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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hielt diese Taille für ihren größten Pluspunkt. Dann überkam sie ganz plötzlich überwältigende Traurigkeit. Erin hatte ihr diesen Gürtel zu Weihnachten angefertigt.
    Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie die Realität von Erins Tod leugnen, stand auf, ging um ihren Schreibtisch herum und ließ die Schultern kreisen. Sie hatte den ganzen Tag lang an der Dokumentarsendung gearbeitet und fühlte sich, als ob ihr Körper aus lauter Knoten bestünde. Um drei Uhr hatte Gary Finch, der Moderator von Hudson Cable, sie mit ihr zusammen angeschaut. Am Schluß hatte Finch, ein notorischer Perfektionist, gelächelt und gesagt:
    «Das wird fabelhaft.»
    «Wenn Sir Hubert etwas billigt, ist das in der Tat ein großes Lob.» Nona reckte sich und versuchte sich zu entscheiden, ob sie Emma Barnes in Lancaster noch einmal anrufen sollte. Sie hatte es schon drei- oder viermal versucht. Zugegeben, Liz war schlau gewesen, als sie vorgeschlagen hatte, diese Mrs. Barnes in der Sendung auftreten und über ihre vermißte Tochter sprechen zu lassen, die Kontaktanzeigen beantwortet hatte. Liz war intelligent und hatte Einfälle. Aber sie hat versucht, mich auszustechen, als sie mit Hamilton über Mrs. Barnes sprach, entschied Nona. Sie will meinen Job. Soll sie es nur versuchen!
    Nach einer letzten, langen Dehnung setzte sie sich an ihren Schreibtisch und wählte die Nummer in Lancaster.
    Wieder meldete sich niemand im Hause Barnes.
    Vince erschien pünktlich um sieben. Er trug einen gut-geschnittenen grauen Nadelstreifenanzug und dazu eine braun und beige gemusterte Krawatte. Ihm sucht bestimmt keine Frau die Krawatten aus, dachte Nona und erinnerte sich, wie pingelig Matt mit Krawatten zu bestimmten Hemden und Anzügen gewesen war.
    Das Restaurant lag am Broadway, ein paar Blocks von Nonas Apartment entfernt. «Heben wir uns die ernsthaften Sachen zum Dessert auf», schlug Vince vor. Beim Salat skizzierten sie kurz ihr persönliches Leben. «Wenn Sie eine Bekanntschaftsanzeige aufgäben, was würden Sie über sich selbst sagen?» fragte er.
    Nona dachte nach. «Geschiedene Weiße, 41 Jahre alt, Redakteurin beim Kabelfernsehen.»
    Er schlürfte seinen Scotch. «Weiter.»
    «Eingefleischte Bewohnerin von Manhattan. Hält jeden, der anderswo lebt, für geisteskrank.»
    Er lachte. Sie merkte, daß dabei freundliche Fältchen in seinen Augenwinkeln erschienen.
    Nona trank von ihrem Wein. «Dieser Burgunder ist köstlich», sagte sie. «Sie sollten ihn auch bestellen, wenn das Steak kommt.»
    «Werde ich. Bitte, beenden Sie Ihre Anzeige.»
    «Abschluß in Barnard. Wie Sie sehen, habe ich nicht einmal für das College Manhattan verlassen. Allerdings war ich ein Jahr im Ausland, und ich reise gern, solange ich nicht mehr als drei Wochen fort bin.»
    «Ihre Anzeige wird ganz schön teuer.»
    «Jetzt mach ich’s kurz. Sauber, aber nicht besonders ordentlich. Sie haben mein Büro gesehen. Habe keinen grünen Daumen. Gute Köchin, aber ich hasse komplizierte Gerichte. Ich liebe Jazz. Und, ach ja, ich bin eine gute Tänzerin.»
    «So haben Sie sich mit Erin Kelley und Darcy Scott angefreundet, in einem Tanzkurs», bemerkte D’Ambrosio, und er sah, daß Schmerz Nonas Augen verdüsterte. Hastig fügte er hinzu: «Meine Anzeige ist ein bißchen kürzer. Ich arbeite für die Regierung. Geschiedener Weißer, 43 Jahre alt, FBI-Agent, aufgewachsen in Waldwick, New Jersey, Collegeabschluß an der NYU. Kann nicht tanzen, ohne über meine eigenen Füße zu stolpern. Reise gern, solange es nicht Vietnam ist. Drei Jahre dort waren genug. Und last not least habe ich einen fünfzehnjährigen Sohn, Hank, der ein prima Junge ist.»
    Wie sie versprochen hatte, waren die Steaks erstklassig.
    Beim Kaffee sprachen sie über die Sendung. «Wir zeichnen sie in zwei Wochen auf», sagte Nona. «Sie möchte ich mir gern für den Schluß aufheben, damit die Leute eine ernüchternde Warnung vor den potentiellen Gefahren bei der Beantwortung dieser Anzeigen bekommen. Sie werden die Bilder der vermißten Mädchen zeigen, nicht?»
    «Ja. Es besteht immer die Möglichkeit, daß ein Zuschauer vielleicht Informationen über eine von ihnen hat.»
    Es war schneidend kalt, als sie das Restaurant verließen.
    Der eisige Winterwind ließ Nona keuchen. Vince nahm ihren Arm, als sie die Straße überquerten. Während des restlichen Weges zu ihrer Wohnung ließ er ihn nicht mehr los.
    Er nahm ihre Einladung an, zu einem letzten Glas mit nach oben zu kommen. Froh erinnerte sich Nona,

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