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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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gern die Lokalpresse, um über die Stadt auf dem Laufenden zu bleiben, und erkannte sie von dem Foto neben einem Artikel über ein großes Charity-Event vor ein paar Monaten. Sassy war also ein Vampir? Wer hätte das gedacht!
    Einige andere Vampire im Raum starrten mich mit offenkundigem Interesse und geblähten Nasenflügeln an, doch als Menolly den Arm um mich legte, beschlossen sie wohl, Abstand zu wahren. Einer von ihnen, ein verschroben aussehender Mann mit einem Pferdeschwanz und einer Schicht schwächlichen Flaums am Kinn, trug ein T-Shirt mit Microsoft- Aufdruck und löchrige Jeans. Er zwinkerte mir zu, als er meinen Blick auffing, und hob seine Flasche, als wolle er mit mir anstoßen.
    Ich schluckte und drückte mich noch enger an Menolly. »Vielleicht war das doch keine so gute Idee –«
    »Ach, meinst du?«, schnaubte sie. »Aber da wir nun schon einmal hier sind, bleiben wir doch noch ein bisschen und sehen es uns wenigstens mal an.« Ihre Augen blitzten, und ich hatte das Gefühl, dass sie es genoss, wie ich mich wand.
    Ich räusperte mich. »Bin ich denn hier die einzig Lebendige? Irgendwie hatte ich erwartet, dass mehr Leute da sind, die ihre Angehörigen unterstützen wollen.«
    »Lassen Sie sich davon nicht stören«, sagte eine Stimme hinter uns. »Den Mitgliedern ist es verboten, von den Gästen zu trinken, solange sie sich hier aufhalten. Sie sind also sicher, zumindest körperlich. Wir haben natürlich keine Kontrolle über die Phantasie unserer Teilnehmer.«
    Ich fuhr herum. Der Mann, der mich angesprochen hatte, war mittelgroß und hatte hellblond gebleichtes Haar. Er trug eine Tweedjacke mit Lederflicken an den Ellbogen, saubere Jeans und eine quadratische Kunststoffbrille.
    Ehe ich mich beherrschen konnte, platzte ich heraus: »Ich wusste gar nicht, dass manche Vampire eine Brille brauchen.«
    »Reine Gewohnheit«, sagte er. »Das Glas ist ganz normales Fensterglas. Aber ich kann mich nicht daran gewöhnen, ohne Brille herumzulaufen. Ich bin noch relativ frisch. Übrigens bin ich derjenige, der diese Gruppe ins Leben gerufen hat.« Sein Blick erfasste Menolly langsam von Kopf bis Fuß. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Ihnen sage, dass Sie umwerfend aussehen.«
    Sie sah ihn verblüfft an, und ich wusste, was ihr durch den Kopf ging. Es war lange her, seit irgendjemand außer Delilah oder mir ihr so etwas gesagt hatte. Menschen fanden Vampire unwiderstehlich, doch das lag an diesem einmaligen UntotenCharme. Dass ein Vampir ihr ein solches Kompliment machte, war für sie etwas ganz anderes.
    »Danke«, sagte sie langsam. »Ich bin Menolly. Das ist meine Schwester Camille.«
    Er nickte. »Und Sie beide haben Feenblut, wenn ich mich nicht irre. Also, wir fangen gleich an – nehmen Sie bitte Platz, meine Damen.«
    Auf dem Weg zu unseren Plätzen war Menolly ganz still. Ich hätte erwartet, dass sie mindestens eine spitze Bemerkung über die gammeligen Gestalten im Publikum machen würde, doch sie schien mit anderen Gedanken beschäftigt zu sein.
    Der Vampir, mit dem wir uns eben unterhalten hatten, stieg aufs Podium und ließ den Blick über die etwa zwanzig versammelten Zuhörer schweifen. »Willkommen, ihr Kinder der Nacht und liebe Gäste, zum wöchentlichen Treffen der Anonymen Bluttrinker. Denjenigen, die heute zum ersten Mal bei uns sind, möchte ich kurz erklären, worum es hier geht.«
    Niemand sonst schien sich hier unsicher zu fühlen, also waren wir vermutlich die einzigen Neuen heute Abend.
    »Wir sind eine Selbsthilfegruppe für kürzlich verwandelte Vampire und deren Angehörige, die mit dem Problem konfrontiert sind, sich in einem ganz neuen Leben zurechtfinden zu müssen. Oder einem neuen Tod, wenn Ihnen das lieber ist. Ich war Psychiater, ehe einer meiner Patienten zu dem Schluss gelangte, dass ich als Vampir besser dran wäre. Jetzt berate ich meinesgleichen. Ich fange selbst mit der Vorstellungsrunde an.« Er hob eine Hand und winkte. »Hallo, ich bin Wade, und ich bin seit fünf Jahren Vampir.«
    Das Publikum entgegnete schallend und wie aus einem Munde: »Hallo, Wade!«
    Menolly blinzelte, und ich sah, dass sie sich ein Lächeln verkniff. Die Begeisterung im Raum, die eben noch recht lasch gewesen war, brachte nun spürbar die Wände zum Wackeln, während jeder der anwesenden Vampire seinen Namen und das Standardsprüchlein aufsagte und dafür herzlich willkommen geheißen wurde.
    Als Menolly an die Reihe kam, packte sie meine Hand und warf mir einen Blick

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