dort, wo sie hingehört. Wenn Freiheit und Magie, wenn gar die Welt selbst vernichtet wird, dann allein durch deine Hand, Prälatin Ann.«
    Das einzige Geräusch war das leise Stöhnen des Windes, das die plötzliche Stille umso quälender erscheinen ließ. Ann sah Kahlan aus tränenüberströmten Augen an. Der Schnee glitzerte in den Sonnenstrahlen einer kalten Dämmerung.
    »So verhält es sich nicht, Kahlan. In deinem Schmerz erscheint es dir nur so.«
    »Doch, genauso verhält es sich«, erwiderte Kahlan entschieden.
    Anns Mund bewegte sich, doch diesmal brachte sie kein Wort hervor.
    Kahlan streckte ihre Hand aus, die Handfläche nach oben.
    »Das Reisebuch. Wenn du glaubst, ich werde das Leben dieser Frau nicht zerstören, dann hast du nicht die leiseste Ahnung, wer ich bin. Entweder ist sie eine deiner Schwestern, die mithilft, die Welt im Namen des Guten zu zerstören, oder sie ist eine der Schwestern des Hüters, die mithilft, die Welt im Namen des Todes zu vernichten. So oder so, händigst du mir das Reisebuch nicht aus, und zwar auf der Stelle, hat sie ihr Leben verwirkt.«
    »Was glaubst du damit zu erreichen?«, fragte Ann leise, voller Verzweiflung.
    »Es wird ein Anfang sein, deiner Einmischung in das Leben der Menschen aus den Midlands und dem Rest der Welt – in mein Leben und das Richards – Einhalt zu gebieten. Es ist der einzige Anfang, den ich mir vorzustellen vermag, ohne euch beide auf der Stelle umzubringen; ganz bestimmt wollt ihr nicht wissen, wie kurz davor ich bereits war. Und jetzt gib mir das Buch.«
    Ann starrte auf Kahlans offene Hand vor ihrem Gesicht. Sie blinzelte ihre Tränen fort, dann streifte sie einen wollenen Fäustling ab und zog das kleine Buch hinter ihrem Gürtel hervor. Einen Augenblick lang hielt sie, es voller Ehrfurcht betrachtend, inne, schließlich aber legte sie es Kahlan in die Hand.
    »Gütiger Schöpfer«, sagte Ann leise, »vergib deinem armen gequälten Kind für das, was es gleich tun wird.«
    Kahlan schleuderte das Buch ins Feuer.
    Mit aschfahler Miene starrten Ann und Alessandra auf das in den zischenden Flammen verschwindende Buch.
    Kahlan schnappte sich Richards Schwert. »Gehen wir, Cara.«
    »Die Pferde stehen bereit. Ich war gerade dabei, sie zu satteln, als die beiden auftauchten.«
    Kahlan schüttete das heiße Wasser aus, während Cara daran ging, rasch ihre

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