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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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…«
    Er legte ihr die Hand auf den Mund und schüttelte den Kopf.
    »Warte. Du willst sagen, es ist vielleicht möglich, dass Aksel das Gleiche passiert ist. Er hat Julia aufgelauert, und dann kam aber nicht Julia, sondern Marie. Er kannte Marie gar nicht, aber er hat sie auch nicht richtig gesehen …«
    »Das Licht im Treppenhaus ist nicht gut, das Fenster ist eine halbe Treppe tiefer und …«
    »Und er hält sie zwangsläufig für Julia und – bingo! Er schlägt sie nieder, er betäubt sie, er schleppt sie aus dem Haus und bringt sie zu irgendeinem Versteck, das er sichvorher ausgesucht hat. Und er glaubt die ganze Zeit, dass es Julia ist! Es ging nie um Marie, das war nur ein Zufall, den er nicht vorhersehen konnte.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Ich bin mir sicher.« Jan-Ole schlug die Decke zurück und stand auf. Während er sich anzog, redete er weiter, als wäre er bereits in irgendeinem Besprechungszimmer und würde die Kollegen über die neuesten Zusammenhänge informieren. »Gut, es kann nicht allzu lange gedauert haben, bis er den Fehler bemerkt hat. Er hat also die Falsche erwischt! Was tut er jetzt? Was macht ein Typ wie er in diesem Fall? Na los, Merette, ich brauche deine Einschätzung als Psychologin!«
    »Er ist ein Narzisst. Er hat ein übersteigertes Selbstwertgefühl, ihm passieren keine Fehler.«
    »Er ist also …«
    »Verstört, dann wütend. Dann wird er es als Herausforderung ansehen, die Situation trotz allem wieder in den Griff zu kriegen. Er muss die Kontrolle zurückbekommen, die er verloren hat.«
    »Logisch. Aber was heißt das konkret? Beseitigt er Marie, um noch mal von vorne anfangen zu können, oder …«
    Merette schüttelte den Kopf. »Das käme in seinem Denken einer Kapitulation gleich.«
    »Und er kapituliert nicht. Er überlegt sich eher, Marie zumindest so lange am Leben zu lassen, bis er auch Julia hat. Macht das Sinn?«
    »Ich glaube schon. Er braucht Julia. Sie ist sein Druckmittel mir gegenüber, und es ist nach wie vor sein Ziel, mich kleinzukriegen, stellvertretend für alle anderen Psychologen.Marie nützt ihm da nichts, das reicht nicht, um mich persönlich zu treffen.« Merette stöhnte auf. »Aber ich weiß es nicht wirklich, Jan-Ole, ich spekuliere nur.«
    Jan-Ole bückte sich zu seinen Turnschuhen, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne.
    »Würde er Julias Entführung wirklich hinauszögern, nachdem er seinen Fehler bemerkt hat? Hätte er nicht eher sofort reagiert und …«
    »Nein. Er ist durcheinander, er will nicht noch mal einen Fehler machen. Er braucht einen Moment, bis er sich einen neuen Plan zurechtgelegt hat.«
    »Und er hat keine Sorge, dass du vielleicht die Polizei einschaltest?«
    »Das gehört zu seinem Spiel. Das Risiko macht ihn nur noch mehr an, er muss auf alles gefasst sein, gleichzeitig ist er absolut davon überzeugt, dass er ohnehin allen überlegen ist!« Merette wickelte sich in die Bettdecke und stand auf. Während sie ans Fenster trat, redete sie leise weiter, fast so, als würde sie ihre Gedanken nur für sich formulieren. »Es sei denn, es passiert etwas, was ihn ernsthaft daran hindert, seinen Plan weiterzuverfolgen.«
    »Er wird krank«, sagte Jan-Ole in ihrem Rücken. »Er hat einen Unfall. Die Sache mit dem Fuß, von der du erzählt hast. Er ist in die Enge getrieben, wie ein Tier in der Falle. Er ist nicht mehr der Jäger, sondern wird selber gejagt. Die Idee mit Julia kann er sich abschminken. Aber er hat immer noch Marie!«
    »Und wenn nichts anderes mehr geht, wird er sich nur noch darauf konzentrieren. Das ist seine letzte Möglichkeit, um wenigstens noch ein kleines Erfolgserlebnis für sich dabei rauszuholen.«
    Merette merkte, wie Jan-Ole hinter sie trat. Behutsam legte er ihr die Hände auf die Schultern.
    »Geh duschen und zieh dich an. Ich mache solange Frühstück und telefoniere mit den Kollegen. Sie sollen noch mal ganz von vorn beginnen. Marie muss eine Tasche dabeigehabt haben. Wieso hat die Nachbarin nichts von einer Tasche gesagt? Wo ist diese Tasche jetzt? Und viel wichtiger noch: Sie müssen Aksels Wohnung auf den Kopf stellen! Alle Ärzte in der Umgebung durchtelefonieren, auch die Zulassungsstelle für Kraftfahrzeuge oder die Autoverleihfirmen, er muss ein Fahrzeug gehabt haben, um Marie wegzuschaffen. Irgendeine Spur muss es geben! Und wir treffen uns mit dem Betreuer, vielleicht hat er wirklich etwas, was uns weiterbringt. Und Merette …«
    Er drehte sie zu sich um.
    »Ja?«
    »Wir holen das

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