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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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das müssen Sie Liz unbedingt sagen. Ich … ich begegne oft Männern, die ihm ähnlich sehen. Ich weiß ja, dass er es nicht ist. Aber er könnte es sein, verstehen Sie? Wenn er nicht … Doch diesmal – der Mann im Garten. Er sah ihm so ähnlich – seinem Vater, meine ich. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie ein Doppelgänger.» Wieder raschelte es. «Er stand vor dem Fenster. Ich war drinnen, ich war gerade dabei, die Fensterbank abzuwischen. Er stand auf dem Rasen und lächelte mich an. Einfach so!»
    «Was ist dann passiert?»
    «Ich habe angefangen zu schreien. Ich habe meinen Mann gerufen. Und als ich wieder aus dem Fenster geschaut habe, war er fort.»

Freitag, 25. Oktober, 9:13 Uhr
    Linda Franke bog in die Straße und gab behutsam Gas. Das war sie also, die Allee der Reichen und Schönen. Weniger prächtig, als sie es sich vorgestellt hatte, und vor allem weniger abgeschottet. Dennoch roch es hier penetrant nach Geld, nach viel Geld. In den Villen hinter den Hecken und Toren lebten die, die es geschafft hatten. Zumindest in Lindas Vorstellung davon, was es bedeutete,
es geschafft zu haben
. Nämlich Straftaten zu begehen, ohne dafür belangt zu werden. Niemand war so reich, ohne nicht wenigstens etwas von diesem Reichtum illegal erworben oder nicht versteuert zu haben. Hinter diesen Mauern residierten die wirklich dicken Fische. Die Haie, die einem nie ins Netz gingen. Vielleicht lebte hier sogar ein Mörder. Das wäre ein fetter Fang. Und sie wäre die Angelkönigin. Linda lächelte in sich hinein, während sie die Hausnummern studierte.
    Einer der Wagen, der sowohl die richtigen Reifen als auch die passende Mattlackierung besaß, war auf einen Mann zugelassen, der in der Hindenburgstraße in Meerbusch gemeldet war. Und Linda hatte sich auf die Anschrift gestürzt wie ein Geier auf eine plattgefahrene Ziege. An diesem Ort jemanden zu verhaften, wäre eine Genugtuung der besonderen Art.
    Sie bremste, als sie das richtige Haus erreichte. Es stand einige Meter von der Straße zurückgesetzt, das Grundstück war umgeben von einem niedrigen Zaun. Das Tor stand offen, der mattschwarze Cayenne parkte vor der Garage. Das war beinahe wie eine Einladung. Lindas Herz schlug höher. Wie einfach wäre es, sich unter einem Vorwand Zutritt zu verschaffen und das Fahrzeug unter die Lupe zu nehmen! Einfach, aber gegen jede Vorschrift.
    Linda stellte den Motor ab und kämpfte mit sich. Es musste ja niemand etwas von ihrem Besuch erfahren. Sie würde sich vergewissern und dann verkünden, dass ihr Bauchgefühl ihr gesagt habe, dass dies der richtige Kandidat sei. Sie würde es der Clarenberg sagen, nicht Stadler. Lieber gönnte sie den Erfolg einer anderen Frau als diesem Idioten. Und die Clarenberg war keine Konkurrenz. Kein Mann interessierte sich für diese graue Maus.
    Linda stieg aus. Ein knallrotes Coupé rollte vorbei, als sie die Wagentür zuknallte, und eine Sekunde lang schämte sie sich für den mickrigen blauen Ford aus dem Fuhrpark der Polizei.
    Zögernd betrat sie die Auffahrt. «Hallo, jemand zu Hause?»
    Keine Reaktion.
    Linda blieb stehen. Was, wenn der Eigentümer die Polizei rief? Den Kollegen aus Neuss erklären zu müssen, weshalb eine Beamtin der Düsseldorfer Kriminaltechnik ausgerechnet auf der Hindenburgstraße in Meerbusch eine Autopanne hatte und einen Anwohner um Hilfe bitten musste, weil sie angeblich ihr Handy vergessen hatte, wäre kein Spaß.
    Wieder rief sie. «Hallo? Ist jemand da?»
    Der Cayenne war nur noch wenige Schritte entfernt. Er stand mit dem Heck zu ihr, sie würde ihn umrunden müssen, um zu sehen, ob vorn irgendwelche Schäden zu erkennen waren.
    «Hallo?», sagte sie noch einmal, doch nicht mehr ganz so laut. Sie hatte es fast geschafft. Niemand schien von ihr Notiz zu nehmen.
    Gerade, als sie sich hinunterbeugte, um den Lack genauer unter die Lupe zu nehmen, knirschte es hinter ihr.

Freitag, 25. Oktober, 14:27 Uhr
    Liz schloss den Aktendeckel und gähnte. Sie hatte das Büro für sich, Miguel Rodríguez war mit Stadler in der Rechtsmedizin. Seit Stunden studierte sie Ermittlungsergebnisse, und die Wörter fingen allmählich an, sich in ihrem Kopf zu drehen. Je mehr Liz über die drei Mordfälle las, desto merkwürdiger kamen sie ihr vor. Die erste Tat passte nach wie vor nicht vollständig ins Bild, und doch wollte Liz nicht ausschließen, dass es einen Zusammenhang zu den beiden anderen Morden gab. Aber auch die waren voller Widersprüche. Und obwohl es verrückt

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