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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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allein, Titania. Eure Zeit ist längst abgelaufen, und Ihr solltet lieber würdevoll in die Schatten gehen, ehe ich Eure Vergehen den Behörden in der Anderwelt melde. Und jetzt lasst uns mit Tom sprechen. Ich vertrete die Macht der Stadt Y’Elestrial, des AND und der Garde Des’Estar, und ich werde ihn mitnehmen .«
    Morio trat an meine Seite. Die pensionierte Königin ließ den Kopf hängen, als ich meine Dienstmarke zückte. Sie war aus Leder gearbeitet und verzaubert – wenn sie sich länger als einen Tag außerhalb meiner Reichweite befand, würde sie sich selbst zerstören. Dass ich sie in der Hand hielt, war also Beweis genug für ihre Echtheit.
    Titania rang die Hände, und nun tat sie mir beinahe leid. Jahrtausendelang war sie das schönste Geschöpf auf Erden gewesen und hatte über Tausende von Feen geherrscht. Jetzt war sie vergessen. Ein Dinosaurier.
    »Und wenn wir sie nach –«, begann Morio, doch ich unterbrach ihn; ich wusste, was er vorschlagen wollte. Ich zog ihn ein paar Schritte beiseite und senkte die Stimme.
    »Sie würde sich niemals an die Anderwelt anpassen können. Das würde sie endgültig um den Verstand bringen, genau wie bei Tam Lin. Titania ist zu stolz, um zuzugeben, dass sie ihre Zeit lange überlebt hat. Manche Sidhe schleppen sich über Jahrtausende hin, aber die meisten entscheiden sich dafür, ihr sterbliches Leben viel früher zu beenden, wenn sie müde werden oder sich nur noch langweilen.«
    »Ich rufe Tom«, sagte Titania und blickte auf. Ich hatte das Gefühl, dass sie uns gehört hatte. »Ihr könnt mit ihm tun, was ihr wollt. Wir haben dieses Spiel tausend Jahre lang gespielt. Ich denke, es ist an der Zeit, es zu beenden und für unentschieden zu erklären.«
    Sie erhob sich, glitt zum anderen Ende der Höhle und spähte dort in einen Tunnel. Ich konnte ihr Flüstern schwach im Wind hören – sie rief Tom herbei. Dann kehrte sie zu uns zurück, sah mir in die Augen, und alle List und Täuschung fiel von ihr ab.
    »Ich nehme an, ich sollte mich bei dir bedanken, Hexling. Du hast mich daran erinnert, was ich einmal war. Ich werde weder zu einem wandelnden Schatten verblassen noch mich der Herrschaft einer übersättigten Königin unterwerfen, die die Welt, auf der sie geboren wurde, schmählich im Stich gelassen hat. Nimm Tam Lin und geh. Der Drache wird dich passieren lassen, wenn du ihm dies hier gibst.« Sie hielt mir ein Emblem hin, aus Silber gegossen und im Mondlicht geschmiedet. Ich spürte die Kraft, die durch diesen Talisman strömte, und blickte zu ihr auf.
    »Das braucht Ihr nicht zu tun«, sagte ich, und sie verstand, dass ich nicht von Tom sprach.
    »O doch«, entgegnete sie. »Die Welt ist zu klein geworden, und da die Anderwelt sich nun wieder mit der Menschheit vereint hat, gibt es keinen Platz mehr für mich. Ich könnte nicht durch die Städte spazieren, selbst wenn ich das wollte, und die wilden Landstriche auf der Erde sind selten und weit verstreut.«
    Ich drehte das Emblem in der Hand herum. Drachenrunen. Smoky hatte also ein Bündnis mit Titania geschlossen. Ohne dieses Emblem hatte Titania nichts mehr gegen ihn in der Hand, um sich zu schützen. Als ich es in meine Tasche gleiten ließ, bemerkte ich, dass Tom im Eingang zur Höhle stand. Ergraut und abgehärmt, sah er aus wie ein echter alter Holzfäller, dieser Mann, der einst ein Ritter gewesen war. Doch seine Augen waren leer, und ich erkannte, dass er diese Welt im Grunde schon längst verlassen hatte. Wo Toms Seele umherstreifte, wusste ich nicht, doch er war ein herumirrender Verwundeter, ein halber Mensch, und sein Geist existierte nur noch in den Fragmenten einer Persönlichkeit, die die Feenkönigin für ihn erschaffen hatte.
    Ein Anhänger baumelte von seinem Hals, ein rundgeschliffener Smaragd in einer Fassung aus gewobenem Gold und Silber. Der Edelstein flackerte und nahm jedes Mal, wenn ich hinsah, wirbelnd ein neues Muster an. Das erste Geistsiegel.
    »Mein Tom, hör mir zu«, sagte Titania mit sanfter Stimme.
    Morio und ich wechselten einen Blick. Obwohl Titania so rücksichtslos mit ihm verfahren war, bedeutete Tom ihr offenbar viel. Sie hatte ihn einst geliebt. Nun, da er in hundert Lebensspannen zersplittert war, hatte ich das Gefühl, dass er so etwas wie ihr Schoßhund geworden war, ein geliebtes altes Haustier, um das man sich bis zum Ende kümmerte.
    »Ich möchte, dass du mit diesen Leuten mitgehst. Sie werden dich gut behandeln.«
    Er blickte verwirrt drein. »Wo werde ich

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