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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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noch anhören zu müssen.
    Victor erwartete ihn bereits. Es war ein wenig früh für ihn; gewöhnlich traf er knapp vor dem Hellwerden ein. Der Schmied stieß das Tor zu seinem vorderen Lagerraum auf und stellte eine Laterne in ein Regal, damit Richard etwas sah, während er den Wagen bis dicht davor zurücksetzte.
    Victor hatte ein wölfisches Grinsen im Gesicht, als Richard vom Wagen hinunterkletterte.
    »Komm, Richard, lade deinen Wagen ab, dann essen wir eine Scheibe Lardo und reden miteinander.«
    Richard, der sich eigentlich nicht unterhalten wollte, machte sich methodisch an die Arbeit. Er hatte eine ziemlich klare Vorstellung, worüber Victor mit ihm sprechen wollte.
    Wie es seine Art war, ließ Victor Richard allein abladen. Er war der Käufer des Stahls und genoss den Service, diesen dorthin geliefert zu bekommen, wo er ihn haben wollte. Es war ein Service, den ihm ein Fuhrunternehmen trotz des höheren Preises in den seltensten Fällen bieten konnte.
    Richard hatte nichts dagegen, allein gelassen zu werden. So weit unten im Süden war der Sommer eine erbärmliche Jahreszeit. Die Luftfeuchtigkeit war erdrückend, und die Nächte waren kaum besser als die Tage.
    Während er vor sich hin arbeitete, musste er an die strahlend sonnigen Tage denken, die er mit Kahlan am Ufer des Baches in der Nähe ihrer Hütte in den Bergen verbracht hatte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihr am Leben zu erhalten war nicht einfach, seine Sorge um sie dagegen, jetzt, da es Sommer war, ließ niemals nach. Manchmal war es so schmerzlich, an sie zu denken, sie zu vermissen und sich um sie zu sorgen, dass er sie aus seinen Gedanken verbannen musste. Dann wieder war der Gedanke an sie alles, was ihn noch aufrecht hielt.
    Als er fertig war, hellte der Himmel bereits auf. Er traf Victor im Raum am anderen Ende, dessen Türen offen standen, damit das Licht der Morgendämmerung auf Victors Marmormonolithen scheinen konnte. Der Schmied betrachtete die in seinem Stein verborgene Schönheit, jene Statue in seinem Innern, die nur er zu sehen vermochte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er den nicht weit entfernt stehenden Richard bemerkte.
    »Komm, Richard, iss etwas Lardo mit mir.«
    Sie hockten auf der Schwelle, von wo aus man einen Ausblick auf die Baustelle des Ruhesitzes hatte, und schauten zu, wie die meilenlangen steinernen Mauern sich im Dunst der morgendlichen Dämmerung rosig verfärbten. Selbst aus der Entfernung konnte Richard die abstoßenden, die Schlechtigkeit der Menschheit darstellenden Figuren erkennen, die sich auf dem Oberrand einer der Mauern aufreihten.
    Victor reichte Richard eine makellos weiße Scheibe Lardo. »Die Rebellion, von der ich dir erzählt habe, hat begonnen, Richard. Aber das weißt du wahrscheinlich schon.«
    »Nein, das hat sie nicht«, erwiderte Richard.
    Victor starrte ihn verblüfft an. »Aber ja doch.«
    »Eine Menge Ärger hat begonnen, aber das ist nicht die Rebellion, von der du und ich gesprochen haben.«
    »Aber sie wird es werden, du wirst sehen. Viele Menschen werden heute auf die Straße gehen.« Victor gestikulierte überschwänglich. »Wir wollen, dass du uns anführst, Richard.«
    Richard hatte diese Bitte erwartet. »Kommt nicht in Frage.«
    »Ich weiß, ich weiß, du glaubst, die Männer kennen dich nicht und werden dir nicht folgen, aber da täuschst du dich, Richard. Sehr viele kennen dich, viel mehr, als du denkst. Ich habe vielen Leuten von dir erzählt. Priska und andere haben über dich gesprochen. Du kannst das, Richard.«
    Richard starrte zu den Mauern hinüber, zu den Reliefschnitzereien geduckter, gebeugter Menschen.
    »Nein.«
    Diesmal reagierte Victor fassungslos. »Aber warum denn nicht?«
    »Weil dann eine Menge Menschen sterben werden.«
    Victor lachte amüsiert in sich hinein. »Nein, nein, Richard. Du verstehst nicht. Diese Art von Rebellion wird das nicht. Dies wird eine Rebellion zum besseren Wohl der Menschheit. Das ist doch genau das, was der Orden immerzu predigt. Wir sind das Volk. Sie behaupten, zum Wohl des Volkes zu handeln, und jetzt, da wir ihnen die Forderungen des Volkes vorlegen, werden sie uns ganz einfach anhören und nachgeben müssen.«
    Richard schüttelte traurig versunken den Kopf.
    »Du willst, dass ich euch anführe?«
    »Aber ja.«
    »Dann möchte ich, dass du etwas für mich tust, Victor.«
    »Aber ja doch, Richard. Raus mit der Sprache.«
    »Halte dich aus allem raus, was mit diesem Aufstand zu tun hat.

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