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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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gigantischen Augapfel, der aussah wie eine Wand aus Eis. »Kleine Hexe, werde nur nicht zu frech.«
    »Ich kenne deinen Namen nicht und muss dich ja mit irgendetwas außer ›He du‹ oder ›Drache‹ anreden können, nicht? Also werde ich dich Smoky nennen, solange du dich weigerst, uns deinen Namen zu nennen.« Ich seufzte. Das brachte uns nicht weiter, schlimmer noch – wir könnten uns damit eine Einladung zum Abendessen einfangen.
    Doch er lachte. »Zu schade, dass du nicht noch eine Weile zum Spielen bleiben kannst.«
    »Hör mal, wir könnten wirklich deine Hilfe gebrauchen«, sagte ich. »Du könntest uns einen sehr großen Gefallen tun, wenn du bereit wärst, uns ein Stück zu begleiten.«
    »Jetzt brauchst du also meine Hilfe, ja?« Er blinzelte; der Windstoß seines Lidschlags zerzauste mir tatsächlich das Haar. »Was willst du?«
    Ich räusperte mich. »Wir haben Tom, und wir nehmen ihn mit. Wir brauchen Geleitschutz bis zu seinem Haus. Dämonen schleichen in den Wäldern herum, Smoky, und sie haben es auf Tom abgesehen. Sie haben jedenfalls nicht vor, ihn mit einem Picknick zu überraschen, das kann ich dir sagen. Wenn sie ihn uns wegnehmen, wird die ganze Welt darunter leiden.«
    Ja, Drachen konnten richtig gemein sein und schnappten sich oft ahnungslose Reisende als kleinen Snack, aber sie waren nicht böse in dem Sinne, wie Dämonen böse waren. Und glücklicherweise mochten die meisten Drachen keine Dämonen. Ich hatte in Drachenkunde in der Schule gut aufgepasst.
    Smoky runzelte die Stirn – keine einfache Aufgabe für einen Drachen –, und nach einer Pause, die mir ewig vorkam, sagte er: »Dämonen, so? Die sind in meinen Wäldern jedenfalls nicht willkommen. Schön, ich beschütze euch auf dem Weg zurück zum Haus.«
    Ich rief Morio und Tom mit einem Pfiff herbei, als der Drache sich zurückzog. Ein greller Lichtblitz blendete mich, und als das Licht erlosch und ich wieder sehen konnte, stand ein großgewachsener Mann in einem langen, weißen Umhang neben mir. Er hatte silbernes Haar, das ihm bis zu den Fußknöcheln über den Rücken floss, und seine Haut hätte aus Alabaster gemeißelt sein können. Doch diese Augen – das waren dieselben Gletscherseen, die eben auf mich herabgestarrt hatten. Ich hatte davon gehört, dass Drachen menschliche Gestalt annehmen konnten, zumindest die älteren; aber ich hatte nicht gewusst, ob das stimmte oder nicht. Damit war die Frage wohl beantwortet.
    Morio blickte mit großen Augen an dem schlanken Hünen empor. »Du bist –«.
    Der Mann lächelte dünn. »Smoky, ganz recht. Kommt, schaffen wir euch zurück zu Toms Haus, ehe mir langweilig wird.«
    Wir stapften durch den Wald, Smoky vorneweg. Ich ließ mich ein wenig zurückfallen und studierte das Tier in Menschengestalt.
    Er sah gut aus, wenn auch recht streng, doch seine Ausstrahlung verdankte er nicht nur dem Aussehen. Diese uralte Drachenenergie verlieh ihm eine königliche Haltung. In seiner Drachengestalt könnte er mich fressen, doch als Mensch würde er wohl niemals grob oder ungehobelt sein. Er würde sich nehmen, was oder wen er wollte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, doch er würde das mit ausgesuchter Höflichkeit tun.
    »Du findest mich verwirrend?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    Ich errötete. Irgendwie hatte er meine Faszination gespürt. »Nur... anders«, stammelte ich. Mein ganzer Charme, meine Selbstsicherheit und Erfahrung schienen sich in nichts aufgelöst zu haben. Mit dem Bade ausgeschüttet, wie das sprichwörtliche Kind.
    Morio starrte ihn unverhohlen an. »Sag mir eines: Wenn ein Mensch zufällig im Wald auf dich träfe, und du hättest bemerkt, dass er kommt, was würde er dann vorfinden?«
    Smoky kicherte dumpf. »Na, mich natürlich. So, wie ich jetzt bin. Sie würden einen angenehm exzentrischen Wanderer treffen, der einen kleinen Ausflug macht. Natürlich würde ich dann Jeans und eine Lederjacke tragen. Außer ich hätte Hunger, der andere wäre allein, und es bestünde keine Gefahr für mich, erwischt zu werden.« Er stieß ein Lachen aus, das mich daran erinnerte, dass ich mich mit einem Drachen unterhielt, nicht mit einem Menschen.
    »Frisst du denn viele Leute?«, erkundigte ich mich, obwohl ich nicht sicher war, ob ich das wissen wollte.
    »Das kommt darauf an, wie viele du als viele betrachtest?«
    Ich warf ihm einen Blick zu, und er lächelte mich an. O ja, Drachen waren charmant, das konnte man nicht anders sagen.
    »Ich fresse eben, wenn ich

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