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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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oder? Er interessiert dich nicht mehr.» Birgit klopfte mit einem Stift auf den Schreibtisch.
    «Stimmt.» Stadler sah sie an. Sie war das Gegenteil von allem, was er attraktiv fand. Zu eng stehende Augen, zu rundes Gesicht und Haare von undefinierbarer Farbe, die schlaff an beiden Seiten ihres Kopfs herunterhingen. Die ideale Partnerin für den Job. Wenn er sich mit Linda ein Büro teilen würde, wäre er ständig durch ihren wippenden blonden Pferdeschwanz oder die kleinen festen Brüste unter ihrem engen T-Shirt abgelenkt.
    «Was?» Birgit sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.
    Hatte er sie angestarrt? Oder schlimmer noch: seine Gedanken laut ausgesprochen?
    «Ich – ich habe noch jede Menge anderen Kram, um den ich mich kümmern muss», stotterte er.
    «Ja», sagte sie mit unergründlicher Miene. «Vor allem das da.» Sie deutete auf eine Mappe, die gestern noch nicht auf seinem Schreibtisch gelegen hatte.
    «Was ist das?»
    «Verkehrsunfall. Gestern Abend. Ein Radfahrer wurde überfahren. Die Umstände sind unklar.»
    «Verkehrsunfall? Wir haben einen Mord aufzuklären, der vermutlich zu einer Serie gehört. Den Unfall soll jemand anders bearbeiten.» Wütend schob er die Akte von sich weg. Seit wann musste er sich um ungeklärte Verkehrsunfälle kümmern? Er war Leiter einer Mordkommission, kein Verkehrspolizist. Was war das? Eine Verschwörung?
    «Alle sind überlastet.» Birgit spielte immer noch mit dem Stift herum. «Wegen der Schießerei am vergangenen Samstag.»
    «Da gab es doch nur leicht Verletzte.»
    Birgit verzog das Gesicht. «Ja, aber es waren über zwanzig Personen involviert, und nicht einmal die Hälfte davon spricht Deutsch. Puh, auf den Fall wäre ich echt nicht scharf.»
    Missmutig zog Stadler die Akte wieder zu sich und schlug sie auf. Wenn er nur endlich einen Beweis finden würde, dass er es mit einem Serienmörder zu tun hatte! Dann hätte er auf einen Schlag eine fette Moko und alle Ressourcen, die er brauchte. Ein weiterer Mord würde seinen Chef am schnellsten überzeugen, aber den wünschte Stadler sich natürlich nicht. Hoffentlich meldete diese Montario sich bald, und zwar mit einer guten Nachricht.
    Er überflog den Unfallbericht. Das Opfer war ein junger Mann, Student der Psychologie mit Job an der Uni. Laut Aussage eines Bekannten, den die Kollegen über die Kontaktdaten auf dem Handy ausfindig gemacht und offenbar noch am gestrigen Abend befragt hatten, war er zudem ein Freizeithacker, wenn auch ein kleines Licht. Die Eltern wohnten irgendwo bei Münster und waren bereits benachrichtigt worden. Nichts Auffälliges. Der Fahrer des Unfallwagens war abgehauen. Das kam häufiger vor. Mit ein bisschen Glück meldete er sich im Laufe des Tages, wenn der erste Schock überstanden war und ihm klarwurde, was er getan hatte.
    «Weißt du, ob wir noch irgendwas haben, das nicht in der Akte festgehalten ist?», fragte er Birgit.
    Sie hob die Hände. «Ich weiß auch nicht mehr als das, was dadrin steht. Ach ja, sie haben seinen Computer aus der Wohnung geholt. Der Laptop war Schrott, den hatte er im Rucksack, aber er hatte noch einen zweiten Rechner. Auf den ersten Blick war nichts Interessantes auf der Festplatte. Auf die genaue Analyse müssen wir allerdings noch ein Weilchen warten, erst sind die ganzen Smartphones und Tablets der schießwütigen Jungs dran.»
    «Wieso holen die Kollegen den PC des Opfers aus der Wohnung, wenn es sich um einen Verkehrsunfall mit Fahrerflucht handelt?»
    «Weiß ich auch nicht.» Birgit hob die Schultern. «Vielleicht weil er ein Hacker war.»
    «Das ergibt doch keinen Sinn.» Stadler blätterte in der dünnen Akte herum. «Weißt du, wo genau der Junge gearbeitet hat?»
    «Irgendwo an der Uni. Steht doch in der Akte.»
    «Irgendwo? Das ist alles?»
    «Dieser Kumpel wusste es vermutlich nicht. Ach ja, der Junge hatte eine Freundin. Die weiß vielleicht mehr. Darüber müsste auch was drin sein. Das habe ich gelesen.»
    Stadler fand die Seite. Carolina Westlake. «Hat schon jemand mit ihr gesprochen?»
    «Keine Ahnung. Vermutlich nicht.»
    «Und was ist mit den Spuren am Unfallort? Irgendein Hinweis darauf, dass es etwas anderes als ein gewöhnlicher Unfall war?»
    «Nicht dass ich wüsste.»
    «Okay. Dann fahre ich rüber in die Rechtsmedizin. Mal sehen, ob der Junge schon unterm Messer war. Teambesprechung im Fall Talmeier ist um zwölf.»
    «Ja, sehr zum Ärger von Paul Heinrichs.» Birgit feixte. «Das ist seine Essenszeit.»
    Stadler erhob sich. «Ach

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