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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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»Vor zwei Jahren.«
    »Es gefällt mir. Diese Farben sind weniger strapaziös für das Auge als jenes schreckliche Blau bei meinem letzten Besuch.«
    »Du hast wirklich Nerven, auf so eine Art und Weise zurückzukehren, mein Lieber«, flüsterte sie.
    »Sie darf ihn nicht heiraten, Eliza.« Dem Blitzen in ihren Augen nach zu urteilen, wusste sie, dass es ihm ernst war und er alles tun würde, was in seiner Macht stand, damit es keine Hochzeit gab.
    »Du liebe Güte!«
    Hinter ihnen hörte er Violet mit der Missgeburt sprechen. Sie waren leise, doch nicht leise genug. Das überaus scharfe Gehör war einer der Vorzüge des Vampirseins. Die meiste Zeit konnte Payen die Welt um sich herum mühelos aussperren, aber wenn er wollte, konnte er die Mäuse hören, die über den Dachboden huschten.
    »Wer ist dieser Idiot?«, fragte Villiers.
    »Er ist ein Freund von Henry«, antwortete Violet. Payen hätte angesichts ihres trotzigen Tonfalls beinahe gelächelt, wäre da nicht das kleine Detail gewesen, dass sie der Bezeichnung »Idiot« nicht widersprach.
    »Und wie stehst du zu ihm?« Ah, jetzt wurde es spannend! Villiers war eifersüchtig. Offenbar war er doch nicht so blöd, wie er aussah. Aber Payen wusste auch aus Erfahrung, dass dumm auszusehen nicht mit Harmlosigkeit gleichzusetzen war.
    Violet seufzte. »Im Moment bin ich mir nicht sicher.«
    Was Payen ihr nicht verübeln konnte. Schließlich hatte er sie vor fünf Jahren entjungfert und war hinterher aus ihrem Leben verschwunden, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, mit ihr in Kontakt zu treten. Dennoch fühlte er bei ihren Worten einen Stich in der Brust. Ein Teil von ihm erwartete wohl, dass sie begriff, weshalb er sie mied: um sie zu schützen. Lieber würde er bei strahlendem Sonnenschein in den Hyde Park gehen und dort wie ein Ei in der Pfanne brutzeln, als zuzusehen, wie Violet unter den Einfluss des Silberhandordens geriet. Diese Gruppe würde ein süßes Geschöpf wie sie bedenkenlos zerstören.
    Henry ging voraus und führte sie die Treppe hinab und in den hinteren Teil des Hauses, wo sein Studierzimmer lag. Vor Jahren, als Henry und Eliza dieses Haus eben erst zu ihrem Heim gemacht hatten, hatte Payen jenes Zimmer »Henrys Zufluchtsort« getauft. Es lag weitab vom Esszimmer und vom Salon, in dem seine Frau gerne Gäste empfing, und es war groß genug, um einen Billardtisch, ein Sofa und mehrere Sessel, einen Kartentisch sowie einen großen Eichenschreibtisch zu fassen. Dieser Raum, stellte Payen zufrieden fest, war nicht umgestaltet worden.
    Und naturgemäß kam ihm als Nächstes die Frage in den Sinn, ob Violet etwas an ihrem Schlafgemach verändert hatte und ob sie immer noch das sittsame Nachthemd trug, das sie in jener süßen, heißen Nacht angehabt hatte.
    So nahe bei ihr, umgeben von ihrem zarten Fliederduft, fiel es Payen schwer, die Erinnerungen an jene Nacht im Zaum zu halten. Bilder von ihnen beiden, wie sie einander verzweifelt umschlangen, zärtlich und bebend, fluteten seinen Kopf. Sein Kiefer kribbelte, wo sich die Reißzähne verlängern wollten. Der Drang, sich zu nähren, war fast genauso stark wie der, sich zu paaren. Beides hatte er mit Violet getan, und das allein befeuerte seinen Appetit umso mehr.
    Sobald alle im Studierzimmer waren, traten die anderen auf Abstand, bis Payen in der Mitte des lockeren Kreises stand. Nun begannen die Fragen.
    »Was zum Teufel denkst du dir dabei, in mein Haus zu kommen und so eine Szene zu machen, Payen?«, fragte Henry. »Himmel noch eins, Payen! Ich hätte bessere Manieren von dir erwartet.«
    Payen nickte knapp. »Deine Erwartungen sind berechtigt, Henry, und ich wäre auch gar nicht hier, ließe es sich vermeiden.« Bildete er es sich ein, oder fuhr Violet kaum merklich zusammen?
    »Vielleicht solltest du dich erklären«, schlug Eliza vor, als sonst niemand geneigt schien, etwas zu sagen. Sie standen alle nur da und betrachteten ihn, wobei der Ausdruck auf ihren Gesichtern von Neugier bis Feindseligkeit reichte.
    Payen konzentrierte sich auf Henry, den er kannte, seit dieser ein Säugling gewesen war. Henrys Vater und Großvater waren Payens Freunde gewesen. Vor langer Zeit war ein Rexley, wie Henrys Familienname lautete, genau wie Payen ein Templer gewesen, und damals hatten sie sich angefreundet. Seither war Payen der Familie über die Generationen verbunden geblieben. Zusammen mit einer Handvoll anderer im Laufe der Jahrhunderte waren die Rexleys die Einzigen, denen er sein wahres Wesen

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