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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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hier. Nummer 209 — wer da wohl vorher gewohnt hat?«
    Der Name kam Honda irgendwie bekannt vor, und er versuchte sich auf dem Weg die Treppe hinauf angestrengt zu erinnern, jedoch ohne Erfolg. In seinem angesäuselten Zustand war ihm entfallen, daß die Schreibkraft, die aus dem Fenster gesprungen war, genauso geheißen hatte.
    Die Treppe, untere Halle und der obere Treppenabsatz waren sehr geräumig, einem Gebäude angemessen, das ehemals eine Klinik gewesen war. Gleich unter der Treppe, wo einst die Aufnahmetheke gestanden hatte, befand sich ein Münzfernsprecher.
    Mitsukos Zimmer lag in der äußersten Ecke des Hochparterre. Es war klein und mit einem steinernen Spülbecken und einem Gaskocher ausgestattet. Auf einer Staffelei thronte ein unvollendetes Gemälde, mehrere fertige lehnten an den Wänden. Diese gab er vor zu begutachten, während Mitsuko den Wasserkessel zum Kochen brachte und Pulverkaffee aufbrühte. Nachdem sie ihn getrunken hatten, gab er ihr zu verstehen, daß er nicht wußte, was er als nächstes tun solle. Er spielte mit einigen auf dem Tisch liegenden Büchern und einer Papierschere herum, nahm eine Gipsfigur in die Hand und besah sie sich von allen Seiten, tat so, als ob er nichts mit seinen Händen anzufangen wüßte, und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Ein Blick in ihre Augen verriet ihm ihr wachsendes Verlangen.
    Auf diesen Moment hatte er gewartet. Sie schien seine Gefühle zu ahnen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
    »Du bist...« Hier brach sie ab, vielleicht weil sie glaubte, er würde sie nicht verstehen. Er streckte die Hand aus und berührte ihr Knie; sie schubste ihn weg, was seine Erregung jedoch nur steigerte; er drängte sie auf den Boden und attackierte sie mit Lippen und Händen. Sie leistete erbitterten Widerstand und wollte einfach nicht nachgeben.
    Nach dreißigminütigem Gerangel gab er schließlich auf. Daß so was ausgerechnet ihm passieren mußte. . . wieso bloß ? Er löste sich von ihr und stierte sie an.
    »Tut mir leid. Ich bin heute einfach nicht in Stimmung«, sagte sie. Dann zog sie ihren Rock herunter, der im Eifer des Gefechts hochgerutscht war. In ihren Augen schimmerten Tränen.
    Ichiro beschloß zu verschwinden. Er stand auf und ging zur Tür. Auf dem Weg hinaus drehte er sich noch einmal um und fragte: »Gibt es vielleicht einen anderen?«
    »Aber nein. Ganz bestimmt nicht.«
    Er lächelte wortlos, kehrte ins Zimmer zurück und drückte seine trockenen Lippen auf den ihm dargebotenen Mund. Es war nur seine Pflicht. Diese Frau hatte sich in ein anderes Geschöpf verwandelt; sie war nicht mehr dieselbe, die vor wenigen Stunden auf dem Tokio-Tower mit bebendem Körper unter seinen Küssen geseufzt hatte. Er sah sie plötzlich, wie sie wirklich war: langweilig ... gefangen in Tagträumen über die wahre Liebe... egoistisch ... ungebildet ... nichtssagend.
    »Deine Telefonnummer, bitte«, forderte er sie auf. Sie schrieb sie auf einen Zettel und riet ihm, vor 22 Uhr anzurufen und, wenn sich der Portier meldete, ihre Zimmernummer anzugeben. Dann wollte sie aufstehen, um ihn zur Tür zu bringen, doch er drückte sie zurück und machte sich allein auf den Weg.
    Nachdem er das Gebäude verlassen hatte, sah er sich noch einmal um, aber alles war dunkel. Zu dieser späten Stunde schien niemand mehr wach zu sein. Er kam zur Schnellstraße und schlug die Richtung zum Bahnhof Shinjuku ein, den Mantelkragen hochgeschlagen, die Hände in den tiefen Taschen vergraben. Er war wegen der Zurückweisung in hellem Aufruhr. Plötzlich wurde er von sentimentalen Gedanken an seine Frau überfallen, die geduldig, Hunderte von Kilometern entfernt, in Osaka ihr einsames Dasein ertrug. Vielleicht war es nur Selbstmitleid, doch auf einmal sann er über seine fruchtlosen Bemühungen nach, diese Kluft zu überwinden. >Das ist der Grund ... deshalb vergeude ich meine Zeit damit, Frauen nachzujagen<, schoß es ihm durch den Kopf, dann verdrängte er diesen Gedanken jedoch entschieden. Im gleichen Moment hielt ein Taxi neben ihm. Er stieg ein und wollte sich zuerst zu seiner Wohnung in Yotsuya Sanchome bringen lassen, änderte dann aber seine Meinung und beschloß, Fusako Aikawa einen Besuch abzustatten, der Sekretärin, die er im Kino kennengelernt hatte. Ihre Wohnung war nur eine U-Bahnstation von Mitsuko Kosugis Zimmer entfernt. Er ließ sich in der Nähe ihres Apartments absetzen und legte die letzten Meter zu Fuß zurück. Honda verspürte kein besonders dringendes

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