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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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Sicht mit ihr teilen wolle. Ihr leichtes Beben, als sie seine Hand auf ihrem Körper spürte, erregte ihn. Nach drei Minuten glitt die Linse mit einem Klicken zu. Er drückte seine Lippen auf ihre Wange, sie rührte sich nicht. Er verrenkte seinen Kopf und versuchte ihren Mund zu finden, sie rührte sich immer noch nicht, leistete weder Widerstand noch Beihilfe. Und dann, urplötzlich, nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Wurden sie beobachtet?
    Er erstarrte in seiner Haltung und ließ seine Augen über die Plattform wandern. Offenbar hatte sich hinter dem beleuchteten Aquarium voller Tropenfische etwas bewegt. Aber wenn sie wirklich beobachtet worden waren, hatte der Spion vermutlich gemerkt, daß er entdeckt war, und sich in die Schatten zurückgezogen. Denn außer den im quecksilbrigen Licht herumschwimmenden Fischen war niemand zu sehen.
    Er küßte das Mädchen, ohne das Aquarium aus den Augen zu lassen, entdeckte jedoch keinerlei Anzeichen für die Anwesenheit eines Voyeurs. Vielleicht war es ja ein Schulbubenstreich gewesen. Peinlich berührt rückte er von Mitsuko ab, die nach Luft schnappte; in ihrem Mund glänzte der Speichel. Er küßte sie noch einmal und lenkte seine ganze Konzentration auf die Empfindungen in seiner erkundenden Zungenspitze. Da, wieder eine Bewegung, doch diesmal stammte sie nur von einem weiteren Pärchen, das nach einem verschwiegenen Platz suchte. Er legte seine Arme fester um Mitsuko und küßte sie ein drittes Mal.
    Auf der Fahrt nach unten war der Lift voller Provinzler. Gerade als sich die Türen hinter ihnen schlossen, hatte er wieder das Gefühl, beobachtet zu werden, doch auch diesmal war niemand zu sehen.
    Vor dem Eingang stiegen sie in ein Taxi. Er rückte auf der Rückbank an sie heran, legte einen Arm um ihre Schultern und küßte sie verstohlen, wurde dabei aber von einem anderen Taxi gestört, das dicht hinter ihrem herfuhr und keine Anstalten machte, sie zu überholen. Das Licht seiner Scheinwerfer überflutete den Fond, so daß er sich gezwungen fühlte, von ihr abzulassen, um nicht beobachtet zu werden.
    Sie gingen in eine Bar und von dort aus in eine Bierhalle, wo sie von mehreren Betrunkenen neugierig angeglotzt wurden. Dann folgten noch eine weitere Bar und zu guter Letzt ein Sushi-Laden in Shinjuku. Mittlerweile hatte er das Gefühl, auf dem Tokio-Tower beobachtet worden zu sein, vollkommen vergessen. Er war nämlich zu drei Vierteln betrunken,und auch bei ihr machte sich der Alkohol langsam bemerkbar. Normalerweise trank sie nur wenig, doch in dieser Nacht flößte er ihr einen Drink nach dem anderen ein. Dabei entpuppte sie sich überraschenderweise als trinkfester denn er. Inzwischen war es ein Uhr früh, und er fühlte sich nicht mehr ganz sicher auf den Beinen.
    »Laß uns in ein Hotel gehen«, schlug er vor.
    Zu seinem Erstaunen wies sie seine Einladung jedoch strikt zurück. Er bestellte also ein Taxi und nannte dem Fahrer als Fahrziel Asagaya, wo Mitsukos Apartment lag. Daraufhin schien sie sich zu entspannen und schmiegte sich auf der Rückbank an ihn. Vielleicht kam er ja doch noch zum Schuß; vielleicht bat sie ihn, mit hinein zu kommen.
    So war es dann auch. Nachdem das Taxi sie abgesetzt hatte, fragte sie: »Kommst du noch kurz mit?« Er folgte ihr durch das enge Sträßchen, aus dessen schlammiger Oberfläche Trittsteine herausragten. Ihr Zimmer befand sich in einem zweistöckigen Haus, dem zweiten Gebäude nach dem Anfang der Gasse.
    »Tut mir leid, du mußt deine Schuhe ausziehen. Das hier ist ein japanisches Haus«, erklärte Mitsuko dem Times-Reporter.
    In der Eingangshalle stand ein ausladender Schuhschrank mit einem Fach für jeden Mieter. Es mußten um die dreißig sein. Sie öffnete das Fach mit der Aufschrift »Kosugi« und reichte ihm ein Paar Pantoffeln.
    »Sieh mal, so wird mein Name geschrieben. Dieses Schriftzeichen bedeutet >klein< und das hier >Zeder<. Interessant, unsere Art zu schreiben, was?«
    Ichiro Honda nickte und starrte fasziniert auf all die Namen —ganz der Ausländer, den die japanischen Schriftzeichen in ihren Bann zogen. Sie waren auf verschiedenste Art verewigt, manche standen auf schmutzigen Papierfetzen, einer wurde sogar von einem riesigen Tintenklecks halb verdeckt. Ichiro fuhr mit dem Finger an ihnen entlang, während sie ihm die Bedeutung jedes einzelnen Namens erklärte. Schließlich hielt er neben dem offenbar neuesten Schildchen an.
    »Obana. >Kleiner Schwanz<. Lustiger Name, nicht? Sie ist neu

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