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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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vorm Haus stehen. Und sie haben die Personenbeschreibung von Aksel.«
    Er legte ihr behutsam den Arm um die Schultern. »Es kann sein, dass ich übertreibe, aber ich möchte kein Risiko eingehen.«
    »Und … müssen wir das Julia nicht sagen?«
    »Warum? Damit sie ebenfalls in Panik gerät? Nein, ich würde vorschlagen, du telefonierst nachher noch mal mit ihr, und vielleicht überzeugst du sie, dass sie heute Abend besser zu Hause bleibt.«
    »Dann mache ich ihr doch erst recht Angst!«, wandte Merette ein.
    »Gut, dann entscheide das, wenn ihr miteinander sprecht. Du wirst ja hören, wie sie reagiert. Sie scheint mir doch genauso stur zu sein wie du.«
    »Aber das ist nicht nur meine Erziehung«, sagte Merette leise und lehnte ihren Kopf an Jan-Oles Schulter.
    »Vorhin hat sie übrigens Papa zu mir gesagt. Es ist ihr nur so rausgerutscht, und es war ihr im nächsten Moment auch schon peinlich! Aber trotzdem, es war ein gutes Gefühl.«
    Merette strich ihm leicht über den Arm, ohne etwas zu sagen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sein Blick flackerte.
    Er schluckte heftig und räusperte sich. »Gehen wir.«
    Sie drängten sich zwischen den üblichen Touristenströmen hindurch über den Fischmarkt, als sie auf den Torgalm einbogen, hakte sich Merette bei Jan-Ole ein. Nach ein paar Metern löste sie sich wieder von ihm und stellte fest: »Es klappt immer noch nicht. Deine Schritte sind zu lang. Wir kriegen es nicht hin, eingehakt zu gehen.«
    Jan-Ole blieb abrupt stehen. Aber die Erwiderung, die dann kam, bezog sich nicht auf Merettes Satz. Stattdessen zeigte er auf das Kaufhaus mit der stillosen Fassade aus den siebziger Jahren, das sich vor ihnen in die Fußgängerzone hineinschob.
    »Es ist doch unglaublich! Das denke ich jedes Mal, wenn ich hier langkomme. Da haben wir eigentlich eine Blickachse vom Markplatz schnurgerade hoch bis zur Johanneskirche, und dann machen sie das mit so einem Drecksbau unwiderruflich kaputt! Aber es ist überall dasselbe. Ich habe diesen Mist auch in Dänemark gerade wieder gesehen, es ist schlichtweg zum Kotzen, was Stadtplaner und Politiker sich so erlauben.«
    Merette wusste, dass er keine Antwort von ihr erwartete. Er redete vor sich hin, um nicht daran denken zu müssen, was ihn eigentlich beschäftigte. Und ihre Feststellung eben, dass ihre Schrittlängen nicht zueinanderpassten, hatte ihn eindeutig irritiert, obwohl es nicht ihre Absicht gewesen war, irgendwelche Erinnerungen in ihm zu wecken.
    Als sie bei Merette ankamen, fiel ihr auf, dass Jan-Ole wie zufällig die Wohnungstür und die Fenster kontrollierte. Erst nachdem er sich vergewissert hatte, dass es keinerlei Spuren irgendeines Einbruchs gab, schien er sich für einen Moment zu entspannen. Er hängte die Lederjacke über einenKüchenstuhl und machte sich an der Espressomaschine zu schaffen. Aber dann drehte er sich unvermittelt um und deutete mit dem Kopf zum Telefon.
    »Ruf sie mal an«, sagte er wie nebenbei, ohne verbergen zu können, dass er nach wie vor nervös war. »Ich hoffe, dass sie inzwischen zu Hause ist.«
    Julia nahm schon nach dem ersten Klingeln ab.
    Sie wechselten ein paar belanglose Sätze, als wären sie beide bemüht, zumindest einen Anschein von Normalität aufrechtzuerhalten. Dann fragte Julia: »Ist Jan-Ole bei dir?«
    »Er macht gerade einen Espresso. Obwohl ich nicht weiß, ob ich überhaupt noch welchen mag. Eigentlich hatte ich heute schon genug Kaffee.«
    Julia kicherte.
    »Erinnerst du dich, dass er früher seinen Espresso immer erst getrunken hat, wenn er längst kalt war? Ich fürchte übrigens, dass ich diese dumme Angewohnheit von ihm übernommen habe. Macht er das eigentlich immer noch so?«
    »Das werde ich ja gleich sehen. Keine Ahnung, aber ich schätze mal, dass er sich da nicht geändert hat.«
    Sie ist erleichtert, dass Jan-Ole bei mir ist, dachte Merette gleichzeitig. Und sie ist dabei, ihre Distanz ihm gegenüber aufzugeben, wenigstens das ist vielleicht etwas Positives an der ganzen Situation.
    »Von Marie gibt es immer noch nichts Neues?«, wechselte Julia das Thema.
    »Nichts, nein. Aber in diesem Zusammenhang muss ich dir noch was erzählen.«
    Sie berichtete Julia in wenigen Sätzen, dass die Polizeimittlerweile nach Aksel fahndete, weil Jan-Ole mehr oder weniger glaubte, dass er etwas mit Maries Verschwinden zu tun haben könnte.
    »Und Jan-Ole hat auch Sorge, dass dieser Aksel vielleicht plötzlich hier auftaucht. Deshalb möchte ich dich auch bitten, heute zu Hause zu

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