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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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nicht!«
    Niemand konnte ihr helfen, dachte sie. Und sie hatte nicht nur ein Problem! Irgendwann am Morgen hatte Mikke angerufen, als sie gerade dabei war, ihre Sachen zusammenzupacken,die sie für den Tag brauchte. Als sie seine Stimme hörte, war sofort das Gefühl wieder da, dass er ihr näher war als jeder andere. Und dass sie ihn brauchte! Aber Mikke hatte nicht mit einem Wort danach gefragt, wie es ihr ging, geschweige denn wissen wollen, ob es etwas Neues wegen Marie gab. Er hatte eigentlich nur erklärt, dass sie sich nicht wundern sollte, wenn sie in den nächsten Tagen nichts von ihm hören würde. Weil er sich angeblich eine böse Grippe eingefangen hatte.
    »Mit Fieber und Schüttelfrost und so«, hatte er gesagt. »Ich bin voll neben der Spur. Ich hoffe nur, dass ich dich gestern nicht angesteckt habe. Ich meld mich, wenn es mir wieder besser geht.«
    Julia hatte noch gefragt, ob sie nicht bei ihm vorbeikommen sollte, ihm irgendein Grippemittel aus der Apotheke besorgen oder auch nur heißen Tee kochen und seine Hand halten.
    »Ich muss nicht unbedingt zu dem Kunstprojekt. Ich kann mich um dich kümmern, wenn du willst.«
    »So wie ich drauf bin, hättest du keine Freude an mir. Ich hab Grippe, kapierst du es nicht, das ist ansteckend!« Dann hatte er einfach aufgelegt. Und Julia hatte keine zehn Sekunden gebraucht, um sich sicher zu sein, dass er log. Da war irgendetwas anderes, weshalb er sie nicht sehen wollte, Mikke hatte keine Grippe, egal, wie sehr er sich bemüht hatte, möglichst leidend am Telefon zu klingen. Julia hatte gewusst, dass es verdammt nach Eifersucht schmeckte, als sie kurz entschlossen die Nummer des Tonstudios anrief. Aber sie konnte nicht anders, sie musste es tun, während sie bereits Mikke mit irgendeiner fremden Frau im Bett sah. Nur zu gut hatte sie noch die blöde Bemerkungdes Cowboy-Gärtners im Kopf, dass sie nicht Mikkes einzige Freundin war.
    Der Typ am Telefon war derselbe wie beim letzten Mal gewesen, und er konnte sich auch noch an sie erinnern.
    »Ach, du bist es wieder. Mann, du musst ja völlig verschossen in die Pappnase sein, aber du hast Pech, er liegt mit Grippe im Bett, hat eben angerufen, um sich krankzumelden. Sieht allerdings so aus, als brauchte er danach auch nicht wiederzukommen, fehlt ein bisschen viel in den letzten Tagen, der Junge. Entweder er kommt zu spät oder gar nicht! Da stehen wir hier nicht so drauf. Rock ’n’ Roll ist harte Arbeit, da kannst du nicht einfach blaumachen, wie es dir gerade passt. Also, womit kann ich helfen?«
    »Habt ihr vielleicht zufällig seine Adresse?«
    »Wieso, willst du dich dazulegen und ihm die Hand halten?« Der Typ lachte, dann erst schien ihm aufzugehen, was Julias Frage bedeutete. »Moment mal, willst du sagen, du weißt gar nicht, wo er wohnt?«
    »Sieht ganz so aus, oder? Jetzt komm schon, gib mir einfach die Adresse, der Rest ist meine Sache, okay?«
    »Nur unter einer Bedingung! Wenn du ihn abschießt, denk an mich! Ich brauch auch immer mal jemand, der mir die Hand hält. Ist ja gut«, setzte er dann hinzu, als Julia nicht reagierte. »Weil du es bist!«
    Sie hatte gehört, wie er auf die Tastatur einhämmerte. »Da ist er ja schon, aber das ist merkwürdig, wieso … Verdammt, was ist das denn für eine Schlamperei! Wir haben keine Adresse von ihm, jedenfalls keine, die stimmt. Ist ja noch nicht so lange her, dass er hier angefangen hat, und da hatte er als Wohnort noch eine Anschrift in Oslo. Aber nachdem er dann umgezogen ist, hat er das nie korrigiert.Merkwürdig, dass das bisher noch gar keiner gemerkt hat, könnte problematisch werden, so rein versicherungsmäßig und so, müssen wir mal nachhaken. Aber wie gesagt, ich glaube sowieso nicht, dass er es noch lange macht bei uns.«
    »Oslo?«, hatte Julia irritiert nachgefragt. »Ich dachte, er käme irgendwo aus dem Norden …«
    »Nee, Oslo! Er hat auch oft genug damit angegeben, was er da alles erlebt hat. Obwohl, jetzt, wo du es sagst, ein paar Mal hat er irgendwelche Ausdrücke benutzt, die garantiert nicht aus Oslo kommen. Also, hör mal, Mädchen, wenn du mich fragst, vergiss ihn einfach! Soll ich dir vielleicht meine Adresse geben, du weißt ja …«
    »Dass du jemanden brauchst, der dir ab und zu irgendwas hält! Was war das noch mal gleich gewesen?«
    »He, du bist ja echt nicht auf den Mund gefallen. Also, warum machen wir nicht endlich Nägel mit Köpfen? Hast du heute Abend schon was vor?«
    »Ja, klar. Aber dazu brauche ich keine Hilfe,

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