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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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die Violet sich etwas weniger schuldig fühlen ließ. »Wie sollte es mich nichts angehen, wenn meine Verlobte die Beine für einen anderen Mann breitgemacht hat?«
    Dies war eine Seite an ihm, die Violet bisher nicht gekannt hatte. Und das nutzte sie aus, so schamlos es auch sein mochte. »Habe ich dich gefragt, ob du mit anderen Frauen zusammen warst?«
    Er sah sie entsetzt an. »Das ist etwas gänzlich anderes!«
    »Weil du ein Mann bist?«
    »Natürlich! Von Männern wird erwartet, dass sie erfahren sind, wie man von Frauen erwartet, dass sie Jungfrauen sind, damit die Legitimität des Erstgeborenen gesichert ist.«
    Violet lachte. Sie konnte nicht anders, weil es einfach so lächerlich war. »Das ist fünf Jahre her, Rupert! Ich denke, du könntest jedes Kind rechtmäßig als dein Eigen ausgeben.«
    In seinem Gesicht war nichts als Ekel. »Ohne die Garantie, dass du mit keinem anderen vor oder nach unseren Treuegelübden das Bett geteilt hast?«
    Es stand ihm zu, wütend zu sein. Das wusste und akzeptierte Violet, aber so ließ sie nicht mit sich reden. Sie duldete nicht, dass das, was sie mit Payen gehabt hatte, auf einen Charakterfehler ihrerseits reduziert wurde.
    »Ja«, pflichtete sie ihm bei. »Vielleicht solltest du dich vergewissern, dass ich es nicht mit dem Pfarrer treibe – oder gar mit deinen Trauzeugen.«
    Er errötete. »Eine Dame sollte sich nicht so ausdrücken.«
    »Wie du bereits so treffsicher festgestellt hast, Rupert, bin ich in deinen Augen keine. Ich habe im jugendlichen Alter einen Fehler begangen, für den du mich bestrafen willst, obwohl ich weiß, dass du bei deinem letzten London-Aufenthalt in dieses Bordell gegangen bist, das Maison Rouge.«
    Ihm stand der Mund offen. »Woher hast du …?«
    »Ich habe ein Gespräch zwischen deinen Freunden Halpert und Gibbs belauscht, als wir zusammen mit ihnen im Theater waren. Ich habe es dir nachgesehen, weil ich dachte, dass du eine letzte Indiskretion verdienst, ehe du dich bindest. Und nun verrate mir bitte, inwiefern dich das Beineverschlingen mit einer Hure besser macht als mich?«
    Sein Mund klappte auf und zu, aber es kam kein Ton heraus. Noch dazu blickte er sich panisch im Zimmer um, wie ein Ertrinkender, der nach Halt sucht.
    »Tut es nicht«, antwortete sie für ihn. Jedwede Schuld, die sie empfunden hatte, war weggeblasen. Sie hatte weder Verständnis noch Vergebung von ihm erwartet, aber, bei Gott, sie ließ sich nicht so behandeln! Nicht von einem Mann, der behauptete, dass er sie liebte, und sie heiraten wollte.
    Hätte er sie geliebt, hätte er sie verführt, anstatt in ein Bordell zu gehen. Hätte er sie geliebt, wäre er überhaupt nicht zu Prostituierten gegangen.
    Payen würde nie etwas Derartiges tun. Er hatte seine Fehler, aber mangelnde Treue zählte nicht dazu. Schließlich hatte er eben ihre Verlobung zerstört, aus irgendeinem archaischen Drang heraus, sie zu beschützen. Und so wütend sie auf ihn sein mochte, so enttäuscht und verletzt, sie war ihm auch ein kleines bisschen dankbar.
    »Ich denke, du solltest gehen, Rupert.« Sie straffte die Schultern, scherte sich nicht darum, dass sie fast gleich groß mit ihm war, und erst recht nicht darum, wie sie aussah oder wie riesig sie war. Selbst wenn dies ihre einzige Aussicht auf Heirat gewesen war, sie würde diesen Mann nicht anflehen, sie zu ehelichen.
    Sie mochte nicht vollkommen sein, nein, sie hatte so viele Fehler, dass ein Auflisten zu mühsam wäre, aber sie verdiente es, von ihrem Ehemann respektiert zu werden. Sie verdiente Liebe, Treue und Mitgefühl – nicht weniger, als sie selbst zu geben bereit war.
    Er sah aus, als wollte er etwas sagen, doch sie hatte genug gehört. »Ich werde den Gästen mitteilen, dass die Hochzeit abgesagt wurde, und sorge dafür, dass alle Geschenke zurückgeschickt werden. Du brauchst dich um nichts zu kümmern. Das Essen für den Empfang werden wir den weniger Begüterten im Dorf zukommen lassen.«
    »Dann hast du schon alles beschlossen«, sagte Rupert halb ungläubig, halb verächtlich.
    »Ich schätze, dass ich während der letzten Tage schon an die Möglichkeit gedacht hatte.« Sollte er sich ruhig den Kopf darüber zerbrechen.
    Er enttäuschte sie nicht. Sein Erstaunen bescherte ihr zumindest eine kleine Befriedigung, auch wenn ihre Schuldgefühle sie zu erdrücken drohten. Ihre Verlobung zu lösen war das Beste für sie beide.
    »Es war falsch von mir, deinen Antrag überhaupt anzunehmen«, sagte sie. »Und das tut mir

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