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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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den Gesichtern hinab.
    Meine Mutter hatte uns erzählt, dass die Menschen sich das Feenreich als utopisches Märchenland vorstellten. Andererseits glaubten die meisten von ihnen gar nicht daran, dass es Y’Eírialiastar tatsächlich gab. Jedenfalls wäre die Wirklichkeit ein herber Schock für sie. Das Volk meines Vaters war nur zu anfällig für die Probleme, die auch die Sterblichen plagten: Armut, Drogensucht, Gewalt … alles da.
    Wir gingen an einer Humberfee vorbei. Der Kerl verhökerte Kysa für zehn Pen die Dosis. Opium kostete zehnmal so viel. Er fing meinen Blick auf und zwinkerte mir zu. »Wie wär’s mit einem schönen Rausch, Liebes? Macht das Leben erträglicher. Bei mir nur zehn Pen.«
    Er streckte die Hand aus und wollte mich am Arm packen, als ich mich an ihm vorbeischob.
    Ehe ich reagieren konnte, hatte Trillian das Handgelenk der Humberfee gepackt und verbog es mit grausamer Kraft. »Wenn du sie anrührst, hacke ich dir diese Hand ab.«
    Der Kerl verzog vor Schmerz das Gesicht. »Schon gut, schon gut. Aber du willst sie nicht zufällig verkaufen, oder? Sie würde ein hübsches Sümm–«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn Trillian schlang ihm den Arm um den Hals und setzte ihm einen Dolch an die Kehle.
    »Rühr sie nicht an, sprich nicht mit ihr, denk nicht mal an sie! Hast du mich verstanden?« Die Augen des Svartaners blitzten gefährlich, und mir fiel auf, dass er nicht einmal schwitzte, obwohl er bereit war, der Humberfee die Kehle aufzuschlitzen.
    »Ja«, krächzte der Typ und rieb sich den Hals, als Trillian losließ. Der hässliche Kerl wandte den Blick von mir ab und zog sich eilig in sein Zelt zurück.
    Trillian ließ den Dolch wieder in das Futteral an seinem Gürtel gleiten und zuckte mit den Schultern. »Komm«, sagte er und streckte mir die Hand hin. »Als Frau ist man hier nicht gerade sicher.«
    Ich nahm seine Hand und folgte ihm. Die Sterne begannen eben zu leuchten, wunderschön und strahlend. Die Mondmutter wachte über uns, und ich spürte ihre Gegenwart tief in der Magengrube. Sie war beinahe voll, und je näher der Vollmond rückte, desto mehr gierte ich nach der Berührung eines Mannes. Trillians Hand in meiner fühlte sich heiß an. Ich bemühte mich, nur an unsere Mission zu denken – wir mussten Roche aufspüren. Aber das fiel mir schwer, wenn wir uns berührten.
    »Da«, zischte er. »Das Zelt da vorn. Ein Spieler namens Bes betreibt darin eine Spielhölle. Roche ist da. Ich war vorhin schon hier, er war völlig ins Spiel vertieft. Wie willst du vorgehen? Könnte er dich erkennen?«
    Ich war sehr vorsichtig gewesen, und trotzdem schrillten Alarmglocken in meinem Hinterkopf. Falls der YND tatsächlich wollte, dass ich an diesem Auftrag scheiterte, hatten sie womöglich die Gerüchteküche mit Informationen über mich beliefert. Vielleicht wusste Roche, dass ich hinter ihm her war.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Ich kann nicht garantieren, dass er mich nicht erkennen wird.«
    »Komm mit«, sagte Trillian und zog mich zu einer nahen Bude. Der Händler saß neben einem Gestell mit Tüchern und Stolen und trank Goblinschnaps. Der Geruch drang mir in die Nase, und ich musste niesen, so sehr stank das Zeug nach Pfeffer und Kevawurzeln.
    »Mal sehen … Das dürfte gehen«, murmelte Trillian und wählte einen knöchellangen Umhang aus. Er war hauchzart, amethystfarben, und die Kapuze würde mein Gesicht verbergen, während ich durch den seidigen Stoff noch einigermaßen würde sehen können. Er drapierte den Stoff um meine Schultern, und ich schlug die Kapuze hoch.
    Zärtlich steckte Trillian mir das Haar unter die Kapuze und vergewisserte sich, dass meine Locken gut verborgen waren.
    »So schön«, flüsterte er und strich mit den Fingerspitzen an meinem Kinn entlang und über meine Lippen. Ich öffnete leicht den Mund, und er schob den Zeigefinger dazwischen. Ich schloss die Lippen darum, ließ die Zunge um seine Fingerspitze kreisen und fuhr dann sacht mit den Zähnen über seine Haut, als ich von ihm abrückte.
    Er sog scharf den Atem ein. »Ist dir eigentlich klar, welch ein Glück es für dich ist, dass ich nicht so bin wie die meisten meines Volkes?«
    »Ist dir eigentlich klar, welch ein Glück es für dich ist, dass ich nicht so bin wie meine Schwestern?«, entgegnete ich und wünschte, wir wären irgendwo anders, nur nicht hier. Ich zögerte. Wäre es denn so schlimm, Roche zu vergessen? So zu tun, als wüsste ich nicht, dass er hier war, um mit

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