Schwesterlein, komm tanz mit mir
Erinnerungen zu schwelgen.
Nan. Claire. Janine. Marie. Sheila. Annette. Tina. Erin.
Sie alle hatten ihn angelächelt, hatten sich so gefreut, bei ihm zu sein, und keine Gelegenheit bekommen, sich gegen ihn zu wenden, ihn zu verhöhnen, ihn verächtlich anzusehen. Am Ende, wenn sie begriffen hatten, war es wunderbar befriedigend gewesen. Er bedauerte, daß er Nan nicht die Chance gegeben hatte, zu verstehen, was da geschah, zu bitten. Leslie und Annette hatten um ihr Leben gefleht.
Marie und Tina hatten geweint.
Manchmal kamen die Mädchen einzeln zu ihm zurück.
Manchmal erschienen sie zusammen.
Wechsle den Partner und tanze mit mir.
Inzwischen mußten die beiden ersten Päckchen angekommen sein. Ach, wenn man nur der sprichwörtliche Lauscher an der Wand sein, den Augenblick beobachten könnte, in dem sie geöffnet wurden und der verwirrte Ausdruck dem Begreifen wich.
Nachahmungstäter.
So würden sie ihn nicht mehr nennen. War nun Janine die nächste gewesen oder Marie? Janine. Am 20. September vor zwei Jahren. Jetzt würde er ihr Päckchen abschicken.
Er ging in den Keller. Die Schachteln mit den Schuhen waren ein so erfreulicher Anblick. Er zog die Gummihandschuhe an, die er immer benutzte, wenn er irgend etwas anfaßte, das den Mädchen gehörte, und griff nach dem Karton hinter dem Schildchen «Janine». Er würde ihn ihrer Familie in White Plains schicken.
Sein Blick verweilte auf der letzten Beschriftung.
«Erin.» Er begann zu kichern. Warum sollte er nicht auch ihren Karton jetzt schon abschicken? Damit wäre ihre Annahme, er sei ein Nachahmungstäter, erledigt. Sie hatte ihm gesagt, ihr Vater sei in einem Pflegeheim. Er würde den Karton an ihre New Yorker Adresse schicken.
Was aber, wenn niemand in ihrem Wohnhaus so schlau war, das Päckchen der Polizei zu übergeben? Welche Verschwendung, wenn es in einem Lagerraum verstauben würde!
Und wenn er die Schuhe zum Leichenschauhaus schickte? Schließlich war das ihre letzte Adresse in New York.
Das wäre vielleicht komisch!
Zuerst mit aller Sorgfalt Schuhe und Kartons gründlich abwischen, um sicherzugehen, daß absolut keine Abdrücke darauf sind. Die Ausweise herausnehmen. Er hatte die Brieftaschen aus ihren Handtaschen genommen und vergraben.
Die nicht zueinander passenden Schuhe in frisches Seidenpapier wickeln. Die Deckel schließen. Er bewunderte seine Zeichnungen. Er wurde immer besser. Die auf Erins Schachtel war so gut, daß sie auch von einem Profi hätte stammen können.
Braunes Packpapier, Klebeband. Adreßschildchen. Alles hätte überall in den Vereinigten Staaten gekauft sein können.
Zuerst adressierte er Janines Päckchen.
Jetzt war Erin an der Reihe. Die Adresse des Leichenschauhauses würde er im New Yorker Telefonbuch finden.
Charley runzelte die Stirn. Und wenn irgendein Dummkopf im Postraum das Päckchen nicht öffnete, sondern dem Postboten zurückgab. «Hier arbeitet niemand, der so heißt.» Ohne Absenderangabe würde das Päckchen im Büro für unzustellbare Sendungen landen.
Es gab noch eine andere Möglichkeit. Wäre das ein Fehler? Nein. Eigentlich nicht. Er kicherte wieder. Das wird sie gewiß in Trab halten!
Er begann, in Druckschrift den Namen der Person zu schreiben, die er als Empfängerin für Erins Stiefel und den Tanzschuh ausgewählt hatte.
DARCY SCOTT …
Am Samstag traf Darcy Chiffre 1143, Albert Booth, zum Brunch im «Victory Café». Sie schätzte ihn auf ungefähr vierzig. Bei ihrem Telefongespräch hatte sie in Erfahrung bringen können, daß er in seiner Anzeige behauptete, Computerexperte zu sein, gern las, Ski lief, Golf spielte, Walzer tanzte, müßig durch Museen streifte und Platten hörte. Es hieß in der Annonce auch, er habe Sinn für Humor.
Das allerdings überdehnte die Wahrheit gewaltig, entschied Darcy, nachdem Booth sie gefragt hatte, ob ihr das Treffen mit einem Mann, von dem sie nur die Chiffre kannte, das Gefühl gebe, «eine Nummer zu sein». Nachdem sie ihre erste Tasse Kaffee ausgetrunken hatte, zweifelte sie einfach an allem, was er behauptet hatte, außer an seinen Computerkenntnissen. Er hatte das verweichlichte Aussehen eines Stubenhockers, und rein gar nichts an ihm ließ auf einen Skiläufer, Golfspieler, Walzertänzer oder Wanderer schließen.
Seine Konversation drehte sich ausschließlich um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Computern.
«Vor vierzig Jahren brauchte ein Computer zwei Zimmer voller schwerer Geräte, um das zu leisten, was der auf Ihrem
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