Schwestern Des Blutes
Dann müsste ich es dir nicht herausschneiden.«
Er lächelte. »Wo bliebe da der Spaß?«
Violet erwiderte sein Lächeln nicht. »Mir fehlt die Zeit, dich mürbe zu machen.«
Er schluckte, weil er auf einmal einen Kloß im Hals hatte. »Ich dachte, du wolltest mich jagen.«
»Bis ich sterbe. Und ich werde eines Tages sterben, Payen. Willst du wirklich mit diesem Bedauern weiterleben?«
Er hatte sich verboten, darüber nachzudenken, und nun schleuderte sie ihm genau diesen Gedanken ins Gesicht, wo er ihn traf wie ein Eimer abgestandenes Waschwasser.
Violet und der Tod waren nichts, woran er dachte, wenn er es irgendwie vermeiden konnte. Sie war so jung, wie konnte er da an ihr Ende denken? Und dennoch wusste er, dass es kommen würde. Unzählige Male hatte er schon Leben vergehen gesehen.
Keine Violet mehr. Keine Haselnussaugen, keine süßen Lippen. Kein Wahnsinnigwerden vor Fragen und Forderungen. Kein Schwert mehr über seinem Kopf.
Er bekam keine Luft.
Sanfte Finger streiften seine Wange und waren feucht, als sie die Hand wieder zurückzog. »Ich deute das als Nein«, flüsterte sie.
Dann reckte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn mit einer Innigkeit, die den Schmerz in seiner Brust linderte und weiter nach unten verlagerte. Er war hart vor Verlangen nach ihr, und wenn sie ihn ließ, würde er sie gleich hier nehmen.
Ehe er sichs versah, lag er rücklings auf seinem Bett, und Violet hockte über ihm, ihre Röcke um sie beide herum aufgebauscht. Allem Anschein nach war es Violet, die ihn nahm. Er führte sein Glied zwischen ihre Schenkel, zur Öffnung ihrer dünnen Unterhosen, wo der Stoff bereits klamm von ihrem Nektar war. Ihr Leib nahm ihn bereitwillig auf, feucht, heiß und eng. Er glitt vollständig in sie hinein, bis ihr Po seine Schenkel berührte.
Es war ein schneller, ungeduldiger Akt. Violet wiegte ihre Hüften auf ihm, rieb sich an ihm, während er sie unter den Bergen von Röcken und Unterröcken hielt. Ihm blieb nichts anderes, als ihr seine Hüften entgegenzuheben, sie zu bitten, ihn ganz in sich hineinzulassen und mit ihm gemeinsam zum Höhepunkt zu kommen.
Und als sie ihn erreichten, war er von einer Intensität, die ihnen beiden Wonneschreie entlockte.
Hinterher sank Violet auf ihm zusammen. Payen begriff, dass er verloren war. Er musste einen Kompromiss zwischen dem Eid und seinen Gefühlen für diese Frau finden, denn er konnte sie auf keinen Fall aufgeben.
Sie streichelte sein Kinn und seine Wange. Ihre Brust war auf seinen Oberkörper gepresst, so dass er ihren Herzschlag durch die Stoffschichten fühlte. Es schlug im Takt mit seinem.
»Versprich mir, dass du abreist«, flüsterte sie. »Tu nur dieses eine Mal, worum ich dich bitte, und lauf weg.«
Wieder wurde ihm die Kehle eng, doch das ignorierte er. Er wollte sie nicht verlassen, wusste nicht, ob es sicher für sie war. Andererseits wäre sie in größerer Gefahr, solange er hier war. »Nur, wenn du mir versprichst, mich baldmöglichst zu jagen.«
Violet hob ihren Kopf und sah ihn verwundert an. Tränen glänzten in ihren Augen. »Ich werde dich jagen.«
Er küsste sie. »Dann sorge ich dafür, dass du mich findest.«
Mehr durfte er ihr vorerst nicht zugestehen.
7
V iolet musste ihr gesamtes Vertrauen und mehr aufbieten, um Payen gehen zu lassen. Sie hätte ihm jederzeit ihr Leben anvertraut, keine Frage, aber darauf zu bauen, dass er sich gestattete, sie zu lieben, war etwas gänzlich anderes.
Sie liebte ihn, und doch machte sein plötzliches Verschwinden vor fünf Jahren es ihr schwer, ihm abermals ihr Herz zu schenken. Es war durchaus denkbar, dass er an einen Ort floh, zu dem sie ihm nicht folgen konnte, und behauptete, es wäre zu ihrem eigenen Besten.
Seine Sachen waren bereits gepackt und nach London geschickt worden, wo er auf ein Schiff steigen und zum Kontinent übersetzen sollte. Sobald er in Sicherheit war, würden Henry, Eliza und Violet ebenfalls abreisen, um dem Skandal nicht länger ausgesetzt zu sein. Payen wollte sie in Italien treffen. Eliza wäre gewiss nicht einverstanden, aber Violet musste ihrem Herzen folgen.
Sie verabschiedeten sich in der Bibliothek, deren Glastüren zum Garten offen standen. Auch wenn sie keine direkten Nachbarn hatten, war es klüger, wenn Payen aus dem abgeschlossenen hinteren Gartenteil in die Luft aufstieg, wo ihn niemand sehen konnte. Wie eine riesige Fledermaus – ein Bild, aus dem Gerüchte geboren würden.
»Mir gefällt es nicht, feige zu fliehen«,
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