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Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Mund.
  Diesmal dauerte das Schweigen sehr lange.
  Dann sagte Blaise, die mit vor der Brust verschränkten Armen dagestanden und zugesehen hatte: »Sie hat mir erzählt, sie seien Seelengefährten.«
  Einen Moment lang dachte Thea, ihre Cousine habe das in gehässiger Absicht gesagt, um ihr zu schaden.
  Aber da drehte Gran sich überrascht um. » Seelengefährten. Von dieser Vorstellung habe ich schon seit einiger Zeit nichts mehr gehört.«
  »Ein archaischer Mythos«, sagte Rhys und rutschte in seinem Laborkittel auf seinem Platz hin und her.
  »Vielleicht nicht«, warf Mutter Cybele leise ein. »Vielleicht erwachen die alten Kräfte ja wieder. Vielleicht versuchen sie, uns etwas mitzuteilen.«
  Gran schaute zu Boden. Als sie Thea wieder ansah, standen in ihren grimmigen dunklen Augen Tränen. Und zum ersten Mal, seit Thea sie kannte, sahen diese Augen wahrhaft alt aus.
  »Wenn wir dir erlauben, das zu tun«, begann sie, »wenn wir dir erlauben, deinem Erbe zu entsagen und uns zu verlassen ... Wohin würdest du gehen?«
  Es war Erik, der antwortete. »Sie würde mit mir gehen«, sagte er schlicht. »Meine Mom und meine Schwester lieben sie bereits. Und meine Mom weiß, dass sie eine Waise ist. Wenn ich ihr erzähle, dass Thea nicht länger hierbleiben könne - nun, sie würde sie aufnehmen, ohne Fragen zu stellen.«
  »Ich verstehe«, sagte Gran.
  Erik hatte nicht erwähnt, dass seine Mom bereits dachte, Thea lebe in einem instabilen Zuhause mit einer senilen, alten Dame, aber Thea hatte das Gefühl, dass Gran es bereits wusste.
  Es folgte eine weitere Pause, während Gran die Mitglieder des Zirkels der Reihe nach ansah. Schließlich nickte sie und stieß den Atem aus. »Ich denke, das Mädchen hat uns einen Ausweg gezeigt«, erklärte sie. »Ist irgendjemand anderer Meinung?«
  Niemand sprach. Auf den meisten Gesichtern stand der Ausdruck von Mitleid. Sie denken, es sei ein Schicksal, schlimmer als der Tod, begriff Thea.
  »Ich werde den Kelch holen«, sagte Blaise plötzlich.
  Sie krachte durch den Perlenvorhang.
  Gut. Es ist gut, es hinter mich zu bringen, dachte Thea. Ihr Herz hämmerte wild. Sie und Erik hielten einander so fest an den Händen, dass ihre verbrannten Finger schmerzten.
  »Es wird nicht wehtun«, flüsterte sie ihm zu. »Wir werden irgendwie verwirrt sein ... aber dann sollte uns alles wieder einfallen ... mit Ausnahme von dem, was mit Magie zu tun hat.«
  »Du kannst in den Zoologiekurs wechseln«, erwiderte er. »Und an die Davis gehen.« Er lächelte, aber seine Augen waren voller Tränen.
  Dani trat vor. »Darf ich ... ich würde gern einfach Lebewohl sagen ...« Das war alles, was sie mit gefasster Stimme herausbrachte. Dann schluchzte sie auf und warf sich in Theas Arme.
  Thea erwiderte die Umarmung. »Es tut mir leid, dass ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe«, flüsterte sie.
  »Das hast du nicht - du hast ihnen gesagt, es sei nicht meine Schuld. Sie werden mir nichts tun. Aber es wird in der Schule so einsam werden ohne dich ...« Dani trat zurück, schüttelte den Kopf und versuchte, nicht zu weinen.
  Blaise war zurück, und ihre kleinen Glöckchen klingelten. Sie hielt einen Kelch aus Zinn in der einen Hand und eine Flasche in der anderen.
  Allein beim Anblick der Flasche überlief Thea ein Schauder. Das Glas war aufgrund seines Alters so dunkel, dass sie nicht erkennen konnte, welche Farbe es ursprünglich gehabt hatte, und es war so verformt, dass sich schwer sagen ließ, ob es eigentlich rund oder eckig sein sollte. Der Korken war mit Wachs und allen möglichen Bändern versiegelt.
  Gran brach das Siegel auf und zog die Bänder herunter. Dann versuchte sie, den Korken aus dem Wachs zu drehen, aber Blaise musste ihr dabei helfen.
  Als Nächstes kippte sie die Flasche über den Kelch in Blaises Hand aus.
  Bräunliche Flüssigkeit lief heraus. Gran schüttete so viel davon hinein, bis der Kelch halb voll war.
  »Wenn du dies trinkst«, sagte Gran zu Thea, »wirst du mich vergessen. Du wirst hier niemanden kennen. Aber wir werden dich nicht vergessen.« Sie sprach förmlich, als eine Ankündigung vor dem Zirkel. »Thea Sophia Harman, erweise dich als wahre Tochter der Hellewise.«
  Sie schlurfte vorwärts und küsste Thea auf die Wange.
  Thea umarmte sie und spürte ein letztes Mal diesen zerbrechlichen alten Körper. »Leb wohl, Gran. Ich habe dich lieb.«
  Dann kam Blaise mit dem Kelch. Sie sah wild und schön aus, ihr

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