Schwester der Finsternis - 11
von Spezialagenten in Zivil, die, so erzählte man sich, Jagd auf Unruhestifter machten.
»Das ist richtig. Was wünscht Ihr?«
Er sah, dass jeder der Männer ein Schwert unter seiner leichten Pelerine trug. Alle hatten eine Hand an dem langen Messer, das sie im Gürtel trugen.
»Als vereidigte Beamte des Ordens der Imperialen Ordnung ist es unsere Pflicht, dich wegen des Verdachts auf aufrührerische Umtriebe festzunehmen.«
Als Nicci aufwachte, war Richard noch immer nicht nach Hause gekommen. Missmutig brummend wälzte sie sich auf den Rücken und sah, dass durch die Vorhänge Licht ins Zimmer fiel. Nach dem Winkel der Sonnenstrahlen zu urteilen, musste es kurz nach Sonnenaufgang sein.
Sie gähnte und räkelte sich im Bett, ließ die Arme wieder fallen und starrte gegen die Decke, die saubere, frisch getünchte Decke. Sie spürte, wie ihr Zorn hochkochte. Es brachte sie ganz durcheinander, wenn er über Nacht nicht nach Hause kam, andererseits kam sie sich wie eine Betrügerin vor, wenn sie ihm Vorwürfe machte, weil er so schwer arbeitete. Sie hatte ihm vor Augen führen wollen, wie schwer gewöhnliche Menschen schuften mussten, um sich durchzuschlagen, ihm zeigen wollen, dass der Orden die einzige Hoffnung war, die den ganz normalen Menschen ein besseres Leben zu bescheren vermochte.
Sie hatte ihn gewarnt, sich nicht in die jüngsten Aufstände verwickeln zu lassen, und war froh, als er gar nicht erst versuchte, ihr in diesem Punkt zu widersprechen; überhaupt schien er eher gegen sie eingestellt zu sein. Überrascht war sie, dass er, solange die Menschen durch die Straßen zogen, sogar seine Arbeit schwänzte. Er hatte Kamil und Nabbi schärfstens davon abgeraten, sich an dem Aufstand zu beteiligen.
Jetzt, da die Rebellion niedergeschlagen war und die Behörden viele der Unruhestifter verhaftet hatten, war die Lage wieder sicher, und Richard hatte an seinen Arbeitsplatz zurückkehren können. Der Orden musste größere Anstrengungen unternehmen, um den Menschen ihre Pflicht begreiflich zu machen, den weniger vom Glück Gesegneten das Leben erträglicher zu gestalten, dann würde es auch nicht zu diesen Störungen und heiklen Situationen in den Straßen kommen. Somit hatte auch dies noch sein Gutes.
Nicci spritzte sich Wasser aus der Schüssel ins Gesicht, die Richard eines Tages mit nach Hause gebracht hatte. Das Blumenmuster an ihrem Rand passte zu den lachsfarbenen Wänden und der Brücke, die er von ihrem Ersparten gekauft hatte. Er war zweifellos fleißig, wenn es ihm sogar gelang, von seinem mageren Lohn noch etwas zurückzulegen.
Sie zog ihr verschwitztes Nachthemd aus und wusch sich, so gut es ging, mit einem feuchten Waschlappen. Das war erfrischend. Sie konnte es nicht ausstehen, in Richards Gegenwart verschwitzt und schmutzig zu sein.
Dann sah sie, dass die Schale mit Eintopf, die sie für das Nachtmahl am Abend zuvor gekocht hatte, noch immer auf dem Tisch stand. Er hatte ihr gegenüber nichts davon erwähnt, dass er über Nacht arbeiten musste, manchmal jedoch hatte er keine Zeit, vorher noch zum Essen nach Hause zu kommen. Wenn er nachts arbeitete, kam er gewöhnlich kurz nach Sonnenaufgang heim, sie erwartete ihn also jeden Augenblick zu sehen.
Vermutlich würde er hungrig sein. Vielleicht sollte sie ihm Eier braten; Richard aß gern Eier. Sie merkte, dass sie schmunzelte. Unmittelbar nach dem Aufwachen war sie noch wütend gewesen, und jetzt, da sie darüber nachdachte, was Richard gerne mochte, lächelte sie. Sie fuhr sich mit dem Fingerkamm durchs Haar und konnte es schon jetzt kaum noch erwarten, ihn hereinspazieren zu sehen und zu fragen, ob sie ihm Eier braten solle. Natürlich würde er bejahen, und sie hätte das Vergnügen, etwas zu tun, von dem sie wusste, dass er es gerne mochte.
Sie verabscheute es, Dinge zu tun, von denen sie wusste, dass er sie nicht guthieß.
Mittlerweile lag die schreckliche Nacht mit Gadi mehrere Monate zurück. Es war ein Fehler gewesen, das war ihr im Nachhinein klar geworden. Anfangs hatte sie ihre Freude daran gehabt, nicht etwa, weil sie Sex mit diesem widerwärtigen Rohling wollte, sondern weil Richards Weigerung, sie zu lieben, so demütigend für sie gewesen war, dass sie sich an ihm hatte rächen wollen. Anfangs hatte sie sich ergötzt an dem, was Gadi ihr antat, und sich an den Schmerzen geweidet, die er ihr zufügte, weil Kahlan sie ebenfalls empfand. Nicci hatte es ausschließlich in dem Sinn genossen, dass es eine Strafe dafür war, was
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