Schwestern Des Blutes
aufrichtig leid. Aber für alles andere, was ich getan haben mag, was zwischen Payen und mir war, entschuldige ich mich nicht, bei dir nicht und auch bei sonst niemandem. Du weißt ja, wo die Tür ist.«
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und rauschte aus dem Zimmer. Sie hielt sich mit so viel Würde, wie sie nur irgend konnte. Es war nicht viel, aber ihre Empörung und ein gewisses Maß an Erleichterung spornten sie an.
Sie wollte dringend mit Payen sprechen, denn wenn dieser Vampir glaubte, er könnte in ihr Leben zurückgestürmt kommen, es kurzerhand auf den Kopf stellen und danach wieder verschwinden, durfte er sich auf eine Überraschung gefasst machen.
Sie würde ihn nicht gehen lassen. Dieses Mal nicht.
3
H enry und Eliza gingen hart mit ihm ins Gericht, wenn auch weniger hart, als er erwartet hatte. Ungeachtet seiner Freundschaft mit den beiden, hatte er soeben ihrem Mündel die Heirat ruiniert und möglicherweise auch die Reputation. Das war nicht nett von ihm gewesen, aber er würde es jederzeit wieder tun, falls nötig.
Er musste sich nur auf das Hier und Jetzt konzentrieren und nicht zu viel darüber nachdenken, wie ihn Violets Liebeserklärung vor fünf Jahren zugleich erschreckt und berauscht hatte. Und wie er davon in die Flucht getrieben worden war. Er hatte sie verführt und dann verlassen.
Ach was, sie hatte ihn verführt!
Der Earl und die Countess verstanden immerhin seine Beweggründe. Sie wussten von Stephen Rexley, dem Mann, der Payens engster Freund gewesen und gewaltsam gestorben war. Ihnen war bekannt, wie übel der Silberhandorden war; folglich sahen sie ein, weshalb Payen nicht wollte, dass Violet in den Bannkreis einer solchen Gemeinschaft gezogen wurde. Was sie nicht begriffen, war, dass ein so »netter Mann« wie Rupert Villiers Mitglied des Ordens war.
Eigentlich interessierte es Payen nicht, doch er bot ihnen eine Erklärung an, um ihre Gemüter zu erleichtern – er war ja nicht vollkommen kaltherzig. »Durch die familiäre Verbindung wird er aufgenommen, ohne sich vorher beweisen zu müssen«, erzählte er ihnen. »Nachdem er nun aber Mitglied ist, wird er die gleichen Prüfungen durchlaufen wie ein Neuling. Sie werden wissen wollen, wozu er fähig ist und ob er würdig ist, ein wahrer Jünger zu sein.«
»Also besteht noch Hoffnung für ihn.« Eliza bemühte sich nicht, ihre eigene Hoffnung zu verbergen. »Vielleicht ist er gar nicht der Schurke, für den du ihn hältst.«
Payen sah sie streng an. »Möchtest du Violets Leben darauf verwetten, dass er unschuldig bleibt?«
Unsicher blickte sie zu ihrem Ehemann. »Aber …«
Payen ließ nicht locker. »Er hat allein wegen seines Namens den Ring bekommen, was bedeutet, dass seine Familie sehr tief in die Ordensgeschäfte eingebunden ist, Eliza. Sie hätten Villiers niemals aufgenommen, wenn sie nicht sicher wären, dass er sich ihrer Tradition beugen und tun wird, was sie verlangen.«
»Es ist Jahrhunderte her, Payen«, beschwor Henry ihn. »Sicherlich ist der Orden heute nicht mehr der, gegen den du einst gekämpft hast.«
Er musste sich zwingen, ruhig zu bleiben und sich bewusst zu machen, woher ihre Zweifel rührten. Die beiden wollten ihn nicht angreifen, sie wollten einfach nur, dass der ganze Spuk vorbei war.
»Wenn ich jetzt zu einem ihrer Treffen ginge und ihnen eröffnete, wer ich bin, ob Templer oder Vampir, könnte ich von Glück sprechen, sollte ich lebend wieder herauskommen. Und jeder, der mit mir in Verbindung steht, wäre in Gefahr.«
Henrys Augen funkelten auf. »Hegst du den Verdacht, dass Villiers’ Interesse an Violet mit dir zu tun hat?«
»Mein Gott«, hauchte Eliza und fasste sich mit einer Hand ans Mieder ihres grünen Seidenkleids. »Das darf nicht wahr sein!«
Payen zuckte mit den Achseln. An diese Möglichkeit hatte er bisher nicht gedacht, aber wenn er recht überlegte … »Denkbar wäre es. Hat er jemals nach mir gefragt?«
»Nein«, antwortete Henry. »Ich entsinne mich nicht, dass wir dich vor heute Abend je in seiner Gegenwart erwähnt hätten.« Er wurde verlegen, fast beschämt. »Nachdem du das letzte Mal hier warst, war Violet so aufgewühlt, dass wir uns angewöhnt haben, in ihrem Beisein nicht über dich zu sprechen.«
Elizas Miene war ungleich kühler als die ihres Gemahls. Zweifellos ahnte sie, dass es einen Anlass für Violets Liebeserklärung gegeben haben musste. »Ich würde sagen, dass wir alle wissen, weshalb sie so durcheinander war, nicht wahr? Wie konntest
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