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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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abrupten Themenwechsel. Bestimmt war er enttäuscht, weil sie ihm nicht mehr hatte sagen können, auch wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    «Ich nehme noch ein Bier», sagte er. «Möchten Sie auch noch etwas trinken?»
    Sie zögerte. Der offizielle Teil ihres Treffens war vorbei, eigentlich sollte sie jetzt gehen. Andererseits hatte sie keine Lust, jetzt schon in ihre Wohnung zurückzukehren. Deborah war in Köln, sie traf sich mit dem Klienten, der sich für Michael Flatley hielt, um ihm, wie sie es nannte, die Welt zu erklären und ihm auseinanderzusetzen, dass er für eine Karriere als Profitänzer ungefähr zwanzig Jahre zu spät dran war. «Also gut. Einen Weißwein.»
    Stadler hob den Arm und bestellte.
    «Sie verbringen Ihren Feierabend mit Gesprächen über Ihre Arbeit. Sie sind offenbar immer im Dienst», sagte Liz und versuchte, ihr Unbehagen zu unterdrücken. Es war nichts Besonderes daran, mit einem Mann, mit dem man beruflich zu tun hatte, etwas zu trinken, auch wenn der offizielle Teil des Treffens beendet war. Theoretisch wusste sie das, doch in der Praxis machte es sie nervös. Vielleicht sollte sie anfangen, Erfahrungen zu sammeln, selbst wenn sie beschissen waren, um endlich ihre Angst in den Griff zu bekommen.
    Er grinste. «Es gibt niemanden, der zu Hause auf mich wartet, falls Sie das meinen.»
    Das hatte sie nicht gemeint, doch sie ließ ihn in dem Glauben. «Ich habe gehört, dass die Arbeit bei der Polizei schlecht fürs Privatleben ist.»
    «Stimmt.» Er seufzte übertrieben theatralisch. «Die Scheidungsquote ist exorbitant hoch. Ich habe auch schon meinen Teil dazu beigetragen.»
    «Tut mir leid», sagte sie.
    «War ein Fehler. Eine Kollegin. Inzwischen verstehen wir uns ganz gut.» Der Zynismus war kaum zu überhören.
    «Kinder?»
    Er schüttelte den Kopf.
    Die Getränke kamen. Sie stießen an und nahmen einen Schluck.
    «Und? Ist die Quote bei den Psychologen besser?», fragte er.
    «Keine Ahnung. Ich habe mich nie sonderlich für Statistik interessiert, obwohl es einen großen Teil meines Fachgebiets ausmacht.»
    Es war ganz offensichtlich nicht das, was er hatte wissen wollen, doch sie verspürte keine Lust, ihm etwas über ihr desolates Privatleben zu erzählen. Er war der Typ Mann, der das als Einladung missverstehen würde.
    Eine Weile schwiegen sie. Schließlich nahm Stadler einen weiteren Schluck Bier und sah sie an. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er etwas loswerden wollte, sich damit aber nicht heraustraute.
    Liz wollte ein unverfängliches Thema anschneiden, aber sie war nicht schnell genug.
    «Ich weiß jetzt», sagte er leise, den Blick starr auf einen Punkt hinter ihr gerichtet. «Ich weiß jetzt, warum Sie sich ausgerechnet für Serienmörder interessieren.»
    Liz holte keuchend Luft. Der Boden unter ihr wankte, der Schankraum, der Tisch, der Mann, der ihr gegenübersaß, alles schien sich mit einem Mal zu drehen. Scheiße!
    Er bewegte die Lippen, sagte etwas, doch sie hörte es nicht. Hörte nur ein lautes Rauschen, so als hätte eine Explosion ihr das Trommelfell zerfetzt.
    Wieder öffnete er den Mund. Inzwischen funktionierten ihre Ohren wieder. «Es tut mir leid, ich wollte Sie damit nicht überfallen.» Er streckte seine Hand aus, doch sie zog ihre rasch weg. «Ich bin rein zufällig darauf gestoßen. Ein Foto in einem Buch.»
    Plötzlich verwandelte sich der Schock in Wut. «Sie sind zufällig darauf gestoßen, ja? Sie verdammter Scheißkerl! Das soll ich Ihnen glauben? Für wie blöd halten Sie mich denn?» Sie stand auf, packte ihre Jacke und ihre Handtasche.
    «Elisabeth, warten Sie! Bitte setzen Sie sich wieder! Ich wollte Sie nicht verletzen, ich wusste ja nicht –»
    «Für Sie immer noch Frau Doktor Montario, wenn ich bitten darf», stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
    Er stand ebenfalls auf. «Bitte, entschuldigen Sie.»
    An den Nachbartischen drehten sich die Leute zu ihnen um, es wurde still.
    «Scheißkerl», sagte sie noch einmal, dann rannte sie hinaus.
    Draußen regnete es. Es war ihr egal. Sie rannte blind drauflos, Wut, Schmerz und Enttäuschung brannten in ihrer Brust.
Scheißkerl.
    Tropfnass erreichte sie ihr Auto. Als sie mit zitternden Fingern in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel suchte, wurde ihr bewusst, warum sie so verletzt war. Nicht, weil er die Wahrheit über sie herausgefunden hatte, nicht, weil er sie benutzt hatte, sondern weil sie gerade angefangen hatte, ihn zu mögen.

Dienstag, 22. Oktober,

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