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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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So etwas passiert nicht aus heiterem Himmel. Ich schätze, er hat die klassischen Einstiegstaten verübt, Mitschüler oder Tiere gequält, Feuer gelegt. Kurz gesagt, Dinge getan, die ihm das Gefühl von Macht über seine Mitmenschen vermittelt haben. Aber er ist nicht unbedingt dabei erwischt worden.»
    Stadler sah enttäuscht aus, kein Wunder, das alles war viel zu vage und allgemein. «Sonst noch etwas, das uns helfen könnte?», fragte er.
    «Er ist mobil und finanziell unabhängig. Außerdem hat er vermutlich eine Arbeit, die ihm genug Freiräume lässt, also Zeit, um seine Taten vorzubereiten und auszuführen.»
    Stadler nickte. «Aber das alles gilt nur für den Mörder von Leonore Talmeier, richtig?»
    Liz zuckte mit den Schultern. «Vieles davon trifft auch auf den ersten Täter zu. Aber er ist nicht so kontrolliert, nicht so organisiert. Wenn es wirklich der gleiche Mann war, hat er sich verdammt schnell entwickelt. Oder es wurden noch nicht alle seine Opfer gefunden.»
    Stadler zog die Brauen hoch. «Das halten Sie für möglich?»
    «Möglich ja, aber nicht für sehr wahrscheinlich», antwortete sie rasch. «Offenbar versucht er nicht, seine Opfer zu verstecken. Sowohl Geismann als auch Talmeier wurden innerhalb weniger Stunden nach ihrem Tod gefunden.»
    «Verstehe.» Er starrte nachdenklich in sein Glas. «Wir haben übrigens noch etwas am Tatort entdeckt. Die Kollegen von der Spurensicherung haben die Blutflecke mit Luminol eingesprüht und erneut untersucht. Auf diese Weise lässt sich das Spritzmuster besser erkennen. Dabei haben sie ein paar auffällig symmetrische Linien auf dem Teppichboden bemerkt.»
    «Linien? So als hätte jemand etwas aufgemalt?»
    «Genau. Jedoch eher geschrieben als gemalt. Manche der Linien scheinen Buchstaben zu bilden. Leider haben wir keine Wörter rekonstruieren können.»
    Liz stellte sich die Situation vor: Der Mörder, der wieder und wieder auf die Frau einsticht, die längst wehrlos auf dem Boden liegt. «Könnte es ein Hilferuf des Opfers sein?», fragte sie. «Hat Leonore Talmeier vielleicht versucht, einen Hinweis auf den Täter zu hinterlassen?»
    Stadler hob die Hände. «Kann schon sein. Sie hatte Blut an den Fingern, das würde diese Hypothese stützen. Der Rechtsmediziner meint jedoch, dass sie tot gewesen sein muss, als der Mörder den Tatort verließ.»
    «Also hat
er
eine Nachricht hinterlassen», sagte Liz nachdenklich. «Und sie danach wieder unkenntlich gemacht. Merkwürdig.»
    «Es könnte sein, dass er den Blutverlust des Opfers unterschätzt hat. Möglich, dass die Schrift noch lesbar war, als er ging.» Stadler sah Liz an. «Bringt Sie diese Information irgendwie weiter?»
    Liz schüttelte den Kopf. «Nicht, solange ich den Inhalt der Botschaft nicht kenne. «Bei Manuel Geismann wurde nichts dergleichen gefunden?»
    «Nein.» Stadler sah aus dem Fenster. «Ich glaube trotzdem, dass die beiden Taten zusammenhängen.» Er wandte sich wieder Liz zu. «Gibt es noch eine weitere Möglichkeit? Irgendeine andere Hypothese?»
    Sie zögerte. Es gab noch eine, doch die war sehr gewagt.
    Er schien ihr Zögern zu bemerken. «Nun spucken Sie’s schon aus!»
    «Theoretisch, aber wirklich nur theoretisch, könnte es sich auch um ein Team handeln.»
    «Ein Team?»
    «Nehmen wir an, unser chaotischer Täter bringt den Transvestiten um. Das ruft einen Mann auf den Plan, der durch diese Tat seine eigenen Phantasien auf wundersame Weise in die Wirklichkeit umgesetzt sieht. Nur leider viel zu dilettantisch. Also nimmt er den Mörder unter seine Fittiche und führt beim nächsten Mal Regie.»
    «So etwas gibt es?» Stadler kratzte sich am Kopf.
    «Ja», erwiderte sie. «So etwas in der Art hat es schon mehrfach gegeben. Aber es kommt extrem selten vor. Grundsätzlich sind Serienkiller Einzeltäter. Schon allein deshalb, weil sie ganz individuelle Phantasien haben, Drehbücher, nach denen ihre Taten ablaufen müssen. Doch gelegentlich haben wir es mit einem Pärchen zu tun, oft mit einem Mann und einer Frau. Aber auch mit zwei Männern. Dabei ist jedoch einer der eindeutig dominante Part, er bestimmt, was geschieht. Der andere ist Befehlsempfänger, dem Haupttäter hörig und meist nicht besonders intelligent.»
    Stadler leerte sein Glas. «Okay. Ich danke Ihnen für Ihre Mühe. Wie Sie wissen, kann ich Sie für Ihre Arbeit nicht bezahlen, aber ich möchte Sie gern zum Essen einladen, Sie bestimmen wo und wann.»
    «Gut», sagte sie gedehnt. Sie war irritiert über den

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