Schwestern Des Blutes
vorbereitet. Tatsächlich ist er ein entfernter Verwandter meines Schwagers. Schon vor vielen Jahrhunderten habe ich einen Aspekt meiner selbst an seine Seelenenergie gebunden und dann schrittweise ergänzt, während er den ewigen Kreislauf von Geburt und Tod durchlief. Deshalb wirkt er auf dich so unwiderstehlich. Ich habe es ernst gemeint, als ich dir sagte, dass du meine wahre Gefährtin bist. Unsere Seelen singen dasselbe Lied. Ich habe dafür gesorgt, dass er dich findet.«
»Okay. Also.« Ich wandte mich von ihm ab und wanderte ziellos auf der Terrasse herum. »Kluger Kerl. Du hast das seit Jahrhunderten geplant. Warum hast du dir nicht in der Zwischenzeit einen von den Millionen anderen Körpern genommen? Wieso Niven?«
»Wie gesagt, ich habe dem Vibrationsmuster jeder seiner Inkarnationen einige Fragmente meiner Macht beigefügt. Es gibt aktuell keinen anderen menschlichen Körper, der passender oder nützlicher für mich wäre als seiner. Ich war sehr geduldig. Ich möchte wieder ein Mensch sein.«
»Was?« Mir fiel die Kinnlade herunter, und ich drehte mich zu ihm um. »Warst du nicht derjenige, der mir immer erzählt hat, wie großartig es doch sei, ein Vampir zu sein? Wie überlegen wir doch alle sind? War das nicht genau dein Argument, als du mich beschwatzt und schließlich gezwungen hast, eine deiner Art zu werden?«
»Ja.« Er nickte. »Und ich habe das wirklich geglaubt. Es war schon so lange her, seit ich lebendig – menschlich – war, dass ich vergessen hatte, wie viel Freude es bereitet, ein leibhaftiger Mensch zu sein.« Seine Miene wurde plötzlich ernst und nüchtern. »Ich will nicht mehr ewig leben. Ich will ein menschliches Leben haben und dann den wahren Tod erfahren.«
»Wie schön, und weswegen hast du mich jetzt hier aufgescheucht? Ich bin ein Vampir. Etwas, was du nicht mehr sein willst. Was habe ich damit zu tun?«
Er blieb aufgebracht vor mir stehen. »Ich will dein menschlicher Gefährte sein. Ich bin alt und mächtig. Du wirst nicht in der Lage sein, die kombinierte Essenz von Niven und mir auszusaugen. Wir können wieder Liebende sein, und ich kann erfahren, wie es ist, am anderen Ende der Reißzähne zu sein. Ich kann im Sonnenlicht wandeln.«
Voller Freude hob er die Hände, warf den Kopf in den Nacken und lachte.
»Ich werde wieder sterblich sein!«
Zugegeben, das eröffnete schon so seine Möglichkeiten. Wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich war, musste ich schon zugeben, dass ich Jeran geliebt hatte. So sehr, dass ich zugelassen hatte, dass er mich zu einem Geschöpf seiner dunklen Welt machte. Und dass ich mich zu Niven hingezogen fühlte, das war nicht zu leugnen. Der Gedanke, ihn – sie beide – als willige Quelle für Sex und Blut zur Verfügung zu haben – hmm, das war schon köstlich. Wäre interessant, zu sehen, was mit Jerans Kräften so passieren würde.
Er sah mir in die Augen, und sein Blick war aufrichtig und verletzlich. »Willst du mir helfen?«
»Dir helfen?« Ich zog eine Augenbraue hoch. »Wie kann ich dir dabei helfen? Ich dachte, du bist der mit dem schlauen Plan.«
»Bin ich auch.« Er nickte eifrig. »Es fehlt nur noch eine Kleinigkeit. Damit Nivens Körper stark genug ist, um die Verschmelzung zu überstehen, braucht er zusätzliche Kraft. Und zwar Kraft, die nur vom Blut eines alten Vampirs kommen kann. Von deinem Blut, Zara.«
Mein Blut? Na ja, ich hätte wissen müssen, dass Jeran Hintergedanken haben würde.
»Komm.« Er nahm mich bei der Hand. »Lass uns zu unserer Schlafstatt zurückkehren.«
Wir manifestierten uns wieder neben dem Bett, in dem Niven schlief. Jeran grinste und tänzelte durch den Raum, offenbar ganz außer sich vor Aufregung. »Gleich ist es so weit. Ich lege mich neben ihn, du steuerst dein Blut bei, und ich spreche die rituellen Worte.«
Damit streckte Jeran sich neben Niven aus und sah erwartungsvoll zu mir auf.
Doch gleich darauf zeigte sich ein leichtes Stirnrunzeln auf seinem Gesicht. »Zara, du wirst mir doch helfen, ja? Du möchtest doch ebenso gern wieder mit mir vereint sein, wie ich mich danach sehne, mit dir zusammen zu sein?«
Ich stand da und genoss die unerhörte Macht, die ich in diesem Augenblick über Jeran besaß. Das hier war meine Chance, zu vergeben und zu vergessen. Mein Herz zu öffnen und zuzugeben, dass er vielleicht die Liebe meines Lebens gewesen war. Oder meines Unlebens – ihr wisst schon, was ich meine. Und dann noch all die Möglichkeiten, ihn als Menschen unter
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