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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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geholfen. Oder es zumindest versucht.
    Menolly warf mir einen raschen Blick zu. »Jahn? Sag bloß, du hast dich mit diesem alten Bock eingelassen? Der ist schon scharf auf dich, seit du zur Frau geworden bist.«
    Ich grinste sie an. »Sprich vor Vater lieber nicht so über Jahn. Für ihn ist sein alter Freund über jeden Zweifel erhaben, und ehrlich gesagt finde ich auch, dass es üblere Geschäfte gibt, als einen Nachtclub samt Bordell zu betreiben. Zumindest behandelt er die Frauen unter seinem Dach sehr anständig und mitfühlend. Aber du hast recht, Jahn ist schon lange hinter mir her. Allerdings ist er so gar nicht mein Typ. Er ist nett, aber … nein …« Neben Trillian verblasste Jahn noch stärker.
    Delilah schwang sich vom Baum und landete neben mir. Sie hielt immer ein wenig Distanz zum See. Typisch Katze – meine Schwester konnte Wasser nicht ausstehen. Als sie noch klein gewesen war, hatte unsere Mutter sämtliche Register ziehen müssen, bis hin zur Drohung, Delilah alles Spielzeug und ihre Haustiere wegzunehmen, damit sie sich baden ließ. Delilah empfand ein Bad immer noch nicht als angenehm, sondern als Strafe.
    Sie schaute über das Wasser hinaus, und der Wind ließ das Gras auf der Lichtung leise rascheln. »Meinst du, dass es in zehn Jahren auch noch so sein wird? Werden wir immer noch unverheiratet sein, für den Nachrichtendienst arbeiten und in Vaters Haus wohnen?« Sie klang beinahe sehnsüchtig.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Menolly und rappelte sich auf. »Ich glaube, bei mir ist es Zeit für eine Veränderung. Ich bin bereit dazu, versteht ihr? Ich habe das Gefühl, dass wir auf der Stelle treten. Vielleicht werde ich Keris heiraten. Kinder bekommen.«
    Sie war seit mehreren Monaten mit unserem Nachbarn zusammen, und die Sache wurde allmählich ernst. Er hatte reines Feenblut, scherte sich aber nicht um ihre halb menschliche Abstammung oder darum, dass sie auch Frauen liebte. Seit kurzem sprachen die beiden von einer möglichen gemeinsamen Zukunft.
    Ich glitt von dem Felsen, und als ich neben den beiden stehen blieb, jagte mir irgendetwas im sanften Wind einen Schauer über den Rücken. Ein leises Grollen wie von Donner rollte durch den Astralraum, eine finstere Wolke schob sich vor mein geistiges Auge, und ich roch den Gestank von frischem Blut, Feuer und Furcht. Ich erstarrte. Das Echo eines Schreis – schrill, langgezogen und wie aus weiter Ferne – traf mich mit plötzlicher Macht. Ich taumelte unter dieser Woge von Bösartigkeit und Übel, fiel auf die Knie und zwang mich, die Augen aufzureißen.
    »Was ist? Was hast du?« Menolly kniete neben mir.
    Ich sah sie an und blickte dann zu Delilah auf. Der Tag hatte alle Schönheit und Freude verloren, und die Sonne verwöhnte nicht mehr mit ihrer Wärme, sondern kam mir sengend und grell vor. Ich schüttelte den Kopf. Ich verstand diese Vorahnung nicht, doch sie hatte mich erschüttert und mir Angst gemacht.
    Manchmal ging meine Magie schief, und manchmal geriet meine Hellseherei sehr verschwommen. Aber das gerade eben … Diese Energie war über mein Grab spaziert. Und ich wusste im tiefsten Herzen, dass irgendetwas geschehen würde – vielleicht nicht heute und nicht morgen, aber in naher Zukunft. Etwas, wofür wir nicht bereit waren und worüber wir uns keineswegs freuen würden. Veränderungen lagen in der Luft, kein Zweifel.

    Der Markt war sehr viel gefährlicher bei Nacht, wenn Diebe und anderes Gesindel sich hervorwagten. Minderjährige Huren trieben sich in der Menge herum – Mädchen, die von zu Hause davongelaufen oder verwaist waren und sich nicht trauten, die Stadt zu verlassen, um auf dem Land von dem zu leben, was sie jagen und sammeln konnten.
    Taschendiebe glitten durch das Gedränge und suchten nach leichter Beute. Hin und wieder strichen auch Vampire auf der Jagd durch die Straßen – sie waren am gefährlichsten. Die meisten Blutsauger verloren einige Zeit nach ihrer Verwandlung jegliches Gewissen und gaben sich ganz ihrem inneren Raubtier hin. Unser Vater hasste Vampire, denn er hatte miterlebt, wie ein Vampir seine Cousine getötet hatte, und war selbst nur knapp mit dem Leben davongekommen. Diese blutige Erinnerung ließ ihn nicht mehr los.
    Ich blieb am Zugang zum Marktplatz stehen und suchte die Menge nach Trillian ab. Ich hatte mich eigens aufgedonnert mit einem glitzernden schwarzen Korsett über einem Rock aus Spinnenseide, schimmernd wie Pfauenfedern. Schwarze Lederhandschuhe reichten mir bis

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