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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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zum Leben erwachter Eisenbarren, der zu sprechen angefangen hätte.
    »Du weißt doch, dass ich bereit bin, eindreiviertel Goldtaler zu bezahlen, wieso bietest du es mir dann für eineinhalb an?«
    »Weil«, erläuterte Richard, »ich den Preis des Fuhrunternehmens unterbieten möchte, damit Ihr stattdessen bei mir einkauft, und weil ich darauf angewiesen bin, dass Ihr mir zuvor eineinviertel Goldtaler leiht, damit ich die Barren überhaupt erst kaufen und zu Euch schaffen kann. Die Gießerei verkauft sie mir nur, wenn ich sofort bei Abholung bezahle.«
    »Und was sollte dich daran hindern, dich mit meinen eineinviertel Goldtalern aus dem Staub zu machen?«
    »Mein Wort.«
    Der Mann lachte schallend. »Dein Wort? Ich kenne dich nicht mal.«
    »Wie schon gesagt, mein Name ist Richard Cypher. Ishaq hat eine Heidenangst vor Euch, und er vertraut darauf, dass ich Euch das Eisen liefere, damit Ihr nicht bei ihm erscheint, um ihm den Kopf abzureißen.«
    Mr. Cascella lächelte wieder. »Ich würde Ishaq niemals den Kopf abreißen, ich mag den Burschen. Er sitzt in der Klemme – aber erzähl ihm nicht, dass ich das gesagt habe. Ich will, dass er auch weiterhin ein wenig schwitzt.«
    Richard zuckte mit den Achseln. »Wenn Ihr es wünscht, werde ich ihm nicht einmal erzählen, dass Ihr auch lächeln könnt. Ich weiß allerdings, dass Ihr in einer tieferen Klemme sitzt als Ishaq. Ihr müsst Waren an den Orden liefern, deshalb seid Ihr dessen Methoden auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.«
    Wieder ging ein Lächeln über sein Gesicht. »Wann also wirst du mit deinem Wagen hier sein, Richard Cypher?«
    »Ich besitze keinen Wagen. Aber wenn Ihr einverstanden seid, werden Eure fünfzig Barren bis zum Morgengrauen dort drüben« – Richard zeigte auf eine Stelle draußen vor der Doppeltür, wo Jori den Wagen abgestellt hatte – »fein säuberlich gestapelt liegen.«
    Mr. Cascella runzelte die Stirn. »Wie willst du die Barren herschaffen, wenn du keinen Wagen besitzt? Etwa zu Fuß?«
    »Genau.«
    »Hast du den Verstand verloren?«
    »Ich besitze keinen Wagen, aber ich will mir das Geld verdienen. So weit ist es auch wieder nicht. Ich schätze, dass ich fünf auf einmal tragen kann. Das ergibt gerade mal zehn Gänge; das ist bis zum Morgengrauen zu schaffen. Ich bin es gewöhnt, zu Fuß zu gehen.«
    »Jetzt erzähl mir die ganze Geschichte – warum du das machen willst. Und zwar die Wahrheit.«
    »Meine Frau hat nicht genug zu essen. Weil ich arbeitstauglich bin, behält das Arbeiterkollektiv den größten Teil meines Lohns ein und gibt ihn an jene weiter, die nicht arbeiten. Meine Arbeitstauglichkeit macht mich zum Sklaven derer, die entweder nicht arbeiten können oder wollen. Diese Vorgehensweise ermutigt die Menschen, eine Rechtfertigung dafür zu suchen, dass andere für sie sorgen. Das Sklavendasein ist mir abgrundtief zuwider. Indem ich Euch einen günstigeren Preis biete, rechne ich mir aus, Euch dazu verleiten zu können, auf den Handel einzugehen. Davon profitieren wir beide. Eine Hand wäscht die andere.«
    »Angenommen, ich lasse mich darauf ein, was hast du mit all dem Geld vor – willst du eine Weile davon leben? Es vertrinken?«
    »Ich brauche das Geld, um einen Wagen und ein Pferdegespann zu kaufen.«
    Seine Stirn zog sich noch mehr zusammen. »Wozu in aller Welt brauchst du einen Wagen?«
    »Ich brauche einen Wagen, um Euch all das Eisen zu liefern, das Ihr mir abkaufen werdet, weil ich es Euch zu einem günstigeren Preis besorgen und Euch liefern kann, wann Ihr es braucht.«
    »Willst du etwa im Himmel begraben werden?«
    Richard schmunzelte. »Ganz und gar nicht. Ich bin nur zufällig der Meinung, dass der Kaiser es gerne sähe, wenn sein Palast möglichst schnell fertig würde. Nach allem, was ich gehört habe, arbeiten dort unten eine Menge Sklaven – alles Menschen, die gefangen genommen wurden. Aber Sklavenarbeit allein genügt nicht, um ihnen alle Arbeiten abzunehmen, sie brauchen Leute wie Euch und wie in den Gießereien.
    Falls die Beamten des Ordens der Imperialen Ordnung tatsächlich daran interessiert sind, dass es mit der Arbeit vorangeht – und sie nicht gezwungen sein wollen, dem Kaiser erklären zu müssen, warum nicht – werden sie bereit sein, ein Auge zuzudrücken. Zwischen diesen beiden Bedürfnissen tut sich ein schmaler Spielraum voller Möglichkeiten auf. Vermutlich werde ich ein paar Beamte bestechen müssen, damit sie anderweitig beschäftigt sind, wenn ich komme, um meine Fuhren

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