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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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weiß. Ich bin hier, um es zu verhindern.«

2
    P ayens Worte sorgten für ein klein wenig Unruhe. Zumindest im Vergleich zu den Kreuzzügen, die seinen Maßstab für alle seine Konfrontationen darstellten.
    »Verdammt, Payen!« Das war Henry. »Was soll das bedeuten?«
    Eliza mischte sich wieder ein. »Die Hochzeit verhindern?«
    Der ganze Saal war in Aufruhr, und der Bräutigam, dieser kleine Vollidiot, der, wie Payen leider zugeben musste, tatsächlich gut aussah, sagte etwas zu Violet. Nein, er brüllte ihr buchstäblich ins Ohr.
    Violet sagte nichts. Außer ihm war sie die einzige Person im Saal, die schwieg. Und sie schien ihrem Verlobten gar nicht zuzuhören. Stattdessen sah sie Payen unverwandt aus großen Augen an, und er erwiderte ihren Blick ebenso unverwandt. Sie wirkte … hoffnungsvoll.
    Violet war wunderschön, noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte, und vor allem um ein Vielfaches schöner als auf der farblosen Fotografie.
    So groß. Mit ihren hohen Schuhen und dem aufgesteckten Haar reichte sie fast an ihn heran. Sie hatte abgenommen, was jedoch ihre üppigen Brüste nur zusätzlich betonte, vor allem in diesem quadratisch ausgeschnittenen Kleid, dessen Farbe ihrem Namen entsprach. Sie sah aus wie die Göttin Juno, eine wahre Amazone. Ihr Gesicht, das nur einen Hauch zu rund war, um als perfektes Oval bezeichnet zu werden, vereinte die faszinierendsten Züge: große braune Augen, hohe Wangenknochen, die rundlich hervortraten, wenn sie lächelte, eine kleine, schmale Nase, deren Spitze etwas nach oben gebogen war, und einen süßen Erdbeermund, der zum Lächeln geschaffen schien.
    Jetzt gerade lächelte sie nicht.
    »Warum möchten Sie meine Heirat verhindern, Mr. Carr?«, fragte sie mit einer Stimme, bei deren Klang Payen auf die Knie sinken und ihr das Blaue vom Himmel versprechen wollte.
    Mehrere hundert Gründe kamen ihm in den Sinn, doch hier und jetzt zählte nur einer. Er hob den Finger und wies auf Villiers. »Er ist eine Ausgeburt des Teufels.« Was nicht so ganz stimmte, aber ihm fehlte die Zeit für nähere Einzelheiten.
    Der ganze Saal schrie erschrocken auf; Violet stand der Mund offen vor Entsetzen, und Henrys Gesicht nahm einen ungesunden Rotton an. »Sie vergessen sich, Sir!«
    Henry nannte ihn nur »Sir«, wenn er richtig erzürnt war. Payen drehte sich ungerührt zu ihm um. »Ich versichere dir, mein lieber Lord Wolfram, ich vergesse nie etwas, schon gar nicht mich selbst.«
    Sein Freund runzelte die Stirn, weil er jetzt offenbar begriff, dass es Payen todernst war.
    »Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind«, sagte Villiers, der vor Violet trat, als wollte er sie abschirmen. »Aber Sie haben Glück, Sir, dass Duelle wider das Gesetz sind.«
    Payen musterte die kleine Missgeburt gelangweilt. »Fürwahr, denn ich hasse es, Blut zu vergießen.«
    Die Doppeldeutigkeit seiner Worte entging Violet nicht, die ihn aus riesigen Augen an Villiers vorbei ansah und inzwischen sehr rote Wangen hatte. »Sie kennen mich nicht, dennoch beleidigen Sie mich.«
    »Ja, das ist überaus unhöflich von mir.« Payen verneigte sich. »Payen Carr, Mr. Villiers.« Er griff nach der Hand des anderen und hielt sie angewidert ins Licht. »Und dies beleidigt mich«, sagte er, wobei er achtgab, das Silber nicht zu berühren. Es würde seine Hand wie eine offene Flamme verbrennen.
    Villiers sah finster zu dem Siegelring an seinem Finger. »Mein Ring beleidigt Sie?«
    »Mich widert an, für was und für wen er steht.«
    Henry, dem anscheinend als Einzigem bewusst war, dass sie vor Publikum sprachen, drängte sich zwischen die beiden Männer. »Meine Herren, vielleicht sollten wir diese Angelegenheit an einem anderen Ort bereden.«
    Ein ungläubiges, beinahe bellendes Lachen erklang aus Villiers Kehle. »Mylord, Sie wollen diesem Wahnsinnigen doch gewiss keinen Glauben schenken.«
    Henry, der Herr segne ihn, sah den Jüngling streng an. »In mein Studierzimmer. Sofort.«
    Payen, Eliza, Violet und Villiers folgten ihm. Payen hätte diesem Silberhandanhänger lieber nicht den Rücken zugekehrt, vertraute jedoch darauf, dass der Schurke es nicht wagte, sich zu verraten, indem er Payen körperlichen Schaden zufügte.
    Er schritt neben Eliza her durch den Saal, ohne auf die neugierigen Blicke und das Getuschel zu achten. Stattdessen schaute er sich um und bemerkte die lachsfarbenen Wände und die cremeweißen Vorhänge. »Ihr habt den Saal umgestaltet«, murmelte er gedankenverloren.
    »Ja«, antwortete Eliza.

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