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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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üblich mit Erin gesprochen. Ich habe ihr gesagt, daß es mit ihrem Vater wohl bald zu Ende geht. Sie sagte, sie würde das Wochenende in Wellesley verbringen.» Dann fügte sie hinzu: «Wie ich höre, wird sie vermißt. Wir alle beten, daß ihr nichts passiert ist.»
    Weiter kann ich hier nichts tun, dachte Darcy, und plötzlich verspürte sie den überwältigenden Wunsch, nach Hause zu gehen.
    Es war Viertel vor sechs, als sie in ihre Wohnung zurückkam. Jetzt wäre eine heiße Dusche gut, beschloß sie, und ein heißer Grog.
    Um zehn nach sechs ließ sie sich, in ihren Lieblingsbademantel gehüllt, mit einem dampfenden Grog auf der Couch nieder und drückte auf den Einschaltknopf der Fernbedienung.
    Gerade liefen die Nachrichten. John Miller, der Kriminalreporter von Channel 4, stand am Eingang eines Piers der West Side. Hinter ihm waren in einem abgesperrten Bereich die Silhouetten Dutzender von Polizisten vor dem kalten Wasser des Hudson zu sehen. Darcy stellte den Ton lauter.
    « … Leiche einer unbekannten jungen Frau wurde soeben auf diesem verlassenen Pier in der 56. Straße gefunden.
    Anscheinend ist sie erwürgt worden. Die Frau ist schlank, Mitte Zwanzig und hat kastanienbraunes Haar. Sie trägt Hosen und eine buntgemusterte Bluse. Merkwürdig ist, daß sie verschiedene Schuhe trägt, einen braunen, knöchelhohen Stiefel am linken Fuß, einen Abendschuh am rechten.»
    Darcy starrte auf den Fernseher. Kastanienbraunes Haar.
    Mitte Zwanzig. Buntgemusterte Bluse. Sie hatte Erin eine buntgemusterte Bluse zu Weihnachten geschenkt. Erin war entzückt gewesen. «Sie hat alle Farben von Josephs Mantel», hatte sie gesagt. «Hinreißend.»
    Kastanienbraun. Schlank. Josephs Mantel.
    Der biblische Mantel Josephs war blutbefleckt gewesen, als seine verräterischen Brüder ihn als Beweis für Josephs Tod ihrem Vater gezeigt hatten.
    Irgendwie gelang es Darcy, in ihrer Handtasche die Karte zu finden, die Agent D’Ambrosio ihr gegeben hatte.
    Vince war gerade im Begriff, sein Büro zu verlassen. Er war mit seinem fünfzehnjährigen Sohn Hank beim Madison Square Garden verabredet. Sie wollten rasch zu Abend essen und sich dann ein Spiel der Rangers ansehen. Während er Darcy zuhörte, wurde ihm klar, daß er diesen Anruf erwartet hatte; er hatte nur nicht damit gerechnet, daß er so schnell kommen würde.
    «Hört sich nicht gut an», sagte er zu ihr. «Ich werde das Revier anrufen, in dessen Bezirk sie gefunden wurde.
    Warten Sie. Ich rufe Sie gleich zurück.»
    Nachdem er aufgelegt hatte, rief er «Hudson Cable» an.
    Nona war noch in ihrem Büro. «Ich fahre sofort zu Darcy hinüber», sagte sie.
    «Man wird sie auffordern, die Leiche zu identifizieren», warnte Vince.
    Er rief das Revier Innenstadt Nord an und wurde zum Chef der Mordkommission durchgestellt. Die Leiche war noch nicht vom Fundort entfernt worden. Wenn sie ins Leichenschauhaus kam, würden sie einen Streifenwagen zu Miss Scott schicken. Vince erklärte sein Interesse an dem Fall. «Wir wären Ihnen für Ihre Hilfe dankbar», sagte man ihm. «Wenn sich dieser Fall nicht als sonnenklar herausstellt, würden wir ihn gern durch VICAP laufen lassen.»
    Vince rief Darcy zurück und sagte ihr, ein Streifenwagen werde sie abholen und Nona sei auf dem Weg zu ihr. Sie bedankte sich. Ihre Stimme klang flach und gepreßt.
    Chris Sheridan verließ die Galerie um zehn nach fünf und ging mit langen Schritten die vierzehn Blocks von der Ecke 78. Straße und Madison Avenue bis zur 56. Straße und Fifth Avenue. Es war eine geschäftige und höchst erfolgreiche Woche gewesen, und er genoß den Luxus, das ganze Wochenende frei und für sich zu haben. Kein einziger Termin.
    Seine Wohnung im neunten Stock ging auf den Central Park hinaus. «Direkt gegenüber dem Zoo», wie er seinen Freunden sagte. Er hatte einen eklektischen Geschmack, und seine Wohnung war eine Mischung aus antiken Tischen, Lampen und Teppichen und breiten, bequemen Polstersofas, die er mit einem nach einem mittelalterlichen Gobelin kopierten heraldischen Muster hatte beziehen lassen. Die Gemälde waren englische Landschaften. Jagd-Drucke aus dem neunzehnten Jahrhundert und ein seidener Wandbehang mit einem Lebensbaum ergänzten den Chippendale-Tisch und die Stühle im Eßbereich.
    Es war ein bequemer, einladender Raum, und in den letzten acht Jahren hatten viele junge Frauen ihn hoffnungsvoll beäugt.
    Chris ging ins Schlafzimmer und zog ein langärmliges Sporthemd und leichte Baumwollhosen an. Ein

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