Schwestern Des Blutes
sie genug bekam.
Schließlich richtete er sich halb auf. Unter Elizas und Henrys entsetzten Blicken nahm er hastig seine Krawatte ab und band sie um Violets Hals, um die Blutung zu stillen.
»Mein Gott, Mann«, rief Henry ungläubig. »Was hast du getan?«
Payen drehte sich erschöpft zu seinem Freund um. »Ich hoffe, dass ich die Frau gerettet habe, die ich liebe.«
8
D ie Trauung fand zwei Abende später um acht Uhr an Bord eines Schiffes nach Frankreich statt.
Die Braut trug Flieder – die Lieblingsfarbe des Bräutigams – anstelle von Weiß. Und der Bräutigam steckte ihr einen Ring an, den vor fast achthundert Jahren eine andere Carr-Braut getragen hatte: seine Mutter.
»Wollen Sie diese Frau zu Ihrer Gemahlin nehmen?«, fragte der Kapitän.
Da er seinen Schwur gegenüber den Templern gebrochen hatte, fand Payen es nur richtig, den wichtigsten Schwur seines Lebens gegenüber Violet abzulegen, der Frau, die er zum Vampir gewandelt hatte.
Der Frau, die ihn niemals entkommen ließe, selbst wenn er wollte.
Er lächelte ihr zu, wobei er nur ein klein wenig von seinen Reißzähnen entblößte. »Ja, ich will.«
Henry und Eliza waren Trauzeugen. Keiner der beiden hatte ihm bisher ganz vergeben, dass er ihr Mündel gewandelt und zu einem Leben in ewiger Dunkelheit verdammt hatte, doch sie konnten auch ihre Freude nicht verhehlen, Violet noch bei sich zu haben.
»Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.«
Violet sprang ihm buchstäblich in die Arme. Wie sehr er es genoss, sie halten zu können, ohne Angst zu haben, dass er sie zerbrach. Er liebte ihre Kraft und ihre Weichheit, jeden Millimeter von ihr. Er liebte sie.
Rupert Villiers hatte England noch in der Nacht des Überfalls verlassen. Keiner schien zu wissen, wohin er geflohen war, und fürs Erste war es Payen recht so. Wenn Violet sich an ihr neues Leben gewöhnt und ihre gemeinsame Existenz in ruhigere Bahnen gefunden hatte, würde er die Jagd nach dem kleinen Mistkerl aufnehmen. Aber darüber wollte er nicht in seiner Hochzeitsnacht nachdenken.
Sie aßen ein leichtes Dinner mit Henry und Eliza, bevor sie sich in ihre Kabinen zurückzogen. Payen war dankbar, mit Violet allein zu sein.
»Ich hätte Elizas vorwurfsvolle Blicke keine Minute länger ertragen.«
Violet lachte und kehrte ihm den Rücken zu. »Sie wird es schon noch verwinden. Knöpfst du mir bitte das Kleid auf?«
Er küsste ihren Nacken. »Mit Vergnügen.«
»Bereust du es?«, fragte sie, während er die winzigen Perlknöpfe auf ihrem Rücken löste. Er konnte es gar nicht erwarten, sie nackt vor sich zu haben.
Nachdem er die Knöpfe geöffnet hatte, drehte er Violet zu sich, damit sie ihn ansehen und erkennen konnte, dass er es ehrlich meinte. »Ich bereue, dich vor fünf Jahren verlassen zu haben. Aber ich könnte niemals bereuen, jetzt bei dir zu sein.«
»Sicher?«
Ihre Unsicherheit war neu. Zweifelte sie an seinen Gründen, sie zu verwandeln? »Dass ich Lady Verges Porzellanteller zerschnitten habe, bedaure ich mehr.«
Sie staunte. »Du hast einen Teller durchgeschnitten?«
»Als ich von deiner Verlobung erfuhr, ja.«
Sie lachte so bezaubernd, dass es ihm gar nichts ausmachte, den peinlichen Vorfall zu erwähnen. »Es gibt vieles in meinem Leben, das ich bereue, Violet Wynston-Jones Carr, aber dich zu lieben zählt nicht dazu.«
»Du liebst mich?«
Er umfing ihr Gesicht mit beiden Händen. »Natürlich liebe ich dich. Und ich bin ein Esel, dass ich es dir nicht schon längst gezeigt habe. Du bist die Farbe in meiner Welt, Violet. Mit dir wird jede Nacht heller.«
Tränen hingen in ihren braunen Wimpern, als sie lächelte. »Ich wusste, dass du mich liebst, aber nach dem, was passiert ist« – nach wie vor konnte sie nicht über den Überfall reden –, »dachte ich, dass du es vielleicht getan hast, weil du dich schuldig fühltest.«
»Nein, meine Gründe waren ganz und gar eigennützige«, antwortete Payen, der das Kleid von ihren Schultern schob, so dass es zu Boden glitt und sich um ihre Füße bauschte. »Weil ich dich für immer bei mir haben wollte.«
Sie schlang ihre langen, starken Arme um ihn. »Dann rennst du nicht mehr davon?«
»Oh, nein, gewiss nicht. Und solltest du auf die Idee kommen, meine Liebste, jage ich dich. Wo du auch hingehst, ich finde dich.«
Violet lächelte. »Und ich finde dich.«
Payen hätte sie auf der Stelle geliebt, mitten in der Kabine auf dem Schiff, das unter ihnen schaukelte, aber seine Ehefrau verdiente es, ihre
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