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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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zurück nach München, auch wenn ich dich nur ungern allein lasse.»
    «Rede keinen Unsinn. Ich komme sehr gut ohne Babysitter zurecht.»
    «Ich weiß. Trotzdem würde ich dich am liebsten mitnehmen, damit du mal richtig rauskommst. Weg von diesem grässlichen Mordfall, weg von dem ätzenden Briefschreiber und weg von der Uni, wo du hoffnungslos unterfordert bist.»
    Liz lächelte. «Ich finde es wunderbar, wenn du so kämpferisch bist.»
    «Leider ohne Erfolg.» Deborah seufzte theatralisch.
    «Na ja, was die Uni angeht, tut sich vielleicht was», räumte Liz ein. «In Heidelberg ist eine Stelle ausgeschrieben, die wunderbar zu mir passen würde. Und dort haben sie wenigstens eine richtige Rechtspsychologie. Düsseldorf ist ja eigentlich auf experimentelle Psychologie spezialisiert, da bin ich die geduldete Exotin, die das Lehrangebot ein bisschen aufpeppt.»
    «Du willst wieder nach Heidelberg ziehen?» Deborah sah sie entgeistert an.
    «Na komm, war doch eine tolle Zeit dort.» Liz verzog das Gesicht und zwinkerte ironisch.
    Deborah schüttelte den Kopf. «Das ist nicht dein Ernst. Heidelberg ist ein Kaff. Da passt du nicht hin. Du hast dich doch gerade erst in Düsseldorf eingelebt.»
    «Na ja. Eigentlich will ich auch nicht schon wieder weg, das stimmt.» Liz beobachtete eine Katze, die es sich auf einer sonnigen Fensterbank bequem machte. «Aber augenblicklich würde ich lieber heute als morgen woanders neu anfangen.»
    «Vor dem, was dich bedrückt, kannst du nicht davonlaufen», sagte Deborah leise. «Das nimmst du überallhin mit.»
    Liz antwortete nicht.
    «Du brauchst mich übrigens morgen nicht zum Bahnhof zu bringen.»
    «Wieso?» Liz riss ihren Blick von der Katze los.
    «Ich hab bereits einen Chauffeur», erzählte Deborah mit einem breiten Grinsen. «Er lädt mich zum Mittagessen ein und fährt mich danach zum Bahnhof.»
    «Michael Flatley? Er kommt extra aus Köln her?»
    «Der doch nicht.»
    Liz nahm die Sonnenbrille ab und musterte Deborah. «Doch nicht der Typ aus dem Supermarkt, oder?»
    «Er hat gestern angerufen.» Deborah streckte ihre langen, wohlgeformten Beine aus. «Ist das Leben nicht wunderbar?»
    «Du bist echt verrückt, Deb.»
    «Ich hab einfach gern Spaß. Was ist daran verrückt?»
    Liz schüttelte unwillig den Kopf. «Du kennst diesen Mann doch überhaupt nicht.»
    Deborah beugte sich vor und sah Liz in die Augen. «Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Das ist immer so, wenn man jemandem zum ersten Mal begegnet. Man kennt ihn überhaupt nicht. Es liegt in der Natur der Sache.»
    Liz lachte. «Schon gut. Ich bin nun mal ein bisschen zurückhaltender als du.»
    «Ein bisschen zurückhaltender … Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres. Du bist absolut paranoid.» Deborah winkte der Kellnerin, um zwei weitere Milchkaffees zu bestellen. «Außerdem haben wir ausführlich am Telefon geplaudert. Ich weiß also schon ein bisschen etwas über mein Date.»
    «Und?»
    «Er war lange im Ausland, ist erst vor einigen Monaten nach Deutschland zurückgekehrt und fasst hier gerade langsam Fuß. Offenbar ist er vermögend, zumindest hat er angedeutet, dass er nicht unbedingt arbeiten muss. Und nach Düsseldorf hat es ihn verschlagen, weil er hier in der Nähe aufgewachsen ist.»
    Der Kaffee kam. Während Liz nachdenklich ein Tütchen Zucker aufriss, plauderte Deborah weiter über ihren Märchenprinzen. Liz hörte nur mit einem Ohr zu. Sie musste plötzlich wieder an die anonymen Briefe denken, vor allem an den letzten, den sie seit Tagen ungeöffnet in ihrer Handtasche mit sich herumtrug.
    «Was ist los?», fragte Deborah nach einer Weile irritiert. «Du hörst mir ja gar nicht zu. Nerve ich dich?»
    «Natürlich nicht.»
    Deborah nahm eine Zigarette aus der Packung. «Aber irgendwas hast du doch.»
    «Wenn ich dich so über die Männer in deinem Leben reden höre, muss ich zwangsläufig an die in meinem Leben denken», bemerkte Liz trocken.
    «Gibt es da welche?» Deborah betrachtete die Zigarette.
    «Na ja. Wie man’s nimmt.» Liz griff nach der Handtasche und zog das Schreiben hervor. «Ich dachte an meinen ganz speziellen Brieffreund.» Sie wedelte mit dem Umschlag. «Ich glaube, ich sollte das Ding endlich öffnen», sagte sie. «Ich habe jetzt lange genug gewartet, um mir selbst zu beweisen, dass der Kerl keine Macht über mich hat.»
    «Du hast ihn noch nicht geöffnet?» Deborah schob die Zigarette zurück in die Packung. «Und du hast deinem Kommissar noch nichts von den Briefen

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