Schwesterlein, komm tanz mit mir
einen Einfall gehabt. Er hatte eine Liste der Daten zusammenstellen lassen, an denen die acht jungen Frauen verschwunden waren, und hatte die Ermittler angewiesen, Bekanntschaftsanzeigen aus Zeitungen und Zeitschriften der New Yorker Gegend zu sammeln, die drei Monate vor diesen Daten erschienen waren.
Eine gewisse Zufriedenheit über diese möglichen neuen Hinweise hatte ihn spüren lassen, wie erschöpft er war.
Der Gedanke, in seine Wohnung zu gehen und in seinem vernachlässigten Kühlschrank etwas Eßbares zu suchen, deprimierte ihn. So hatte er fast unbewußt nach dem Hörer gegriffen und Nona angerufen.
Jetzt war es sieben Uhr. Er war gerade in ihrem Büro eingetroffen, und Nona war zum Gehen bereit.
Das Telefon läutete. Nona wandte den Blick zum Himmel, griff nach dem Hörer und meldete sich. Vince sah, wie ihr Gesichtsausdruck sich veränderte.
«Da hast du recht, Matt. Du kannst immer sicher sein, mich hier zu finden. Was kann ich für dich tun?» Sie lauschte.
«Matt, begreif doch endlich. Ich habe nicht die Absicht, dich auszukaufen. Nicht heute und nicht morgen. Vielleicht erinnerst du dich; als wir voriges Jahr einen Käufer hatten, fandest du den Preis nicht hoch genug. Das übliche. Jetzt kann ich warten. Du kannst warten. Was soll die Eile? Braucht Jeanie Zahnspangen oder so was?»
Nona lachte, als sie auflegte. «Das war der Mann, den ich lebenslänglich zu lieben und zu ehren versprochen hatte. Das Dumme ist nur, daß er das vergaß.»
«So etwas kommt vor.»
Sie gingen ins «Pasta Lovers» in der 58. Straße. «Hierher komme ich oft, wenn ich allein bin», sagte Nona zu ihm.
«Warten Sie, bis Sie die Nudeln probiert haben. Die vertreiben jede Depression.»
Ein Glas Rotwein. Salat. Warmes Brot. «Da ist ein Zusammenhang», hörte Vince sich sagen. «Es muß eine Verbindung zwischen einem einzigen Mann und all diesen Mädchen geben.»
«Ich dachte, Sie wären überzeugt, daß außer bei Nan Sheridan die Verbindung in den Kontaktanzeigen besteht.»
«Bin ich auch. Aber verstehen Sie, es kann kein
Zufall
sein, daß er jeweils den Schuh in der richtigen Größe hatte. Sicher, er hätte die Schuhe kaufen können, nachdem er die Mädchen getötet hatte, aber den Schuh, den er an Nan Sheridans Fuß hinterließ, hatte er schon bei sich, als er sie angriff. Diese Art Mörder hält sich gewöhnlich an ein Muster.»
«Sie sprechen also von jemandem, der diese Mädchen kennenlernte, irgendwie ihre Schuhgröße in Erfahrung brachte, ohne daß sie mißtrauisch wurden, und sie dann in eine Situation lockte, wo sie spurlos verschwanden?»
«Richtig.» Bei Linguini mit Muschelsauce erzählte er ihr von seinem Plan, Kontaktanzeigen zu analysieren, die im New Yorker Raum in den drei Monaten vor dem jeweiligen Verschwinden der Frauen erschienen waren, um festzustellen, ob die gleiche Anzeige mehrmals auftauchte.
«Natürlich könnte das wieder eine Sackgasse sein», räumte er ein. «Soweit wir wissen, gibt derselbe Kerl ein Dutzend verschiedener Annoncen auf.»
Beide bestellten koffeinfreien Cappuccino. Nona begann von ihrer Sendung zu berichten. «Ich habe noch immer keinen Psychiater angeheuert», sagte sie. «Auf keinen Fall will ich einen dieser Showprofis, die immer zu allem ihren Senf dazugeben.»
Vince erzählte ihr von Michael Nash. «Ein sehr redegewandter Mann. Schreibt ein Buch über Kontaktanzeigen.
Er hat Erin gekannt.»
«Darcy hat mir von ihm erzählt. Eine sehr gute Idee, Mr. D’Ambrosio.»
Vince brachte Nona in einem Taxi nach Hause und ließ es warten, während er sie in das Gebäude begleitete. «Ich glaube, wir sind beide ganz schön fertig», sagte er als Erwiderung auf ihren Vorschlag, einen Schlaftrunk zu nehmen. «Aber bitte, lassen Sie uns das nachholen.»
«In Ordnung.» Nona grinste. «Ich bin müde, und meine Putzhilfe war seit letzten Freitag nicht mehr hier. Ich glaube nicht, daß ich Sie jetzt schon mit meinem wahren Ich konfrontieren kann.»
Vince mußte sich daran erinnern, daß er technisch gesehen noch immer im Dienst war. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich zu überlegen, wie es sich anfühlen würde, Nona Roberts in den Armen zu halten.
Als er in seine Wohnung kam, war eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Von Ernie, seinem Assistenten. «Nichts Dringendes, aber ich dachte, das würde Sie interessieren, Vince. Wir haben das Register der Studenten von Brown aus der Zeit, als Nan Sheridan dort war. Raten Sie mal, wer auch dort war und mit ihr
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