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Schwestern der Nacht

Schwestern der Nacht

Titel: Schwestern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masako Togawa
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in die Tat um. Er verstaute seine Habseligkeiten in einer Tasche und teilte dem Hausverwalter mit, daß er ausziehe und die Miete begleichen wolle.
    Er verschnürte die Tasche, adressierte sie an seinen Vater in Kagoshima und gab sie als Bahnfracht auf.
    Jeden Tag verfolgte er den Fall auf dem Weg zur Arbeit in den Zeitungen. Die Polizei war auf der Jagd nach Sobra; schön und gut — sie würden ihn niemals als Sobra identifizieren können. Er fürchtete sich vor allem davor, daß er irgendwie in den Fall verwickelt werden könnte; er hatte Angst vor dem resultierenden Skandal. Aber er versicherte sich immer wieder selbst, daß das so gut wie unmöglich war.
    Abends ging er kaum noch fort. Er schlug die Zeit damit tot, in seinem Zimmer auf dem Bett zu liegen und darauf zu warten, daß sich der ganze Wirbel wieder legte. Doch wenn er schlief, hatte er Alpträume; er träumte, er würde unter einem grässlichen Gewicht zermalmt, und wachte jedesmal schreiend und in kalten Schweiß gebadet auf.
    Er verfolgte den Verlauf der Ermittlungen, so gut es ging, indem er sich alle verfügbaren Zeitungen besorgte und, wann immer sich die Gelegenheit bot, Radio hörte. Die Zeitungen machten einen einzigen Verbrecher für alle Morde verantwortlich. Um den 23. herum sah er ein Fernsehinterview mit dem leitenden Ermittlungsbeamten des Falles, einem Mann mit schütterem Haar und mißtrauischem Blick. Er hätte sich nie träumen lassen, daß er diesem Mann in wenigen Tagen am Verhörtisch gegenübersitzen würde. Der Polizist erklärte, der Mörder habe eine deutliche Spur am Tatort hinterlassen und seine Festnahme sei nur noch eine Frage der Zeit. Vielleicht nicht schon morgen, dann aber übermorgen oder sonst spätestens überübermorgen. Das sagen sie immer: morgen, morgen, nur nicht heute, dachte Honda verächtlich.
    Schließlich aber kam der Tag, an dem er durch heftiges Klopfen an seiner Schlafzimmertür aufgeweckt wurde und drei Männer einließ, von denen einer einen Haftbefehl gegen ihn in Händen hielt. Sie packten ihn wie ein Tier, legten ihm Handschellen an und verfrachteten ihn in einen Wagen.
    Als er auf dem Rücksitz des Wagens saß, der zum Polizeipräsidium brauste, an jeder Seite einen Polizisten, der mit festem Griff seinen Arm umklammerte, mußte er voll Nostalgie an jenen Novembertag zurückdenken, als er Fusako Aikawa kennengelernt hatte. An diesem Tag war der erste Mord geschehen, hatte ihn sein Glück verlassen. Was war bloß aus der wunderbaren Freiheit geworden, die er einst so genossen hatte?
    Die beiden Polizisten stanken nach Dosenlachs und pürierter Bohnensuppe mit Frühlingszwiebeln. Die hausbackenen Gerüche kündeten von häuslicher Ruhe und häuslichem Frieden.
    Die Verhöre auf dem Polizeipräsidium dauerten zwanzig Tage, und er konnte nichts anderes tun, als auf seiner Unschuld beharren. Er bekam langsam das Gefühl, verrückt zu werden. Man verweigerte ihm jeglichen Besuch, selbst den eines Rechtsanwalts. Die Polizei drängte ihn nicht, ein Geständnis abzulegen. Statt dessen häufte man mehr und mehr unwiderlegbare Beweise vor ihm auf und fragte ihn, woher er denn die Unverfrorenheit nähme, immer noch seine Schuld zu leugnen. Auf ihn wirkte das Ganze wie eine psychologische Folter; seine Alibis waren wertlos, da einfach nicht nachprüfbar.
    Man fragte ihn, wo seine italienischen Schuhe abgeblieben wären, und als er antwortete, sie seien spurlos aus dem Schuhfach neben dem Eingang verschwunden, lachten die Polizisten und teilten ihm mit, sie hätten sich in Zeitungspapier eingewickelt in Mitsuko Kosugis Wandschrank wiedergefunden, und zwar nur mit seinen — und ihren — Fingerabdrücken darauf.
    Als nächstes zauberten sie das Fischgräten-Jackett hervor, das sie sich bei seinem Vater in Kyushu beschafft hatten. Aus den Taschen fielen die kastanienrote Krawatte — sowie ein Nylonstrumpf und ein Schlüssel. An die Krawatte konnte er sich erinnern, aber der Strumpf (das Mordwerkzeug im Fall Fusako Aikawa) und Mitsuko Kosugis Zimmerschlüssel waren ihm vollkommen neu.
    Schließlich begann er fast selbst an seine Schuld zu glauben; vielleicht hatte er die Morde ja in einer Art geistiger Umnachtung begangen.
    Des weiteren klärten sie ihn darüber auf, daß man entgegen seiner Behauptung, er habe sich nur sehr kurz bei beiden ermordeten Frauen aufgehalten, Samen von seiner Blutgruppe in beiden Leichen gefunden hatte. Dieses Beweismittel sprach dafür, daß er sexuellen Kontakt mit seinen Opfern

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