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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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abzustrampeln. Die ganze Schufterei führt zu nichts. Nimm dir einfach, was du kriegen kannst. Ich wusste, dass du eine Ausrede parat haben würdest, damit du dein Versprechen nicht erfüllen musst. Fast hattest du mich so weit, dass ich dachte, du wärst vielleicht anders als die…«
    »Ich wollte gerade sagen, ich muss zurück zur Arbeit, deswegen müssen wir gleich anfangen.«
    Kamil verzog den Mund, wie es seine Angewohnheit war, wenn er Menschen, die er für älter und dümmer hielt, sein Missfallen bekunden wollte.
    »Das hier ist Nabbi. Er will dir ebenfalls bei deiner sinnlosen Plackerei zuschauen.«
    Richard nickte und ließ sich nicht anmerken, dass ihn Kamils arrogantes Verhalten ärgerte. »Freut mich, dich kennen zu lernen, Nabbi.« Der dritte junge Mann schaute hasserfüllt aus den Schatten im hinteren Teil des Flurs bei der Treppe zu ihnen herüber; er war der größte der drei und hatte sich kein Hemd übergezogen.
    Zum Auseinandernehmen der Treppenstufen benutzte Richard sein Messer sowie eine Metallstange, die Kamil für ihn aufgetrieben hatte. Es war nicht schwierig – sie fielen fast von allein auseinander. Während die beiden jungen Burschen zuschauten, reinigte Richard die Nuten in den Stützbalken. Da sie, weil sie schon so lange locker saßen, ausgeleiert waren, höhlte er sie an der Unterseite noch weiter aus; dabei zeigte er den beiden, wie er vorging, und erklärte ihnen, wie er die Trittflächen an den Enden abzuschrägen beabsichtigte, damit sie sich fest in die ausgefräste Nut einpassen ließen. Richard beobachtete Kamil und Nabbi, wie sie nach der Vorlage des einen, den er als Muster für sie angefertigt hatte, Keile schnitzten. Geradezu begeistert zeigten sie ihm, wie sie mit dem Messer umzugehen verstanden, und auch Richard war froh, denn auf diese Weise ging ihnen die Arbeit schneller von der Hand.
    Nachdem er sie wieder zusammengesetzt hatte, rannten sowohl Kamil als auch Nabbi die reparierte Treppe auf und ab, offenkundig überrascht, dass sie nicht mehr unter ihren Füßen nachgab, und froh, dass sie wenigstens zum Teil für ihre Reparatur verantwortlich waren.
    »Ihr beide habt gute Arbeit geleistet«, lobte Richard sie, denn es stimmte. Sie enthielten sich aller geistreichen Bemerkungen und lächelten sogar.
    Richards Abendessen bestand aus wässrigem Hirsebrei, der im Schein eines brennenden, auf Leinsamenöl schwimmenden Dochts verzehrt wurde. Der ölige Geruch der primitiven Lampe wollte nicht recht zum Abendessen passen, das mehr aus Wasser denn aus Hirse bestand. Nicci sagte, sie habe bereits gegessen und wolle nichts mehr. Sie ermunterte ihn, alles aufzuessen.
    Er verschonte Nicci mit Einzelheiten über seine zweite Tätigkeit. Sie bestand lediglich darauf, dass er überhaupt arbeitete; die Arbeit selbst war für sie nebensächlich. Sie kümmerte sich um ihre Hausarbeit und erwartete von ihm, dass er für ihren Lebensunterhalt sorgte.
    Sie schien sich offenbar damit zufrieden zu geben, dass er lernte, wie normale Menschen sich krank schuften mussten, um sich gerade eben durchschlagen zu können. Die Aussicht auf mehr Geld, das es ihnen ermöglichen würde, zusätzliche Lebensmittel einzukaufen, schien in ihren Augen eine gewisse Begierde auszulösen, die ihr ansonsten aber nicht über die Lippen kam. Ihm fiel auf, dass der schwarze Stoff über ihrem vormals so fülligen Busen jetzt schlaff und halb leer schlackerte. Ihre Ellbogen und Hände waren knochig geworden.
    Während er einen weiteren Löffel Hirse verspeiste, erwähnte Nicci ganz nebenbei, dass der Wirt, Kamils Vater, vorbeigeschaut habe.
    Richard blickte von seiner Suppe auf. »Was hat er gesagt?«
    »Er meinte, da du jetzt Arbeit hättest, habe der Bezirksgebäudeausschuss einen höheren Mietzins für uns festgelegt, um damit die Mietzahlungen der nicht Arbeitsfähigen in den Häusern dieses Bezirks zu unterstützen. Siehst du jetzt, Richard, wie das Leben nach den Methoden des Ordens das Gefühl gegenseitiger Anteilnahme unter den Menschen fördert, auf dass wir alle gemeinsam auf das Wohl aller hinarbeiten?«
    Nahezu alles, was ihnen nicht vom Arbeiterkollektiv genommen wurde, wurde ihnen vom Bezirksgebäudeausschuss oder irgendeinem anderen Ausschuss abgenommen, und stets mit dem gleichen Ziel: um die Menschen innerhalb des Ordens zu edleren Geschöpfen zu machen. Für Lebensmittel blieb Richard und Nicci so gut wie nichts übrig. Mit der Zeit saßen Richards Kleidungsstücke immer lockerer, wenn auch nicht

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