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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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und bildet daraus ein neues. Er spielte es mit sich selbst, um sich die Zeit zu vertreiben. Er begann mit »Sobra« und machte von dort aus weiter, bis ihn die Wörterketten plötzlich auf eine andere Verbindung brachten: Natürlich konnte man ihm nichts nachweisen — er hatte in beiden Fällen ein Alibi! Und diese Alibis waren miteinander verkettet, genau wie die Wörter in seinem Spiel.
    Als am 5. November die Kassiererin in ihrem Apartment in Kinshi-Cho ermordet worden war, war er bei Fusako Aikawa in Koenji gewesen, am anderen Ende der Stadt. Selbst wenn man ihn verdächtigen sollte, konnte ihm nichts passieren.
    Und während jemand Fusako Aikawa erwürgt hatte, war er mit der Kunststudentin zusammengewesen. Zugegeben, die beiden Apartments lagen diesmal viel näher zusammen als im ersten Fall, aber er war nichtsdestotrotz zur Tatzeit nachweislich bei Mitsuko in Asagaya gewesen. Er hatte also in beiden Fällen ein hieb- und stichfestes Alibi.
    Hieb- und stichfest? War da nicht irgendwo ein fataler Haken?
    Fusako Aikawa, sein Alibi im Mordfall der Kassiererin, war tot. Dieses Alibi war also null und nichtig. Wenn man von ihm wissen wollte, wo er in der Todesnacht der Kassiererin gewesen war, gab es niemand, der seine Aussage bestätigen konnte. Warum war ihm das nicht schon viel früher aufgefallen? Er verfluchte sich für seine törichte Selbstsicherheit.
    In diesem Licht betrachtet, schienen beide Morde doch eng miteinander verwoben zu sein. Statt mit zwei unabhängigen Zwischenfällen hatte er es plötzlich mit einer Ereigniskette zu tun.
    War Fusako Aikawa etwa nur deshalb gestorben? Damit er kein Alibi hatte? In seinem Hinterkopf glaubte er die spöttische Stimme des Mörders zu hören. Was war das Motiv? Interpretierte er zuviel hinein? Wer verlor am meisten durch Kimiko Tsudas Tod?
    Irgendwer versuchte ihm etwas anzuhängen.
    Nun, da sich der Kreis seiner logischen Schlußfolgerungen geschlossen hatte, war er von der Richtigkeit seiner Theorie überzeugt. Beide Morde waren geschehen, um ihn in eine Falle zu locken. Er rutschte unruhig auf seinem Sitz herum und stöhnte; der Ausländer blickte einen Moment von seinem Kreuzworträtsel auf, musterte ihn mit zweifelndem Blick und widmete sich wieder seinem Zeitvertreib.
    Und wenn das stimmte...
    Dann würde der Mörder wieder zuschlagen. Um das zweite Alibi zu zerstören. Indem er Mitsuko Kosugi erledigte. Sie war das letzte Glied in der Kette.
    Die Ankündigung der bevorstehenden Landung knisterte aus dem Lautsprecher, gefolgt von der Aufforderung zum Anschnallen. Unter sich sah er bereits den Flughafen. Und er konnte immer noch nicht begreifen, weshalb man ihn in eine Falle locken wollte.
    Sobald er das Terminal verlassen hatte, rief er in Mitsukos Apartmenthaus in Asagaya an. Die heisere Stimme des Portiers teilte ihm mit, daß Mitsuko über die Ferien zu ihrer Familie gefahren war und nicht vor dem Fünfzehnten zurückerwartet wurde. Er legte den Hörer zurück auf die Gabel und stand einen Moment gedankenversunken da, bevor er ein Taxi zum Hotel Toyo nahm.

3
    Die schmale Straße vor Mitsuko Kosugis Apartmenthaus war unbeleuchtet; ein Zaun grenzte sie von den Grundstücken ab. Es war stockfinster, und der nieselige Nebel verschlechterte die Sicht zusätzlich. Ichiro Honda zog seinen wasserdichten Hut tiefer in die Stirn, schlug den Mantelkragen hoch und machte sich auf den Weg. Die Trittsteine ragten knapp aus dem Schlamm heraus; er mußte aufpassen, nicht zu stolpern.
    Vor dem Hauseingang spähte er über den Zaun. Hinter den Vorhängen von Mitsukos Zimmer brannte schwaches Licht; sie war zu Hause. Erleichtert drückte er die Haustür auf und trat ein. Dann ging er zu dem Schuhschrank, öffnete das Fach mit dem Namen >Kosugi< und stellte seine Guccis mit den flachen Absätzen hinein. Sie gesellten sich zu einem Paar brauner Damenpumps.
    Er lief durch die Halle. Die Rezeption war zu dieser Stunde verlassen, genau wie Mitsuko gesagt hatte. Er steuerte auf den breiten Korridor zu, der zu ihrem Zimmer führte.
    Kurz vor ihrer Tür machte der Gang einen scharfen Knick nach links. Stand er einmal vor ihrer Tür, war er vom Rest des Flures aus nicht mehr zu sehen. Niemand würde ihn entdecken oder ihm dumme Fragen stellen.
    Aus einem nahe gelegenen Raum drangen die gedämpften Laute eines Fernsehers. Es war 23.30 Uhr; oben hörte er Schritte, doch abgesehen von diesen Geräuschen war das Gebäude totenstill. Er tappte verstohlen durch den Gang.
    Vor ihrer Tür

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