Schwestern Des Blutes
du, Payen!«
»Ja«, ertönte eine Stimme hinter ihm. »Wie konntest du?«
Natürlich hatte er gehört, wie die Tür geöffnet worden war. Er hatte auch ihre weichen Schritte und ihr rasches, wütendes Atmen gehört. Doch sie sollte ruhig glauben, dass sie sich hereingeschlichen und ihn überrascht hätte.
Er drehte sich um und zog fragend eine Braue hoch. Ansonsten blieb er gänzlich gefasst, obwohl ihm der Anblick ihrer geröteten Wangen und ihrer funkelnden Augen den Atem verschlug. Sie sah ihn an, als wollte sie ihn aufspießen – und hätte er ein Schwert gehabt, hätte er es ihr mit Freuden gegeben, nur um zu erleben, wie sie es versuchte.
Für bewaffnete Frauen hatte er immer schon eine Schwäche gehabt.
Ihre Blicke begegneten sich, und es schien Payen, als würden buchstäblich Funken zwischen ihnen tanzen. Er grinste. »Was hat dich so lange aufgehalten?«
Sie erwiderte sein Lächeln nicht. Vielmehr kniff sie die Augen ein wenig zusammen und betrachtete ihn voller Wut. »Ich hatte eine Hochzeit abzusagen.«
Ihm hätte das Grinsen vergehen sollen, aber das tat es nicht, jedenfalls nicht ganz.
Eliza murmelte etwas, doch Payen hörte nicht hin. Seine Aufmerksamkeit galt allein der Amazone vor ihm, mit den weichen Wangen und den runden Brüsten, die den Ausschnitt ihres Kleids spannten. Für ihn war Violet wie ein reifer Pfirsich, der darum bettelte, gepflückt und genossen zu werden.
Und zu wissen, dass er Villiers davon abhielt, ebendies zu tun, belastete ihn kein bisschen. Der Gedanke dagegen, dass er Violet das Herz gebrochen haben könnte, nun, der war alles andere als erfreulich.
»Ich glaube, Violet möchte mit mir allein sprechen«, sagte er und neigte den Kopf in die Richtung seiner Freunde. Sein Blick wich indes keine Sekunde von der Frau, deren Berührungen ihn in seinen Träumen heimsuchten.
»Ich lasse sie nicht mit dir allein«, erwiderte Eliza streng. »Nicht nach dem, was du getan hast.«
Zu Payens Verwunderung war es die betreffende Dame selbst, die sich zu Wort meldete. Sie sah ihre Adoptivmutter an und erklärte ziemlich ruhig: »Es ist schon gut, Eliza. Ich würde gern mit Payen allein reden.«
Payen achtete nicht auf Henry und Eliza, sondern beobachtete Violet, deren Blick wieder zu ihm wanderte, aufmerksam. Sie strahlte ein Selbstvertrauen aus, das vorher nicht da gewesen war, und es entsprang weniger ihrer Haltung als vielmehr ihrem Wesen. Sie war kein so scheues kleines Ding wie ihre Namensgeberin, das zarte Veilchen. Stolz erwärmte Payens Brust. War ihm je zuvor eine solche Frau begegnet? Als junges Mädchen hatte Violet ihn fasziniert und verführt. Als Erinnerung verfolgte sie ihn auf Schritt und Tritt. Und nun, als Frau, brachte sie ihn dazu, dass er vor ihr auf die Knie fallen wollte.
Kaum hatte sich die Tür hinter ihren Vormunden geschlossen, reckte Violet ihr Kinn und sah Payen an. »Ich sollte dich verachten für das, was du getan hast.«
Er nickte. »Ja.«
»Du hast absichtlich mein Vertrauen missbraucht und öffentlich erklärt, was nur zwischen dir und mir bleiben sollte, um deinen Willen durchzusetzen.«
Ein Moment, den er nie vergessen würde. »Ja.«
»Du hast meine Heirat ruiniert.«
Musste er wirklich noch mehr dieser rhetorischen Fragen beantworten? Er richtete sich auf. »Erwarte nicht, dass ich mich entschuldige, denn es tut mir nicht leid.«
Ihre Züge wurden merklich weicher. »Danke.«
Payen blinzelte und schüttelte den Kopf. »Wie bitte?«
Violet kam auf ihn zu, die Hände zu losen Fäusten geballt. »Danke, dass du getan hast, wozu mir die Courage fehlte.« Ihr Lächeln war lediglich angedeutet – und süß.
Und dann geschah, was nicht hätte geschehen dürfen. Anstatt sie zu fragen, was sie meinte – warum sie Villiers gar nicht heiraten wollte (hatte der Schurke sie gezwungen?) –, trat Payen einen Schritt vor, als würde ihn eine unsichtbare Hand schieben. Auch Violet bewegte sich, und schon lag sie in seinen Armen, vergrub die Hände in seinem Haar, während sein Mund den ihren einnahm.
Gott, sie schmeckte köstlich! Ihre Lippen waren weich und nachgiebig, öffneten sich den seinen von selbst, und ihre Zunge begegnete seiner mit einer Leidenschaft, die Payen erschütterte. Keine Frau hatte ihm jemals solche Reaktionen entlockt. Bereits jetzt war er hart, wollte sie gleich hier nehmen, mitten im Studierzimmer seines Freundes. Was er problemlos hätte tun können. Sie brauchte bloß ihre starken Beine um seine Hüften zu
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