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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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das Thema von Erins Tod zurück.
    «Darcy, gewöhnlich biete ich den Leuten keine Ratschläge an, nicht einmal kostenlose, aber ich wünschte, Sie würden den Gedanken fallenlassen, diese Anzeigen zu beantworten. Der Mann vom FBI kam mir absolut kompetent vor, und soweit ich das beurteilen kann, wird er nicht lockerlassen, bis derjenige, der Erin ermordet hat, den Preis dafür bezahlt.»
    «Das hat er mir auch wortreich zu verstehen gegeben.
    Vermutlich tut jeder von uns das, was er tun muß.» Sie brachte ein Lächeln zustande. «Als ich zum letzten Mal mit Erin sprach, sagte sie, sie hätte einen einzigen netten Mann getroffen, und ausgerechnet der habe nicht mehr angerufen. Ich wette meinen letzten Dollar darauf, daß Sie das waren.»
    Er brachte sie in einem Taxi nach Hause, ließ den Fahrer warten und begleitete sie an die Tür. Der Wind blies scharf, und er drehte sich so, daß er sie vor seiner vollen Wucht abschirmte, während sie die Tür aufsperrte. «Darf ich Sie wieder anrufen?»
    «Das würde mich freuen.» Einen Augenblick lang dachte sie, er werde ihre Wange küssen, doch er drückte ihr nur die Hand und ging zu dem wartenden Taxi zurück.
    Der Wind zerrte an der Tür, so daß sie nur langsam zufiel. Als das Schloß klickte, ließ das Geräusch von Schritten sie zurückschauen. Durch das Glas sah sie die Gestalt eines Mannes, der die Stufen hinauflief. Einen Augenblick früher, und er wäre mit ihr im Hausflur gewesen. Während sie ihn anstarrte und ihr Mund zu trocken war, um zu schreien, hämmerte Len Parker an die Tür und trat dagegen. Dann drehte er sich um und rannte den Häuserblock entlang.

10
    FREITAG, 1. MÄRZ
    G reta Sheridan war unschlüssig, ob sie aufstehen oder versuchen sollte, noch eine Stunde zu schlafen. Ein böiger Märzwind rüttelte an den Fensterscheiben, und sie erinnerte sich, daß Chris sie gedrängt hatte, die Fenster auswechseln zu lassen.
    Das frühmorgendliche Licht fiel gedämpft durch die geschlossenen Vorhänge. Sie schlief gern in einem kalten Zimmer. Der Quilt und die Decken waren warm, und der blau-weiße Moiré-Himmel gab dem Bett etwas angenehm Geborgenes.
    Sie hatte von Nan geträumt. Bis zum Jahrestag ihres Todes, dem 13. März, waren es noch zwei Wochen. Am Tag zuvor war Nan neunzehn geworden. In diesem Jahr hätte sie ihren vierunddreißigsten Geburtstag gefeiert.
    Hätte.
    Ungeduldig warf Greta die Decken zurück, griff nach ihrem Veloursmorgenrock und stand auf. Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe, ging in die Halle und die gewundene Treppe hinunter ins Erdgeschoß. Sie verstand, warum Chris besorgt war. Es war ein großes Haus, und alle Welt wußte, daß sie allein lebte. «Du ahnst nicht, wie leicht es für einen Profi ist, eine Alarmanlage außer Betrieb zu setzen», hatte er sie mehrmals gewarnt.
    «Ich liebe dieses Haus.» Jeder Raum enthielt so viele glückliche Erinnerungen. Irgendwie hatte Greta das Gefühl, sie würde, wenn sie dieses Haus verließe, auch die Erinnerungen verlassen. Und falls Chris demnächst endlich eine Familie gründet und mir ein paar Enkelkinder schenkt, dachte sie mit einem unbewußten Lächeln, dann wird es wunderbar für sie sein, wenn sie mich hier besuchen können.
    Die
Times
lag vor der Seitentür. Während der Kaffee durch die Maschine lief, begann Greta zu lesen. Auf einer Innenseite stand ein Bericht über das Mädchen, das letzte Woche in New York tot aufgefunden worden war. Mord eines Nachahmungstäters. Was für ein entsetzlicher Gedanke. Wie konnte es zwei so bösartige Menschen geben, einen, der Nans Leben ausgelöscht hatte, und einen, der Erin Kelley umgebracht hatte? Wäre Erin Kelley wohl noch am Leben, wenn diese Sendung nicht ausgestrahlt worden wäre?
    Und an was hatte sie sich zu erinnern versucht, als sie darauf bestanden hatte, sie sich anzusehen? Nan. Ach, Nan, dachte sie. Du hast mir etwas erzählt, das ich als wichtig hätte erkennen sollen.
    Nan, wie sie über die Schule, ihre Unterrichtsstunden, ihre Freundinnen, ihre Verabredungen sprach. Nan, wie sie sich auf den Sommerkurs in Frankreich freute. Nan, die so gern tanzte.
«I Could Have Danced All Night.»
Das Lied hätte für sie geschrieben sein können.
    Erin Kelley war ebenfalls mit einem hochhackigen Schuh aufgefunden worden. Hochhackig? Was war mit diesem Wort? Ungeduldig schlug Greta das Kreuzworträtsel der
Times
auf.
    Das Telefon läutete. Es war Gregory Layton. Sie hatte ihn beim Clubdinner neulich abends getroffen. Er war Anfang sechzig,

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