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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Habseligkeiten zusammenzusuchen. Beide stopften Gegenstände in ihre Satteltaschen, anderes Gerät nahmen sie über die Schulter und trugen es hinüber zu den Pferden, um es an den Sätteln festzuzurren.
    Ohne sich noch einmal nach Ann und Alessandra umzusehen, schwang Kahlan sich hinauf in ihren kalten Sattel. Die finster drein blickende Cara neben sich, ließ sie ihr Pferd wenden und entschwand in leichtem Galopp im Schneegestöber.

28. Kapitel
    Als sie Kahlan und Cara, Racheengeln gleich, im undurchdringlichen Weiß verschwinden sah, warf Ann sich sofort auf die Knie und griff mit den Händen ins Feuer, um das brennende Reisebuch seinem Scheiterhaufen aus weiß glühenden Zweigen zu entreißen.
    »Prälatin!«, rief Alessandra. »Ihr werdet Euch verbrennen!«
    Ann zuckte unter der grausamen Heftigkeit der Schmerzen zurück, ignorierte den atemberaubenden Gestank verbrennenden Fleisches, bohrte ihre Hände abermals in die flirrende Hitze der Flammen und sah es mehr statt es zu fühlen, dass sie das kostbare Reisebuch in Händen hielt.
    Die Bergung des brennenden Buches hatte insgesamt nicht mehr als eine Sekunde gedauert, durch das Prisma der Schmerzen betrachtet kam es ihr jedoch vor wie eine Ewigkeit.
    Sich gegen die Qualen auf die Unterlippe beißend, ließ Ann sich auf die Seite fallen. Alessandra kam herbeigerannt, die Arme voller Schnee, mit dem sie Anns blutige, schwarzverkohlte Finger und das von ihnen fest umklammerte Reisebuch bedeckte.
    Als der Schnee mit ihren Verbrennungen in Berührung kam, wimmerte Ann leise vor Schmerzen. Alessandra ließ sich neben ihr auf die Knie fallen, fasste die Hände an den Handgelenken und rief mit tränenerstickter, angstvoller Stimme: »Prälatin! Ach, Prälatin, das hättet Ihr nicht tun sollen!«
    Die Schmerzen hatten Ann in einen Schockzustand versetzt. Alessandras schrille Stimme war kaum mehr als ein entferntes Klingen.
    »O Ann! Warum habt Ihr nicht Magie benutzt oder wenigstens einen Stock?«
    Die Frage überraschte Ann. In ihrer panischen Angst um das kostbare, dort im Feuer verbrennende Reisebuch, hatte sie nur einen einzigen Gedanken gehabt: es herauszufischen, bevor es zu spät war. Der bittere Schmerz, den Kahlans Anschuldigungen bei ihr hervorgerufen hatten, hatte ihrer leichtsinnigen Tat Vorschub geleistet, dessen war sie sich bewusst.
    »So haltet doch still«, ermahnte Alessandra sie, selbst in Tränen aufgelöst. »Haltet still und lasst mich sehen, wie ich Euch heilen kann. Alles wird wieder gut werden. Haltet einfach still.«
    Benommen vom Schmerz und von den Worten, die noch immer aus dem Innern ihres Kopfes auf sie einhämmerten, hockte Ann auf dem schneebedeckten Boden und ließ Alessandra ihre Hände heilen.
    Ihr Herz vermochte die Schwester nicht zu heilen.
    »Sie täuscht sich«, sagte Alessandra, als könnte sie Anns Gedanken lesen. »Sie täuscht sich, Prälatin.«
    »Tut sie das?«, fragte Ann benommen, als der sengende Schmerz in ihren Fingern endlich nachzulassen begann und einem schmerzhaft unangenehmen Kribbeln der ihr Fleisch durchströmenden, ihr Werk verrichtenden Magie wich. »Tut sie das wirklich, Alessandra?«
    »Ja. Sie weiß längst nicht so viel, wie sie zu wissen glaubt. Sie ist doch noch ein Kind – sie kann nicht einmal drei armselige Jahrzehnte alt sein. In dieser kurzen Zeit lernen Menschen nicht einmal, sich selbst die Nase zu putzen.« Alessandra plapperte einfach drauflos, das wusste Ann, sie plapperte drauflos aus Sorge um das Reisebuch und aus Sorge um den Kummer, den Kahlans Worte ausgelöst hatten. »Sie ist nichts weiter als ein albernes junges Ding, das von nichts auch nur die leiseste Ahnung hat. Es steckt viel mehr dahinter, sehr viel mehr. So einfach ist es nicht, wie sie glaubt, ganz und gar nicht.«
    Ann war sich dessen nicht mehr so sicher. Alles erschien ihr leer und sinnlos. Fünfhundert Jahre Arbeit – war alles nur eine irre, selbst auferlegte Pflicht gewesen, zu der sie selbstsüchtige Begehrlichkeiten und ein törichter Glaube getrieben hatten? Hätte sie es an Kahlans Stelle nicht ganz genau so gesehen?
    Vor ihrem inneren Auge spielte sich ein Gerichtsverfahren ab, in dem sie endlose Reihen von Toten vor sich liegen sah. Was ließe sich zu ihrer Verteidigung vorbringen? Sie wusste tausend Antworten auf die Vorwürfe der Mutter Konfessor, doch in diesem Augenblick erschienen sie ihr allesamt gegenstandslos. Wie konnte Ann sich nur vor all diesen Toten rechtfertigen?
    »Ihr seid die Prälatin der

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